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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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nicht!«
    Der Markgraf trat zurück. Der Schutz von Schwangeren war ein Gesetz, das selbst er sich scheute zu missachten.
    »Dann sagt Ihr mir, wer der Vater ist, Kaplan.«
    Thiel schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht, Euer Gnaden.«
    Albrecht lachte plötzlich auf. »Aber ich weiß, wer es mir sagen kann. Nämlich der Einzige von den erbärmlichen Mordgesellen, der noch lebt.« Er wandte
sich an Barbara, die inzwischen auf einem Hocker saß und sich den wunden Hals rieb. »Dein Schlosskaplan wird schon reden, meine Liebe, wenn’s sein muss, eben unter der peinlichen Befragung.«
    Barbara sprang auf. In ihrem Gesicht spiegelte sich die Verzweiflung.
    »Bei der heiligen Muttergottes, Albrecht, das kannst du nicht tun.«
    Albrecht beherrschte sich mühsam und sah sie mit kalten, zu Schlitzen verengten Augen an. Mit zwei Schritten war er bei ihr. »Warum, Schwester«, seine Stimme war leise, »sag mir endlich, warum du dich so für diesen Mann einsetzt?«
    »Weil er unschuldig ist, Albrecht. Lass ihn nicht für alle büßen. Die Verschwörung ist nicht seine Schuld.«
    »Wessen Schuld ist sie denn?« Albrechts Gesicht kam dem ihren ganz nah. Sie roch seinen schlechten Atem.
    »Ich sag’s dir, wenn du mir bei deiner Reliquie schwörst, dass du ihn dann am Leben lässt.«
    Albrecht legte einen kurzen Moment den Kopf schief und zog die Augenbrauen hoch. »Na gut«, schnaufte er, »ich schwöre.« Er hob drei Finger zum Schwur und legte sie dann auf die Silberkapsel, die vor seiner Brust baumelte. »Und jetzt sag schon, wessen Schuld ist es?«
    »Meine.«
    Er starrte sie an und sie wich bis zur Wand zurück. »Ja, ich bin schuld, Albrecht. Ich und die Räte, wir haben keine andere Lösung mehr zur Rettung des Landes gesehn. Und da haben wir ihn dazu gebracht, das Mortbeten zu zelebrieren. Wenn du also noch jemanden umbringen willst, dann mich. Lass ihn gehen.« Sie atmete schwer, aber ihr Entschluss stand fest. Sie wusste, dass es für sie zumindest einen Aufschub geben würde. Als Schwangere war sie unantastbar.
    »Du schützt diesen Pfaffen mit deinem eigenen Leben?« Albrecht sah sie durchdringend an. Eine ungläubige Ahnung keimte in ihm. »Warum, Schwester?«
    Und sie gab zu, was er seit einer Sekunde ohnehin wusste. »Weil er der Vater meines Kindes ist.«
     
    Der Markgraf tobte. Wie ein Löwe im Käfig lief er durch die Kemenate und brüllte. »Ein geiler Pfaffe besteigt meine eigene Schwester und zeugt mit ihr ein kleines Jesulein! Beim Arschloch des Teufels! Und dann will er auch noch durch Schadenszauber dafür sorgen, dass seine widerliche Höllenbrut ungestört die Herrschaft übernehmen kann. Aus dem Weg!« Er stieß Susanna, die unabsichtlich vor ihm aufgetaucht war, rüde zu Boden.
    Barbara wusste, dass für sie jetzt alles verloren war. Mit einem Mal war sie völlig ruhig.
    »Du hast Unrecht, Albrecht, aber du kannst nichts dafür, denn du weißt nicht, was Liebe ist. Ja, ich bin eine Pfaffenhure, aber ich bereue es nicht. Der Herrgott hat unseren Bund mit einem Kind gesegnet, das ist mir ein Zeichen!«
    Albrecht schäumte. »Nun gut«, zischte er, »bring deinen Wechselbalg zur Welt, du Hexe. Aber glaub nicht, dass ich dich und das Kind länger am Leben lasse als nötig.«
    »Das hab ich nicht erwartet, Bruder. Aber du lös jetzt dein Wort ein und lass den Jakob Tiefenthaler gehen.«
    Albrecht grinste verächtlich, spuckte aus und drehte sich um.
    »Albrecht! Du hast’s geschworen!« Sie packte ihn bittend am Hemd. Und im gleichen Moment wusste sie, dass sie umsonst gekämpft hatte.
    Albrecht schüttelte sie ab und ging zur Tür. Dann plötzlich wandte er sich noch einmal um. »Ein kleines Geschenk mach ich dir noch, Schwesterherz. Du darfst morgen Mittag zuschauen, wenn dein bocksfüßiger Teufelsbuhle in die Hölle fährt!«

Plassenburg, 27 .März 1554
    Der Morgen war bleischwer und trüb. Die Nachricht über die geplante Hinrichtung hatte noch am Tag vorher auf der Burg die Runde gemacht und bei allen, die Tiefenthaler kannten, blankes Entsetzen hervorgerufen. Zwei Pferdeknechte, die nachts vor dem Stall wachten, damit keines der wertvollen Reittiere in den Kochtöpfen der Söldnerweiber landete, behaupteten später, eine Erscheinung am sternklaren Himmel gesehen zu haben, ein seltsames Leuchten, das ihnen Angst einjagte. Andere vom Schlossgesinde beharrten darauf, die Nacht sei voller Wolken gewesen, sodass Derartiges gar nicht hätte möglich sein können. Es hätten aber vor Sonnenaufgang

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