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Die Marionette

Die Marionette

Titel: Die Marionette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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kämpfe um Sie, weil ich weiß, dass Sie recht haben mit Ihren Anschuldigungen. Seit unserer ersten Begegnung in Hamburg sammle ich Beweise für das, was Sie mir erzählt haben. Beweise, die auch vor Gericht bestehen werden. Ich arbeite mit einem englischen Journalisten zusammen, dessen Enthüllungen schon dafür gesorgt haben, dass der Wirtschaftsminister zurücktreten musste.« Valerie atmete tief durch. »Bitte, vertrauen Sie mir.«
    Katja zögerte erneut, schüttelte schließlich den Kopf. »Ich kann nicht.«
    »Katja, sehen Sie mich an«, bat Valerie.
    Katja, die die ganze Zeit über unruhig die Umgebung beobachtet hatte, konzentrierte sich auf Valerie, und einen Atemzug lang fiel die harte Fassade, und Valerie sah das Entsetzen in Katjas Augen, ihre Angst und ihre Einsamkeit. »Ich würde Ihnen gern erzählen, was in Somalia passiert ist«, sagte die Ex-Soldatin so leise, dass Valerie sie kaum verstand.
    Valeries Herz schlug schneller.
    »Valerie, wir haben den Mann, der den Zünder gebaut hat. Wir können die Bombe entschärfen. Geh aus dem Weg!« Erics Stimme.
    Geh aus dem Weg.
    Tränen sprangen Valerie in die Augen. Somalia. Der Kern des Traumas, das Katja gefangen hielt, und sie war bereit, darüber zu sprechen. Aber es war zu spät. Endgültig zu spät.
    Katja hatte die Veränderung in Valeries Ausdruck bemerkt, denn sie lächelte plötzlich. Ein Lächeln, das ihr Gesicht verzauberte, ihm die Härte nahm und es so viel jünger erscheinen ließ, so wie vor nicht einmal zwei Wochen auf dem Friedhof in Hamburg, als sie neben Valerie auf der Bank gesessen und zu dem steinernen Grabengel emporgeblickt hatte.
    »Katja«, sagte Valerie flehentlich, während sie vorsichtig einen Schritt zurücktrat. »Bitte, geben Sie mir den Zünder. Bitte!«
    Noch immer lächelnd griff Katja in die Tasche ihrer Jacke.
    Valerie hörte den Schuss erst, als die blonde Frau vor ihr in das hohe Gras zu ihren Füßen fiel. Aus einem kleinen Loch in Katjas Stirn rann Blut, aus dem hellen Blau ihrer Augen hatte sich auch der letzte Schimmer verloren. Ihre Hand rutschte aus der Jackentasche, ihre Finger öffneten sich. Sie waren leer.
    Mit einem Satz war Valerie über die Mauer gesprungen und sank neben Katja auf die Knie. Tränen strömten ihr über die Wangen, sie berührte Katjas Hände, ihr Gesicht, als ob sie so ungeschehen machen könnte, was passiert war. Das Blut lief über Katjas gebräunte Haut wie eine Spur roter Tränen und verlor sich in dem hohen Gras, das sie umschloss. Jemand griff nach Valeries Schultern und zog sie hoch. Sie blickte in Martinez’ Augen. Auf die Waffe in seiner Hand. »Ich hätte es fast geschafft«, schrie sie ihn an und hieb mit den Fäusten auf ihn ein. »Du hattest, verdammt noch mal, kein Recht, sie zu töten!«
    Dann war Eric da, zog sie in seinen Arm, brachte sie fort. Das Gelände war bereits großräumig abgesperrt, sie fanden Zuflucht in einem Bus der Polizei. »Alles ist gut, Valerie«, sagte er und strich ihr das Haar aus dem Gesicht, reichte ihr ein Taschentuch. »Es gab keinen anderen Weg.«
    Und Valerie erinnerte sich plötzlich an die Worte des Psychologen.
Sie will gefunden werden. Sie sucht den Tod.
»Glaubst du wirklich, dass sie sterben wollte?«, stieß sie mit zitternder Stimme hervor. »Glaubst du, das war ihr Ziel?«
    »Sie wusste genau, was passieren würde, als du sie um den Zünder gebeten hast«, sagte Eric ruhig, aber Valerie spürte, wie erzwungen diese Ruhe war. Sie wischte sich ihre Tränen von den Wangen und zerknüllte das Taschentuch in ihrer Hand. »Was ist in Somalia passiert, Eric?«
    Er atmete tief durch. »Sie hat von Somalia gesprochen?«
    »Sie wollte, aber dann … Was ist dort geschehen?«
    Doch Eric schüttelte nur den Kopf.
    Es war Martinez, der antwortete. »Sie hat zu lange gezögert.« Er stand vor der offenen Schiebetür des Wagens. Valerie hatte ihn nicht kommen hören. »So wie heute.« Er reichte Mayer den Funksender für den Zünder. »Bender wartet auf uns.«
    ***
    Iffezheim bei Baden-Baden, Deutschland
    Der Klang der Martinshörner übertönte die Ansagen zur Startaufstellung des nächsten Rennens. Die Rennplatzbesucher sahen irritiert auf. Iffezheim war nur eine kleine Gemeinde, nicht mehr als fünftausend Einwohner. Was mochte passiert sein? Einige richteten ihre Ferngläser auf die Umgebung, doch das Gelände lag am Ortsrand. Abgelenkt wie sie waren, entging den meisten, dass der Rennbahnsprecher nur Augenblicke später seine Ansage unterbrach

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