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Die Marketenderin

Die Marketenderin

Titel: Die Marketenderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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verheimlichen.
    Er beobachtete, daß Gerter einen anderen Soldaten herzlich begrüßte.
    »Herr Oberleutnant!« strahlte Matthäus Schreiber. »Ich hatte schon Angst, daß Sie den Kosaken in die Hände gefallen wären!«
    »Viel hätte nicht gefehlt«, meinte Gerter, als er Matthäus die Hand schüttelte. »Ich komme mit einer guten und mit einer schlechten Nachricht.«
    »Bitte erst die gute«, meinte Schreiber. »Bei all den schlechten Meldungen, die uns erreichen, habe ich Angst, daß ich die gute gar nicht mehr verstehen werde.«
    »Eigentlich sind es zwei gute Nachrichten. Aber vielleicht weißt du schon, daß Napoleon Wilna ohne einen einzigen Schuß eingenommen hat. Er hat die russischen Behörden abgesetzt, einen französischen Gouverneur eingesetzt und außerdem die Wiederherstellung der zerstörten Brücke über die Wilia angeordnet. Schreiber, das kannst du dir nicht vorstellen, was dann passierte! Die Polen von der Kaisergarde konnten es gar nicht erwarten, daß die Brücke fertig wird. Sie stürzten sich zu Hunderten mit ihren Pferden in die brausenden Fluten, um einige Kosaken am andern Ufer zu vertreiben, und ertranken beinahe alle mit dem Ruf: ›Es lebe der Kaiser.‹ Was sagst du dazu?«
    »Daß ich immer noch auf die gute Nachricht warte, Herr Oberleutnant.«
    »Hier hast du sie: In Maliaty habe ich dafür gesorgt, daß ein ordentliches Feldlazarett errichtet wird. Wir hatten Glück, ein Mehl- und Zwiebacktransport für die württembergische Division ist endlich durchgekommen. Wir konnten den Kommandanten nur mit Gewalt zwingen, uns einige Fässer abzugeben.« Er verschwieg, daß er dafür beinahe einen Landsmann hätte erschießen müssen. »Allerdings hatte ich keine Ahnung, daß es mit der Truppe hier so schlecht steht.«
    Fassungslos blickte er um sich und bat Matthäus zu schweigen, als dieser meinte, es stehe noch schlechter um die Truppe, als es aussähe.
    »Die schlechte Nachricht ist wahrscheinlich, daß Sie keine Lebensmittel auftreiben konnten?« fragte Schreiber.
    Gerter nickte.
    »Nur sehr wenig. Ihr müßt morgen nach Gebruiztui weitermarschieren. Die Russen haben zwar dieses Dorf auch niedergebrannt, aber ich habe unter der Asche eines Hauses einen Vorratskeller gefunden. Vieles ist verkohlt und anderes wird bei diesem Wetter nicht lange genießbar bleiben, aber ich denke mir, daß bei ordentlicher Einteilung jeder wenigstens eine Kleinigkeit zu essen kriegen wird.«
    »Das ist doch eine gute Nachricht.« Matthäus Schreiber lächelte schwach. »Und wie finde ich das Haus?«
    »Du wirst es erkennen.«
    An einen verkohlten Pfosten des Hauses hatte Gerter den orangeroten Schal festgenagelt, den ihm die Assenheimerin gestrickt hatte, als er wenige Monate vor dem Feldzug eine Lungenentzündung auskurierte. Matthäus hatte sich damals sehr über die Farbe der Wolle aufgeregt, aber jetzt würde er den Schal zweifellos identifizieren können.
    »Wer ist eigentlich Ihr Begleiter?« erkundigte sich Matthäus. Gerter nickte freundlich zu Eli hinüber. Der stieg ab, verbeugte sich vor dem Korporal und stellte sich auf Französisch vor. Schreiber zögerte einen Augenblick – ein Dolmetscher mit so einer schauderhaften Aussprache! Wo hatte der bloß Französisch gelernt! Mit so jemandem sprach man wohl besser Russisch.
    Froh, eine Gelegenheit zu haben, das gerade Erlernte anzubringen, fragte er Eli auf Russisch ein paar Dinge. Gerter hob die Augenbrauen. »Kaum im Land und schon der Sprache mächtig?« erkundigte er sich auf Französisch.
    »Un peu«, erwiderte Schreiber stolz.
    »Donnerwetter.«
    »Aber ich habe immer noch nicht verstanden, wer Ihr Begleiter nun eigentlich ist«, gestand Schreiber.
    »Wir werden Herrn Abramow nötig haben«, erläuterte Gerter. »Lebensmittel können wir nur noch abseits der Route finden und deshalb brauchen wir einen Sprachkundigen.«
    »Ganz sicher kein Spion?« flüsterte Schreiber. Er sprach wieder deutsch und Eli spitzte die Ohren.
    Gerter lachte.
    »Haßt du die Russen?« fragte er den Korporal.
    Der schüttelte verwundert den Kopf. »Wieso sollte ich? Ich kenne sie doch gar nicht. Ich habe nur den Auftrag, gegen sie zu kämpfen. Wer weiß, morgen sind sie vielleicht meine Verbündeten. Warum sollte ich sie hassen?«
    »Siehst du, Herr Abramow haßt die Russen.«
    »Das verstehe ich nicht. Wo er doch selber einer ist.«
    »Ja und nein. Es wird dir doch aufgefallen sein, daß er Jude ist?«
    Schreiber nickte. »Das macht mich auch mißtrauisch.«
    »Und

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