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Die Marionette

Die Marionette

Titel: Die Marionette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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Sehr eng. Nach dem Anschlag in Berlin hatte es noch Verhandlungsspielraum gegeben, jetzt war die Kompromissbereitschaft seitens der Behörden erschöpft. Sie würden ab jetzt keine Rücksicht mehr auf Rittmer nehmen. Es ging nur noch darum, Bender lebend zu befreien. Martinez war sich nicht sicher, ob sie erfolgreich sein würden. Was er über die Elite-Soldatin wusste, sagte ihm, dass die Sache längst nicht ausgestanden war.
    Nicht weit von ihm entfernt schritt Valerie Weymann wie eine Schlafwandlerin durch die Trümmer. Ihr Entsetzen, ihre Fassungslosigkeit waren greifbar. Als sie ihn bemerkte, wandte sie den Blick ab. Sie ging ihm aus dem Weg, hielt so viel Distanz wie nur möglich, ohne das gemeinsame Ziel, an dem sie arbeiteten, zu gefährden. Bislang hatte er das respektiert.
    »Du hast versucht, Rittmer zu warnen«, sagte er zu ihr.
    Valerie fuhr herum. »Hätte es etwas geändert, wenn ich es nicht getan hätte?« Ihre Stimme verriet, wie frustriert sie war. Sie bückte sich nach einer abgerissenen roten Blüte, die vor ihr auf dem Boden lag.
    »Vielleicht wären die beiden Polizisten noch am Leben«, erwiderte er kalt.
    Sie sah ihn nur an und ging wortlos weg, die Blüte noch immer zwischen ihren Fingern. Martinez folgte ihr mit einigem Abstand. Es wurde Zeit, dass sie beide die Altstadt verließen. Die ersten Journalisten würden bald auftauchen, und weder für ihn noch für Valerie war es opportun, ihnen in die Arme zu laufen.
    Unter dem Vorwand, einen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden zu haben, waren die Bewohner der Altstadt von Calw in Absprache mit den örtlichen Behörden evakuiert worden. Nachdem Katjas Ziel in Berlin das Torhaus des Brandenburger Tors gewesen war und in Bonn in der Nähe des historischen Münsters gelegen hatte, hatten sie darauf gesetzt, dass sie auch in Calw ein historisches Objekt für ihren Anschlag wählen würde. In der offiziellen Darstellung hieß es, dass der Sprengkörper beim Abtransport explodiert war. Die Einsatzkräfte waren zunächst sicher gewesen, dass es keine Zeugen für den Zwischenfall gab, doch dann war ein Video auf YouTube aufgetaucht. Es war von schlechter Qualität, vermutlich mit einem Handy aufgenommen, bei dessen Zoomfunktion die Schärferegulierung nicht mehr funktionierte, weshalb Katja nur als flüchtiger Schemen zu erkennen war. Die Explosion des gepanzerten Fahrzeugs war jedoch deutlich genug gewesen. Die deutschen Ermittlungsbehörden hatten sofort reagiert und das Video sperren lassen, doch da war es bereits zu spät gewesen. Das Telefon beim LKA und der örtlichen Verwaltung hatte nicht mehr stillgestanden. Zu viele Fragen wurden gestellt. Feuerwehr und Polizei hatten nach wie vor das gesamte Viertel abgesperrt, die Aufräumarbeiten sollten jeden Augenblick beginnen, trotzdem würden sich für die zu erwartenden Fotografen und Kamerateams noch genügend Motive bieten.
    Mayer kam ihnen aus Richtung des Rathauses entgegen. »Der Leiter des Landeskriminalamtes ist soeben eingetroffen, um die Pressekonferenz zu leiten«, sagte er. »Wir müssen aufbrechen. Die Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei sind bereits dabei, die umliegenden Waldstücke zu durchsuchen. Katja kann noch nicht weit sein.«
    Martinez kannte Mayer zu lange, um nicht die Anspannung in der Stimme seines deutschen Kollegen zu hören, auch wenn dieser sich nach außen beherrscht gab. Mayer fühlte sich persönlich verantwortlich für jeden Verletzten, für jeden Toten. Davon abgesehen, wusste er nur zu gut, dass auch sein Kopf rollen würde, wenn er diesen Auftrag nicht schnell zu einem glücklichen Ende brachte. Wenn es nicht gelang, Bender lebend aus Katjas Gewalt zu befreien, würde es genügend gewichtige Stimmen in Berlin geben, die behaupteten, Mayer hätte die Mission um seines eigenen Vorteils willen sabotiert. Der amerikanische Botschafter in der Hauptstadt hatte Martinez gegenüber keinen Zweifel darüber gelassen, dass sich Eric Mayer in politischer Isolation befand und in welch riskante Situation Martinez sich und die amerikanische Vertretung in Deutschland brachte, wenn er den BND -Agenten weiterhin unterstützte und mit ihm zusammen scheitern sollte. »Gerwin Bender ist einer der führenden Wirtschaftsbosse in Deutschland, und seinen politischen Einfluss dürfen wir nicht unterschätzen.«
    Martinez hatte daraufhin vorgeschlagen, beurlaubt zu werden. Es hatte einen kurzen und nicht unbedingt angenehmen verbalen Schlagabtausch gegeben, gefolgt von einem

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