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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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dafür ein Stück vom kostbaren Eingehörn versetzen müssen. Aber was nützt mir der Narwalzahn, wenn er nicht gegen einen Fluch hilft? Dieses winzige Teilchen vom Körper Jesu war jedenfalls wirksamer als tausend Verwünschungen. Es hat mich wieder so gut wie gesund gemacht. Und jetzt werde ich diese Höllenbande ausrotten.«
    »Was hast du vor?«
    Albrecht tat die Vorhaut Christi wieder zurück in ihr Behältnis. »Ein Teil ist schon erledigt, nämlich der alte Trockau und die zwei Wirsberger. Ich hab sie mit ein paar zuverlässigen Männern auf dem Herweg besucht. Bleibt noch dieser Satanspfaffe hier im Schloss. Der muss brennen für seine Ketzerei.«
    Leuchtenberg zuckte zusammen vor der Konsequenz seines Verrats. Trotz allem, was er verbrochen hatte, der Hauptmann hätte dem jungen Pfarrer das Allerschlimmste gern erspart.
    »Meinst du nicht, es wäre besser, ihn einem geistlichen Gericht zu überantworten?«
    Albrecht sah den Freund durchdringend an. »Auf wessen Seite stehst du?«, knurrte er.
    »Auf deiner natürlich, das weißt du genau. Aber vielleicht ließe sich eine solche Verschwörung öffentlich zu deinen Gunsten ausschlachten … «
    »Papperlapapp! Das ist mir gleich; ich will ihn im Feuer sehn.« Albrecht stand auf und ging im Zimmer umher. Seine Augen flackerten. »Das nimmt den Fluch endgültig von mir.«
    Georg sah, dass nichts zu machen war. Er kannte Albrecht nur zu gut: Tiefenthalers Leben war verwirkt. Der Hauptmann versuchte noch ein Letztes.
    »Aber brennen geht nicht, Albrecht, wir haben nicht mehr genug Feuerholz für einen großen Scheiterhaufen. Wir sind ja schon froh, wenn wir genug für die Herdfeuer zum Kochen haben. Lass ihn einfach köpfen oder aufhängen.«
    Albrecht fuchtelte unwirsch mit den Armen. »Phh! Das ist mir zu wenig für dieses lästerliche Ungeheuer. Na, mir fällt schon was ein.« Er setzte sich wieder. »Was macht übrigens meine liebe Schwester?«
    »Es geht ihr gut«, antwortete Georg vorsichtig, »sie und ihre zwei Hofdamen kümmern sich um die Verletzten in der Krankenstube.«
    »Hat sie was mit der Verschwörung zu tun?«
    Der Hauptmann vermied es, Albrecht anzusehen. »Nicht dass ich wüsste.«
    Der Markgraf nickte. »Gut. Vielleicht werd ich ihr morgen das Vergnügen meines Besuchs bereiten.«
    Dann sprachen sie über strategische Dinge und
schließlich über alte Zeiten, bis das Feuer im Kamin niedergebrannt und der Wein getrunken war. Etwas von der früheren Vertrautheit kehrte zurück.
    »Und wie geht’s dir … sonst?« Georg berührte den Freund leicht an der Schulter.
    Albrecht lehnte sich zurück und schloss die Augen.
    »Ach, nichts, was sich zu erzählen lohnen würde. In den letzten Jahren war ich wohl recht allein – man fürchtet mich mehr als man mich liebt, und Freunde sind in schweren Zeiten rar. Ab und zu ein hübscher Junge, das war’s dann. Nichts Ernstes. Und du?«
    »Ich?« Der Hauptmann lachte freudlos auf. »Wer will schon einen Krüppel, der langsam fett wird und außerdem zu viel trinkt?«
    Der Markgraf erhob sich; sein Bein knickte dabei weg. »Da ist es wieder«, keuchte er. Er sank zurück in den Sessel und rieb sich die Wade.
    »Der Teufel holt mich wohl doch noch, Georg, vielleicht bald.« Albrechts Gesicht war kreidebleich geworden, und ein Auge zuckte nervös. Seine Hände zitterten. Georg stand auf und zog ihn hoch. Dann stützte er, der Einbeinige, den Freund so gut er konnte, führte ihn langsam nebenan ins Schlafzimmer und half ihm ins Bett.
    »Du musst jetzt ruhen, Albrecht. Der Ritt hierher war anstrengend, vielleicht war’s ein bisschen zu viel für dich. Schlaf dich aus. Ich werd in der Hauptmannswohnung
übernachten.« Er wandte sich zum Gehen, als der Markgraf ihn am Handgelenk zurückhielt. Er suchte Leuchtenbergs Blick, doch der wich ihm aus.
    »Bleib da, Georg.« Er verzog die Lippen zu einem krampfhaften Lächeln. »Das Bett ist groß genug für zwei.«
    Der Hauptmann blieb stehen, schwankte unsicher. »Ich … mein Bein ist kein schöner Anblick, Albrecht … «
    »Dann blas die Kerzen aus und komm.«
     
    Am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrühe hämmerte jemand wie wild an die Tür zum Frauenzimmer. Kätha, die schon fertig angezogen war, rannte, um zu öffnen. Es war Georg Thiel, der neue Schlosskaplan, der aufgeregt und völlig atemlos hereinstürzte. Die wenigen Haare standen nach allen Richtungen von seinem runden Schädel ab.
    »Schnell, weck deine Herrin, Katharina.« Schwer atmend stand der

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