Die Marionette
sich plötzlich sicher. Nicht wenn Katja nicht gefunden werden wollte. Sie bemerkte, dass Lars Günther das Gespräch ebenso nachdenklich verfolgte wie sie, und gab sich einen Ruck. Vielleicht hatten sie doch noch eine letzte Chance. Sie gab Günther unauffällig ein Zeichen. Augenblicke später trafen sie sich auf dem Flur. »Unsere Zeit läuft ab. Morgen endet das Ultimatum, das Katja uns gestellt hat, und die Fronten sind völlig verhärtet«, sprudelte es aus ihr heraus. »Ich muss mich mit ihr treffen. Es gibt keinen anderen Weg mehr, an sie heranzukommen. Ihr meinen Glauben an sie zu beweisen.« Und dann erzählte sie ihm von dem Telefongespräch, das sie vor wenigen Stunden auf eigene Faust mit Katja geführt hatte. »Wenn die Verbindung nicht plötzlich abgebrochen wäre, hätte ich sie dazu gekriegt, aufzugeben«, erklärte sie. »Ich war so kurz davor.«
»Was sagt Eric Mayer dazu?«
»Es hat keinen Sinn, mit ihm darüber zu sprechen. Ich habe es bereits mehrfach versucht. Er hält es für zu gefährlich.«
Der Psychologe räusperte sich. »Mayers ablehnende Haltung ist nachvollziehbar. Schließlich ist er Ihnen gegenüber emotional nicht ganz unbeteiligt, oder?«
Valerie sah überrascht auf. Günther lächelte und zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Es geht mich nichts an, aber es ist nicht zu übersehen, dass es zwischen Ihnen, Mayer und Martinez eine Verbindung gibt, die nicht ganz unkompliziert zu sein scheint.«
»Das ist eine längere Geschichte«, erwiderte Valerie ausweichend. »Die hier aber nichts zur Sache tut.«
»Das wollte ich damit auch nicht sagen.«
»Gut. Kann ich mit Ihrer Unterstützung rechnen? Ich möchte Katja lebend aus der Angelegenheit rausbringen.«
Günther nickte. »Haben Sie eine Vorstellung, wie wir vorgehen sollen?«
Diesmal war es Valerie, die sich räusperte. »Ich habe ihr gerade eine SMS geschickt.«
»Und?«
»Sie hat noch nicht geantwortet.«
»Was kann ich tun?«
»Sie müssen mir helfen, Eric Mayer zu überzeugen, dass es keinen anderen Weg gibt.«
In diesem Moment vibrierte Valeries Mobiltelefon. Katja Rittmer schlug ein Treffen am nächsten Vormittag vor.
***
Calw, Deutschland
»Das ist eine völlig irrsinnige Idee«, protestierte Mayer. »Valerie wird auf keinen Fall den Lockvogel spielen. Das ist viel zu gefährlich. Katja lässt sich nicht so leicht in eine Falle locken. Wenn sie jetzt noch einem Treffen zustimmt, dann verfolgt sie damit eigene Ziele.«
»Vielleicht sieht sie es nicht als Falle«, warf Günther ein. Er berichtete kurz von dem Gespräch, das Valerie vor wenigen Stunden mit Katja geführt hatte. »Es könnte für Katja die letzte Rettung sein.«
»Was geschieht, hängt doch letztlich auch davon ab, was wir ihr anbieten«, fügte Valerie hinzu.
Mayer schüttelte den Kopf. »Wenn es überhaupt zu einem Treffen kommen sollte, gehe ich selbst. Ich werde niemand anderes diesem Risiko aussetzen.«
»Darauf wird sie nicht eingehen, das haben wir schon versucht«, widersprach Valerie. »Ihr könnt mich doch verkabeln, wie damals für das syrische Konsulat.«
Mayer warf ihr einen eisigen Blick zu. »Die Aktion war auch nicht gerade von Erfolg gekrönt.«
»Ich werde wohl kaum mit einem Boot fliehen«, erwiderte sie bissig.
Sie funkelten sich an, bis sie sich beide wieder Lars Günthers Gegenwart bewusst wurden. Valerie richtete sich verlegen auf und zog ihr Kostüm glatt. Mayer räusperte sich, als er feststellte, dass auch Martinez und Schavan inzwischen unbemerkt dazugetreten waren.
»Hat Katja einem Treffen wirklich zugestimmt?«, fragte der BKA -Mann überrascht.
»Wir werden diesen Plan nicht durchführen«, erwiderte Mayer abschließend. Schavan runzelte die Stirn, doch bevor er etwas dazu sagen konnte, beugte sich Martinez zu Mayer und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich würde gern kurz allein mit dir sprechen.«
Mayer runzelte die Stirn.
»Bitte.«
»Es ist eine Chance, die wir nicht ausschlagen dürfen, Mayer«, sagte Martinez beschwörend.
»Ich werde Valeries Leben nicht riskieren. Wenn sie Polizistin wäre oder Agentin, wäre es etwas anderes. Aber sie ist Zivilistin.«
»Geht es dir wirklich darum?«, fragte Martinez. »Oder hast du einfach Angst, die Frau zu verlieren, die du liebst?«
Mayer antwortete nicht.
»Katja Rittmer hat von vornherein klargemacht, dass sie Valerie Weymann als Verhandlungspartnerin haben will. Valerie ist freiwillig zu uns gekommen. Und es war auch ihre Idee, sich mit Rittmer zu
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