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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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wenn nicht vor der Welt, die nichts wissen darf, dann vor Gott. Was wir getan haben, hat seinen eignen Segen, das sagt sie, und ich hoff und heb meine Augen auf zu dir mein Jesus, dass du uns gnädig bist. Und wenn es denn eine Sünde ist, o Heiland, dann bitt ich dich, nicht sie dafür zu strafen, sondern allein mich. Und doch mein Gott hast du den Menschen als Mann und Frau geschaffen. Sie sind geistig und auch leiblich einer des andern Ergänzung. Mein Herr und Gott, wisse, was heute Nacht geschehn nimmt nichts weg von meiner Liebe zu dir sondern hat mir einen Blick ins Paradies und das größte Wunder deiner Schöpfung gezeigt. Doch ab heute bete ich an zwei Altären.
    Schreiben des Markgrafen Albrecht Alkibiades von
Brandenburg-Kulmbach an den Hauptmann auf dem
Gebirg, 12 .August 1553
     
    Albrecht von Gots Gnaden Markgraf zu Brandenburg-Culmbach an seinen ehrnfesten Haubtmann zu Plassenberg.
    Gruß zuvor, freuntlicher, lieber Bruder und Gesundheit und festen Mut. Wir haben schlechte Kunde für dich und das gantze Land. Item am sechsten Sonntag nach Trinitatis hat uns das Unglück ereilt und vor Sievershausen bös geschlagen. Unsre Regimenter haben gefochten und gekämpft wie die Löwin, die ihr Junges verteidigt, und lang haben wir vermeint, der Sieg sei unser. Not halber mussten wir aber nach einer Stunde schweren Kampfes doch der großen Übermacht des Fürstenbunds weichen und haben in Bausch und Bogen alles verlorn, Söldner, Waffen, alles. Die Toten gehen an die sechstausend! Jetzt stehn wir nackt und bloss da. Doch schlimmer als die Niederlage schmertzt mich der Verrath, denn Befehlshaber des Feindes war niemand Geringers als unser alter Waffenbruder Hertzog Moritzen von Sachsen. Dass sich der Hundsfott gegen uns stellt, wo wir ihm geholffen, sein Hertzogtum zu gewinnen, ist die lästerlichste Schand, die jemals erhört worden. Gemeinsam haben wir für den Kaiser im Feldt gestanden, haben uns in allem Liebs gethan – und der wortbrüchige Schelm führt sein Heer gegen uns! Der
hintherfotzige, stinkende Scheißhauffen, der widerliche Abschaum, der unfläthige Teuffel hat sich mit den Protestanten und dem Kaiser gegen uns verschworn! Aber die himmlische Gerechtigkeit hat ihn auf dem Fuss ereilt und er ist gar jämmerlich in der Schlacht verreckt und todt heimgeführt worden. Stracks zur Hölle soll er fahrn, amen! Ich aber lebe noch und länger, so Gott will, als allen Pfaffen recht ist. Dennoch ist der Wagen scheußlich im Dreck. Jetzt, wo ich meiner Regimenter verlustig bin, muss ich wohl das Verhandeln lernen und hab auch schon einen Anfang gemacht. Mit einem der hoch gestellten Herrn im Fürstenbund hab ich schwer gehandelt, um einen Keil zwischen die Protestanten und die Kaiserlichen zu treiben, und es möchte vielleicht gelingen. Dieser Fürst, nemlich der von Braunschweig, verlangt für seine Vermittlung und als Sicherheit ein Pfand, das ich in höchstem Mass willig bin, zu geben. Nemlich ich hab ihm meine Schwester angeboten, dieweil der Arme verwittwet ist und sich das Alter wohl mit einem hüpschen Weib versüssen möcht. Er wünscht aber mein Schwester vorher zu sehn, was, wie du billigst begreifen wirst, unmöglich ist. Die Matz würd ihm wohl schön die Augen auskratzen! Da trifft sich’s, dass der welsche Maler grad allda zu Plassenberg ist – er soll ein Abbild von ihr verfertigen. Du wirst ihm also Auftrag erteilen, ohne zu sagen, wofür das Bild gut ist. Wenn der Welsche das Bildnis fertig gemacht, mögest du mir gleich Nachricht
schicken. Und dass mir das Weib ja schön gemalt ist und jünger aussieht als sie ist! Mit Gott!
     
    Albrecht Alcibiades, von Gots Gnaden
Mkf. zu Brandenburg-Culmbach
Gegeben bei Braunschweig am Sonntag nach
Laurentii anno 1553

Plassenburg, 20 .November 1553
    »Monna Barbara, prego, noch ein bisschen stillstehen. Und den linken Arm etwas höher. Ja, so, brava!«
    Lorenzo bröselte seufzend ein Häuflein Grünpigmente auf seine Reibeplatte, tat wenig Marmorstaub, Kreide und zerstoßene Eierschalen hinzu, goss vorsichtig einige Tropfen Leinöl, einen winzigen Spritzer Nelkenöl und gelöstes Harz darüber und begann, mit seinem Spatel zu reiben, bis eine steife Masse entstand.
    »Meister Lorenzo, gönnt mir eine kleine Pause!« Barbara stand nun schon seit anderthalb Stunden, ohne sich zu rühren. Das schwere dunkelgrüne Samtkleid, das Susanna extra für das Porträt mit Perlen und Juwelen aus dem Plassenburger Kleinodienschatz hatte besticken dürfen, zog an

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