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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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ehrt und freut mich das. Ich sehe mich nicht imstande, das Versprechen, das wir vor Gott getan haben, zu brechen. Denn, wie Ihr schon sagtet, ich bin ein Ritter und Ehrenmann. Nehmt noch einen Schluck Wein.«
    Er griff sich den Ratzen und goss dem Markgrafen nach.
    Georg zog die Augenbrauen hoch, verzog den Mund und holte tief Luft. Gott sei Dank hatte er für
den Fall, dass sich der von Heideck als widerspenstig erweisen sollte, vorgesorgt.
    »Ihr besitzt so wenig Einsicht wie meine Schwester, Heideck. Dabei wärt Ihr gar nicht in der Lage, ihr das Leben zu bieten, das sie gewohnt ist. Wie mir berichtet wurde, habt Ihr mehr Schulden, als für Eure kleine Herrschaft gut sein kann, und habt sogar einen Teil Eurer Burg als Sicherheit für ein Darlehen verpfändet … «
    »Ja, Verpflichtungen hab ich, so wie viele andere und Ihr auch, das ist wahr. Es handelt sich um langjährige Darlehen, die ich nach ein paar guten Ernten, so Gott will, ablösen kann.«
    Georg schmunzelte.
    »Mein lieber Heideck, Ihr werdet damit nicht bis nach den nächsten Ernten warten können.«
    »Was wollt Ihr damit sagen, Liebden?«
    »Nun, nichts anderes, als dass Eure Zahlungen mit dem heutigen Tag fällig sind.«
    Konrad von Heideck zuckte zusammen. Er ahnte, was nun kommen würde, und hilfloser Zorn stieg in ihm auf. Georg hingegen genoss die Situation sichtlich.
    »Mein lieber Heideck, ich habe mir erlaubt, Eure Schulden zur Gänze zu übernehmen. Und anders als Eure bisherigen Leihgeber sehe ich mich außerstande, länger auf eine Rückzahlung zu warten. Die finanzielle Lage des Markgraftums Ansbach ist – wie Ihr schon
bemerktet – nicht so rosig, als dass ich aus Langmut auf größere Beträge verzichten könnte. Wenn Ihr also nicht Eurer Burg und der Herrschaft verlustig gehen wollt, Vetter, so müsst Ihr wohl oder übel bezahlen.«
    Heideck lachte bitter und sah dem Markgrafen ins Gesicht.
    »Aber natürlich gibt es da noch eine andere Möglichkeit … «
    »Ihr sagt es.« Georg ging gemächlich im Raum auf und ab.
    »Gesetzt den Fall, Ihr könntet Euch doch noch entschließen, diese unselige Verbindung mit meiner Schwester zu beenden – nun, dann wäre ich vielleicht bereit, Euren Kredit zu verlängern. Allerdings müsstet Ihr Euch sofort entscheiden – ich könnte es mir sonst anders überlegen.«
    Heideck nickte. »Ihr habt gewonnen, Markgraf.«
    Er öffnete die Tür der Ritterstube und rief nach Schreibzeug.
    Revers der Markgräfin Barbara von Brandenburg
an den Reichsritter Konrad von Heideck,
8 .September 1545
     
    Gottes Gruß zuvor, Ritter Konrad von Heideck. Dieweiln Ihr schreibt, Ihr wollet unser Verlöbnis lösen, so soll es denn umb Gottes Willen geschehen. Wie Ihr es
wohl wünscht, entbinde ich Euch von Eurem Eid und nehme den meinen zurück. Euer Wort zu halten, so wie ich meines, hätt Euch besser angestanden. Sehet Ihr nun zu, wie Ihr mit Eurem Herrgott und Eurem Gewissen rechtet. Wie viel Leids hätten wir erspart, hättet Ihr Euer Meinung vorbedacht. Den Schutz der Heiligen auf Eurem Weg trotz alledem. Jesus Maria Amen.
     
    Gegeben zu Plassemberg zu Mariae Geburt anno 1545
Barbara etc.

Plassenburg, August 2002
    Gregor Haubold stand vor dem Eingangstor zum Schönen Hof und winkte mit ausladenden Bewegungen. Der Gruß galt seiner Frau mit den beiden Töchtern, die gerade den voll beladenen Passat quer über das Rondell lenkte. Susanne hatte vor, mit der fünfjährigen Lina und der drei Jahre älteren Amelie für zwei Wochen die Großeltern im Badischen zu besuchen. Haubold sah zu, wie seine drei Frauen bergabwärts gen Kulmbach fuhren. Jetzt freute er sich auf eine ruhige Zeit allein.
    Die ersten paar Tage verbrachte Haubold zufrieden am Schreibtisch und arbeitete an einem Vortrag. Alles lief wunderbar. Bis zu diesem vermaledeiten Freitagnachmittag,
als Costa Tsimtsiliakos an seine Bürotür klopfte und den Kopf hereinsteckte. Tsimtsiliakos war einer der Maurer, die an dem Teil der Kasematten auf der Ostseite der Burg arbeiteten, der durch die sintflutartigen Regenfälle im letzten April unterspült worden und seitdem akut einsturzgefährdet war. Seit fünf Wochen war ein Trupp Arbeiter dabei, marode Steine auszutauschen, Mauerteile abzustützen und riesige Stahlzwingen einzusetzen.
    »Herr Haubold, hätten Sie mal kurz Zeit?«
    Haubold, der gerade dabei war, seine Bibliothek zu entrümpeln, stopfte sich das Hemd in die Hose und marschierte hinter dem Maurer her.
    »Was gibt’s denn, Costa?« Haubold mochte

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