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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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vertreten. Auch ich kann über den Mann nur Gutes sagen. Er ist ein aufrichtiger Christ und ein Priester ohne Tadel. Das Gesinde liebt ihn. Ich kann mir nicht vorstellen … « Der Markgraf schnitt ihm mit einer knappen Bewegung das Wort ab.
    »Schweigt. Da sind genug Beweise. Morgen lass ich ihn einen Kopf kürzer machen.«
    Thiel sah ein, dass er nichts ausrichten konnte, machte eine entschuldigende Verbeugung und zog sich in Demut zurück. Die Markgräfin dachte fieberhaft nach. Ein Aufschub, sie musste wenigstens einen Aufschub erwirken! Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Du solltest ihn zumindest nicht ohne Verhandlung hinrichten lassen, Albrecht. Die Geistlichkeit des ganzen Landes würde das nachteilig auffassen. Schick ihn vor Gericht und lass dort die Angelegenheit klären.«
    Der Markgraf schüttelte den Kopf.
    »Dazu ist keine Zeit, und was die verdammten Pfaffen denken, ist mir gleich. Ich will den Kerl tot sehen, bevor ich morgen wieder nach Schweinfurt reite.«
    Er wandte sich zum Gehen. »Also, wenn du morgen
ein hübsches Schauspiel sehen willst, Schwester, dann begib dich nach dem Mittagsmahl in den Hof. Ich muss jetzt die Truppen inspizieren.«
    Barbaras Gedanken wirbelten, aber ihr fiel vor lauter Aufregung nichts ein, was hätte helfen können. Sie wusste nur eins: So durfte sie Albrecht nicht gehen lassen, sonst war Jakob verloren. Sie trat zwischen ihn und die Tür und legte ihm die Hand auf die Brust. Es war die linke mit dem verkrüppelten Finger.
    »Bruder, du hast gesagt, du trägst mir nichts nach. Dann gewähr mir als Zeichen unserer Versöhnung eine Gunst: Ich bitt dich, lass den Fall des Kaplans vor einem ordentlichen Gericht verhandeln.«
    Albrecht sah sie wütend an und schüttelte ihre Hand ab.
    »Was soll das, Schwester? Hör auf, dich einzumischen. Was geht dich die Sache an?«
    Dann wurde er stutzig. Grob packte er sie an der Schulter.
    »Was hast du damit zu tun, Barbara? Du steckst mit den Verbrechern unter einer Decke, stimmt’s? Ich hab mir gleich gedacht, dass … «
    »Nein!« Sie wand sich unter seinem Griff. »Albrecht, ich will doch nur, dass dem Jakob Tiefenthaler Recht geschieht.«
    »Und warum? Warum schützt du diesen Mann?«, geiferte der Markgraf.
    Sie suchte nach Worten.
    »Weil ich glaube, dass er unschuldig ist.«
    »Du willst ihn retten, weil er dein Komplize ist!« Albrecht wies anklagend mit dem Finger auf sie. »Sie haben dir die Regierung nach meinem Tod angetragen, ist es nicht so? Du hast alles gewusst, alles, stimmt’s? Sag’s mir!«
    Er schüttelte sie, und ihre wollene Stola klaffte auseinander. Das war der Moment, in dem er sah, dass sie ein Kind trug. Albrecht prallte zurück. Dann löste er mit einem schnellen Griff die Schlaufe, die den Umhang hielt. Das Kleidungsstück glitt zu Boden. Mit langsamen Schritten ging Albrecht um die Markgräfin herum und besah sich ihren vorgewölbten Leib.
    »Schau an, davon hat mir unser Freund Georg gar nichts erzählt.« Er strich nachdenklich über seinen langen roten Bart. »So langsam wird mir einiges klar. Da versuchen die Herren vom Adel, mich durch schwarze Magie umzubringen, und meine eigene Schwester sorgt derweil für einen Erben.« Er brüllte. »Votze!« Dann brachte er sein Gesicht nahe an ihres. »Von wem ist der Bastard?«, zischte er. »Wirsberg? Kotzau?«
    Barbara schwieg.
    »Ist es einer vom Adel, ja? Einer, der für die Landesherrschaft infrage kommt? Rede!« Die Markgräfin hob ihren Umhang auf und legte ihn fröstelnd wieder um die Schultern. Sie sah ihrem Bruder stolz in die Augen.
    »Ich habe nicht den Wunsch nach Macht, Albrecht. Die Landesherrschaft will ich nicht, und das Kind hat damit nichts zu tun. Und von mir wirst du nicht erfahren, wer der Vater ist.«
    »Hure, unverschämte!« Albrecht beherrschte seinen Jähzorn nicht länger. Sein Gesicht war eine einzige bösartige Grimasse. Seine Hände schlossen sich wie Klauen um ihren Hals, während sie vergeblich versuchte, sich freizukämpfen. Sie röchelte. Dann waren die Mädchen und Georg Thiel zur Stelle, und es gelang ihnen, Albrecht von Barbara wegzuziehen. Thiel stellte sich mutig zwischen die beiden und streckte dem Markgrafen mit zitternden Händen das Kruzifix hin, das er um den Hals trug.
    »Vergreift Euch nicht an einem schwangeren Weib, Markgraf Albrecht Alkibiades!« Er sprach laut und bestimmt. »Vor Gott und den Menschen ist wachsendes Leben heilig, davor müsst auch Ihr Achtung haben. Versündigt Euch

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