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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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feine Nasenlinie, nahm eine Mischung aus Beinschwarz und Bleiweiß für die Augen und reines Karmin für den Mund, das er immer noch schöner fand als die neumodischen roten Insektensekrete, die in letzter Zeit auf den Markt gekommen waren. Schließlich setzte er noch ein paar Glanzlichter auf Kinn, Stirn und Nase. Katharina beobachtete ihn dabei mit zusammengekniffenen Augen.
    »Du gibst dir ja besonders viel Mühe für die Markgräfin«, meinte sie spitz. Er nahm sie in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf die Nase.
    »Ja, amore, sie ist die wunderbarste Frau, die ich je gesehen habe. So dunkel wie die Madonna selber und so königlich.«
    »Dann findest du sie also schöner als mich?«
    Lorenzo schwante Übles. »Senti, bellina, das kann man nicht vergleichen. Du bist doch nicht eifersüchtig, no?«
    Kätha machte sich aus seiner Umarmung frei. »Natürlich bin ich eifersüchtig! Ihr Männer seid alle gleich: Die, die ihr nicht haben könnt, bewundert ihr, aber die anderen versucht ihr rumzukriegen!«
    »Aber Angelina, ascolti … «
    Kätha war nicht mehr zu bremsen. Auf ihren Wangen erschienen rote Flecken, und ihre blauen Augen blitzten gefährlich. »Na, wenn sie dir so gut gefällt, dann kann ich ja gehen! Wenn du das nächste Mal an einen Busen grapschen willst, dann nicht bei mir, mein Lieber!« Sie fuchtelte mit erhobenem Zeigefinger vor Lorenzos Nase herum. Der verlor langsam die Geduld.
    »Mamma mia, du schreist wie ein altes venezianisches Fischweib. Ich habe überhaupt nichts getan, niente, capisci? Hör auf zu streiten!«
    »Ach ja, Fischweib? Von dir lass ich mich noch lang nicht beleidigen, du aufgeblasener Pinsel! Ich geh!«
    »Ja, fort mit dir, vai, vai, vai!« Lorenzo wedelte mit beiden Händen, als ob er eine Katze fortscheuchen wollte. Kätha rauschte mit fliegenden Röcken hinaus und knallte die Tür hinter sich zu.
    Lorenzo hockte sich wütend auf seinen Malerschemel.
In dem Maße, wie sein Ärger verrauchte, nahm seine Miene langsam einen verklärten Ausdruck an. Per bacco, was für ein Weib! Ein Temperament wie eine Italienerin, und dazu ein Gesicht wie ein Engel! Nicht zu fassen, dachte er, ich glaube, ich habe mich verliebt ...
     
    Draußen stand Katharina mit geballten Fäusten an der nächsten Ecke und war den Tränen nah. Aber je länger sie überlegte, desto mehr hatte sie das Gefühl, Lorenzo vielleicht Unrecht getan zu haben. Wenn nur nicht das Fischweib gewesen wäre. Aber schließlich hatte sie wirklich gezetert wie eine Marktfrau. Sie hob den Saum ihres Rocks und putzte sich damit die Nase. Nein, so konnte es nicht ausgehen! Kätha drehte sich auf dem Absatz um und lief zurück. Gerade als sie die Hand an die Türklinke des Markgrafenzimmers legte, wurde die Tür von innen aufgerissen. Die zwei Streithähne fielen sich wortlos in die Arme, und Lorenzo bedeckte Katharinas Gesicht mit Küssen.
    Eine ganze Weile später, als sie nach vielen gemurmelten Entschuldigungen und Liebesbezeugungen wieder zu Atem kamen, saßen sie eng umschlungen auf einem hölzernen Wandbrett.
    »Du, Renzo, weißt du, was an der Markgräfin nicht stimmt?«
    Der Maler sah Kätha erstaunt an. »Was stimmt nicht?«
    »Na, sie stützt doch auf deinem Bild die linke Hand auf die Mauer.«
    »Ja, und?«
    »Ist dir noch nie aufgefallen, dass sie einen verkrüppelten kleinen Finger hat? Schau, so!«
    Lorenzo runzelte die Stirn. »Davvero? Dann muss ich es ausbessern, carina.« Er nahm einen dünnen Pinsel, übermalte den Fehler zunächst ganz fein mit dem Grau der Mauer, und einige Zeit später entstand auf dem fast trockenen Grund ein neuer, verdrehter und abgeknickter kleiner Finger.
    »Genauso sieht er aus«, sagte Kätha ernst. »Und jetzt fehlt nur noch der Ring, den sie immer am Mittelfinger trägt. Den legt sie nämlich nie ab. Sie hat ihn als Kind von ihrem ersten Mann bekommen, dem Herzog von Glogau. Er ist golden und hat ein kleines Kreuz aus Rubinen.«
    Folgsam malte Lorenzo auch den Ring. Kätha seufzte und schmiegte sich an ihn. »Jetzt ist es gut«, meinte sie im Brustton der Überzeugung. »So lassen wir’s!«
     
    Nach dem Nachtessen, das Barbara mit ihren Zofen im Frauenzimmer eingenommen hatte, ließ sie sich Schreibzeug kommen. Sie schickte die Mädchen zu Bett, setzte sich an das kleine Tischchen, das beim Fenster stand, und zündete den Röhrenleuchter an. Dann ergriff sie die Feder.
    An Emilia, Markgräfinwittwe zu
Brandenburg-Ansbach
     
    Gottes Gruß und Lieb zuvor, beste Schwester und

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