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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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ergriff mit breitem Lächeln den großen Zinnbecher voll Wein, den ihm sein Gastgeber zur Begrüßung darbot.
    »Hochwerter Vetter von Heideck, ich sehe, Ihr seid ebenso erfreut über meinen Besuch wie ich selber.«
    Beim Trinken rann ihm ein kleines Bächlein vom hellbraunen Bart bis in den Kragen. Er hielt erst inne, als er den Pokal geleert hatte.
    »Ah, ein Schluck Wein nach einem kräftigen Ritt tut immer gut. Ist das Euer Hausgewächs? Nicht schlecht, reicht fast an einen Casteller Tropfen heran.«
    Jovial legte er den Arm um den Ritter von Heideck, der gute Miene zum bösen Spiel machte und ihn in die Kemenate führte.
    »Solch hohen Besuch hab ich selten in meiner bescheidenen Hofstube, Liebden, ich muss mich bemühen, Euch recht Bescheid zu tun. Wenn Ihr erlaubt, so habe ich die Küche angewiesen, ein Vesper vom
Besten zu richten, was das Haus zu bieten hat. Und nachdem Euch mein Wein mundet, werde ich dem Kellner befehlen, mehr davon vom Fass zu zapfen.«
    Die beiden unterhielten sich in freundlichem Plauderton, während sie die Treppen zu den privaten Gemächern des Burgherrn hinaufstiegen.
    In der Wohnstube des Heideckers standen zwei Lehnstühle an einem großen geschnitzten Tisch aus Apfelholz. Zwei Diener waren soeben dabei, ein großes Tischtuch auszubreiten und Brot und Obst hinzustellen. Ein Küchenjunge flitzte herein und brachte ein Tablett mit Essen. Die beiden Herren setzten sich, und der Markgraf zog sofort sein Messer, um damit ein halbes Huhn aufzuspießen. Er riss einen Schenkel ab und biss genussvoll hinein. Konrad von Heideck nahm sich lediglich ein hartes Ei und pellte es umständlich. Die Mahlzeit verlief recht schweigsam.
    »Aah, mein lieber Heideck, so ein gutes ländliches Vesper hab ich lang nicht mehr gehabt. Manchmal glaub ich, die raffinierten Speisen, die unsereins jeden Tag bekommt, setzen dem Magen eher zu, als dass sie ihn erquicken.«
    Georg wischte sich mit dem Tischtuch den Mund sauber. Er suchte mit den Augen den Tisch nach einer Schale zum Händewaschen ab, sah aber keine.
    Konrad von Heideck fand, der Höflichkeit sei Genüge getan, und stand auf.
    »Liebden, wollt Ihr nun die Freundlichkeit haben,
mir den Grund Eures Besuchs mitzuteilen? Denn grundlos seid Ihr sicherlich nicht hier.«
    Georg ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Hingebungsvoll reinigte er seine Fingernägel, dann schenkte er Wein in die Gläser, stand auf und reichte eines davon dem von Heideck.
    »Warum so ungeduldig, Vetter? Ein ausgezeichnetes Mahl, ein guter Tropfen Wein, was will man mehr? Aber da Ihr mich fragt – nun ja, natürlich bin ich nicht ohne Grund gekommen. Ihr könnt’s Euch denken: Es geht um meine Schwester, die Markgräfin Barbara, die mich und meinen Bruder Albrecht, ja die ganze Familie, durch ihr unbedachtes Handeln mit Euch in schwierige Umstände gebracht hat. Wir haben ja schon über die Angelegenheit zur Genüge korrespondiert. Aber ich denke, wo alle Briefe zu nichts führen, hilft oft ein Gespräch von Mann zu Mann. Nein, nein, lasst mich weiterreden, Heideck. Frau Barbara wurde inzwischen auf die Plassenburg verbracht, wo wir hofften, sie zur Auflösung ihres Versprechens zu bewegen. Eigensinniges Weibsbild, das sie ist, weigert sie sich bis heute. Das wisst Ihr natürlich schon alles. Die Spione des Böhmenkönigs sind ja im Allgemeinen gut informiert.«
    Konrad von Heideck versuchte sich zu verteidigen.
    »Erspart Euch die Mühe, Heideck, ich weiß über alles Bescheid. Ein Vögelchen hat es mir gesungen,
nicht ganz freiwillig zwar, aber nichtsdestotrotz … Euer Freund Eyb soll sich im Übrigen inzwischen wieder recht guter Gesundheit erfreuen, wurde mir gesagt … Kurzum, ich will die Sache jetzt endlich aus der Welt schaffen. Nachdem meine Schwester sich allem guten Zureden verweigert, rechne ich auf Euch als Ritter und Ehrenmann. Ihr seid doch ein vernünftiger Mensch, Vetter! Sagt meiner Schwester ab, und es soll Euer Schaden nicht sein!«
    »Es betrübt mich, Euch und die Familie meiner Braut durch unseren Verspruch so erzürnt zu haben, Liebden. Dennoch haben Eure Schwester und ich unser Verlöbnis nicht leichtfertig oder gar im Unrecht geschlossen, wie ich Euch bereits geschrieben habe. Die böhmische Ehe wurde nie vollzogen und hat deshalb nie bestanden. Demnach ist Eure Schwester Witwe, und als solche kann sie für sich selber handeln – Ihr habt keine Vormundschaft über sie. Wenn sie sich nun entschieden hat, mein bescheidenes Leben mit mir zu teilen, so

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