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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Räte redeten tumultartig durcheinander, während Georg von Leuchtenberg vergeblich suchte, die Aufregung zu beschwichtigen.
    Schließlich erhob sich Barbara. »Ihr Herren, ich fürchte, für heute gibt es nichts mehr zu beschließen. Wir müssen, da habt Ihr Recht, Kotzau, abwarten, was passiert. Wenn Ihr gleich auf Eure Güter abreiten und Vorsorge für den Kriegsfall treffen wollt, so nehmt vorher noch ein Mittagsvesper in der Hofstube. Ich werde derweil ein Schreiben an Emilia, die Witwe meines Bruders Georg, richten. Sie übt in Ansbach die Regentschaft für ihren unmündigen Sohn aus – vielleicht weiß sie oder kann in Erfahrung bringen, was der Fürstenbund gegen Albrecht plant. Gott möge dieses Land beschützen.«
    Das Treffen war beendet.
     
    Zur gleichen Zeit arbeitete Lorenzo Neri einige Gänge weiter im ersten Markgrafenzimmer konzentriert an seinem Schlachtengemälde. Gerade hatte er dem Hintergrund, einem blauen, wolkigen Himmel, einigen Hügeln und Wäldern und vor allem der Burg auf der linken Seite, den letzten Schliff verliehen. Lorenzo stand prüfend ein paar Meter entfernt und kaute nachdenklich an seinem Pinsel, als Katharina
lautlos durch die geöffnete Tür schlich, sich hinter dem Maler auf die Zehenspitzen stellte und ihm die Augen zuhielt.
    »Angelina, carissima!« Lorenzo fasste ihre Hände, drehte sich auf dem Absatz um und küsste sie stürmisch. Kätha wurden die Knie ganz weich. Der dicke Stupfpinsel fiel hinter ihr auf den Boden und machte einen großen grauen Klecks.
    Nach einiger Zeit befreite sich Katharina etwas atemlos. Ihre Zöpfe waren in ziemlicher Unordnung. »Ich wollte einmal sehen, was du so malst, Renzo.« Sie begutachtete die Wandmalerei, während Lorenzo ihr von hinten zart ins Ohrläppchen biss. »Hast du schon einmal so eine Schlacht selber gesehen?« Sie tippte mit dem Finger auf eine rote Fahne, um zu prüfen, ob die Farbe abging.
    »Dio, no! Gott behüte! Das ist nur fantasia, carina. Im Kämpfen bin ich nicht gut, nur im Malen – und in der Liebe.« Er legte beide Hände auf ihre Brüste und küsste ihre Halsbeuge.
    Kätha nahm energisch seine Hände und schob sie wieder auf ihre Taille. »Gib bloß nicht so an, mein Lieber!« Ihre Augen wanderten weiter über das Gemälde. »Hast du aber viele Wolken gemalt. Warum nicht einfach blauen Himmel?«
    »Weil Blau teuer ist, molto caro. Man macht es aus Lapislazuli, einem kostbaren Edelstein aus einem Land ganz weit im Osten, den man dafür zerreibt.
Der Markgraf hat Anweisung gegeben, dass ich nicht so viel davon verwenden darf.« Seine Hände wanderten wieder vorsichtig nach oben.
    »Fürs Kämpfen hat er Geld, der Albrecht, aber nicht für die Kunst. Dabei malst du so schön!« Sie lehnte den Kopf gegen seine Brust und schob seine vorwitzigen Finger wieder nach unten. »Warum haben die Menschen alle keine Gesichter?«
    Lorenzo seufzte und gab es auf. »Weil ich das Inkarnat für die Fleischfarbe heute Morgen erst gemischt habe. Guardi!«
    Lorenzo mischte Inkarnat mit einer Spur Karmesinrot, nahm etwas davon auf den Pinsel und legte damit die Stirnkontur eines Landsknechts an. Da stand sie, noch feucht glänzend und gelungen. »Jeder Maler hat sein segreto – wie sagt man? – Geheimnis, wie er das Inkarnat mischt. Meistens nimmt man als Zutaten für die dunkleren Männergesichter eine Mixtura aus braunroter Terra di Pozzuoli verschnitten mit ganz wenig violettstichigem Caput mortuum, das alles in Bleiweiß mit Leinöl gerührt. Das gibt einen lebendigen Fleischton, wie in natura. Ich habe auch mein eigenes Rezept für die Bindung – das falsche Bindemittel kann eine Farbe glanzlos und stumpf machen.«
    Während er erklärte, entstanden vor Katharinas Augen nach und nach die verzerrten Züge eines sterbenden Soldaten. Zum Schluss malte Lorenzo mit einer Mischung aus gebrannter Umbra und Rebenschwarz
Bart und Augenbrauen und tupfte in Zinnober die zum Schrei geöffneten Lippen auf.
    Katharina war beeindruckt. »Er sieht so echt aus – als ob er gleich aus der Wand springen wollt. Ich kann ihn fast schreien hören, den Armen! Aber sag, Renzo, wer ist denn die Frau mit dem grünen Kleid auf der Burg da hinten?«
    »Das Gesicht muss ich erst noch malen, dann erkennst du sie, Caterina. Es soll die schöne Marchesa sein, die von der Plassenburg aus die Geschicke des Landes lenkt, solange ihr Bruder im Krieg ist. Aspetti!«
    Er mischte Farben auf seiner Palette, tupfte und pinselte, trat zurück, korrigierte, zog eine

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