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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Schultern und Hüften,
und sie sehnte sich nach einem Stuhl. Die Nadeln, mit denen ihre Haare kunstvoll über den Ohren hochgesteckt waren, kratzten und piekten. »Wenn ich gewusst hätte, was das für eine Tortur ist, Messer Neri, hätte ich nie meine Einwilligung zu diesem Bild gegeben.«
    Und wenn du wüsstest, warum dieses Bild wirklich gemalt wird, erst recht nicht, dachte bedrückt Georg von Leuchtenberg, der in diesem Augenblick das Atelier betrat. Er hatte nichts über Albrechts Pläne erzählt, als er bei einer fröhlichen Runde vorgeschlagen hatte, die Markgräfin zu porträtieren.
    Georg schaute dem Maler über die Schulter. »Ein wunderbares Bildnis, Maestro, das kann man jetzt schon deutlich erkennen. Dieser fließende Faltenwurf des Gewands, das Blitzen der Edelsteine, ganz herrlich. Und die Ähnlichkeit der Züge, verblüffend. Wie lange, glaubt Ihr, werdet Ihr noch brauchen?«
    »Oh, drei, vier Sitzungen vielleicht. Dann das Trocknen, der Schlussfirnis – wenn alles gut geht, drei Wochen. Vorausgesetzt, die Marchesa hält noch so lange still!« Er warf einen schelmischen Blick zu Barbara hinüber, die es sich inzwischen auf einem Sessel bequem gemacht hatte.
    »Mein lieber Georg, du bist schuld, dass ich hier jeden Tag stehen und leiden muss. Ich hoffe, du kommst, um Wiedergutmachung zu leisten und mich ein bisschen zu unterhalten, während der Meister
mich malt.« Sie lachte, langte zu der Platte mit Süßigkeiten, die auf dem Fenstersims stand, und steckte sich eine kandierte Ingwerkirsche in den Mund. »Ich sterbe vor Langeweile.«
    Georg ließ sich auf einem Schemel vor dem Fenster nieder und atmete tief durch. Barbara stellte an seiner Ausdünstung und seiner verlangsamten Aussprache fest, dass er wieder getrunken hatte. »Die Unterhaltung, die ich dir bringe, Barbara, wird dich nicht freuen.«
    »Was ist passiert?«
    Die Markgräfin rechnete ohnehin mit schlimmen Neuigkeiten. Seit einigen Wochen schon standen feindliche Truppen im Land; bereits ganz zu Anfang hatten sie in einem Überraschungsangriff die Stadt Hof erobert. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann Kulmbach und die Plassenburg angegriffen würden.
    »Bayreuth ist gefallen. Es heißt, die Stadt brennt.«
    Ein erstickter Laut drang aus dem Nebenzimmer. Barbara wusste, dass Kätha Verwandte in Bayreuth hatte.
    »Das ist der Anfang vom Ende.« Die Markgräfin sprach laut aus, was alle dachten.
    »Mein Gott, dass Albrecht auch noch diese Niederlage durchmachen muss … « Der Hauptmann sprach mit erstickter Stimme.
    Barbara fuhr von ihrem Sessel hoch und packte
den Landgrafen mit beiden Händen am Kragen. »Im ganzen Land sterben die Menschen, brennen die Dörfer, hungern die Kinder, und du bemitleidest meinen Bruder, der das alles über uns gebracht hat? Mach die Augen auf, Georg! Begreif, dass er schuld ist an allem Unglück! Seine Verbrechen, seine Blutrunst kommen über uns. Bald wird Kulmbach fallen, und dann die Plassenburg. Was willst du tun?«
    Georg zuckte die Schultern und grinste großspurig. »Die Burg ist bis an die Zähne bewaffnet. Wir haben jetzt sieben Fähnlein Landsknechte zur Verteidigung und noch zwei weitere in Kulmbach. Die Vorräte reichen für mindestens sechs Monate. Wir warten, bis sie angreifen, und schlagen sie dann in die Flucht. Das ist alles.« Er lachte glucksend.
    »Du bist betrunken.« Barbara verzog angewidert das Gesicht.
    Leuchtenberg hörte auf zu kichern und ließ den Kopf hängen. »Du hast Recht, Bärbel, wie immer. Ich bin betrunken, was sonst? Ein Stützpunkt nach dem andern geht verloren, zerschossen, verbrannt, es geht Schlag auf Schlag. Und ich soll mit einem letzten Aufgebot das Land gegen eine Übermacht nicht bloß verteidigen, sondern auch noch zurückerobern. Kannst du mir sagen, wie?«
    Es klopfte. Hansi, dem der ganze Streit peinlich war, rannte zur Tür und ließ Jakob Tiefenthaler herein. Ein weiterer Geistlicher folgte ihm auf dem Fuß.
    »Stören wir, Euer Liebden?« Tiefenthaler spürte sofort, dass die Stimmung gespannt war. »Wir können auch später … «
    »Nein, nein, es ist schon gut.« Barbara lächelte dem Kaplan zu und winkte die beiden näher. »Wir haben nur gerade die Nachricht vom Fall Bayreuths erhalten.«
    Tiefenthaler bekreuzigte sich. »Das Unglück nimmt seinen Lauf. Es war nur eine Frage der Zeit, nicht wahr? Gott sei den armen Seelen gnädig.«
    »Amen.« Barbara und die anderen bekreuzigten sich ebenfalls. »Wen habt Ihr da mitgebracht, Vater?«
    Der

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