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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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die vom Krieg nicht betroffen waren …
    … In der Schlacht von Rochlitz erlitt der Markgraf eine katastrophale Niederlage, durch die er sein gesamtes Regiment verlor. Mit diesem Debakel hatte der Zoller, der in diesem Krieg eigentlich seine zerrütteten Finanzen hatte konsolidieren wollen, nicht nur sämtliche Aussichten auf Gewinn eingebüßt, sondern auch das eingesetzte Kapital verloren … «
    Haubold trank den letzten Rest Bier aus.
    »Pechvogel, der alte Albrecht, und wahrscheinlich nicht besonders clever«, murmelte er vor sich hin, »von wegen weltberühmter Kriegsheld!«

Neustadt an der Aisch, September 1542
    Die Luft flimmerte über den Dächern des Neustädter Schlosses. Seit Wochen schon machte die unerträgliche Sommerhitze Mensch und Tier zu schaffen. Auf den Feldern verdorrte das Getreide, und die Zisternen im Schlosshof waren beinahe leer. Das Leben in der Residenz schien wie von bleierner Schwere niedergedrückt; keiner tat mehr als unbedingt nötig und man vermied es, sich länger im Freien aufzuhalten.
Selbst die Hunde und Hühner, die sonst in buntem Durcheinander den Hof unsicher machten, hatten sich irgendwo in den Schatten verzogen. Das Schloss, vor allem die Zimmer im Nordflügel, bot noch die angenehmsten Temperaturen.
    Plötzlich kam Leben in die beiden Torwächter, die vor ihrem Ausguck im zweiten Stockwerk des Torturms gedöst hatten; Hufgetrappel und Rufe waren zu hören. Auch die Bankriesen, alles ehemalige Landsknechte mit grimmigen Narbengesichtern, sprangen von ihrem Posten auf und schnappten sich Lanzen und Helme. Die Wächter schoben mit vereinten Kräften den schweren Eichenholzriegel zurück und ließen die Tore aufschwingen.
    Eine Horde Berittener sprengte auf schäumenden und schweißbedeckten Pferden in den Hof, allen voraus Markgraf Albrecht auf einem mächtigen Schimmel und knapp hinter ihm sein Bruder Georg, der einen isabellfarbenen Zelter ritt. Noch bevor die Pferde zum Stehen kamen, war Albrecht mit einem Sprung auf dem Boden und warf die Zügel einem verdutzten Stallknecht zu.
    »Wasser und die Übermaß Hafer für die Rösser, Maulaff!«
    Albrecht wartete sichtlich ungeduldig, bis sich sein Bruder in gewohnter Langsamkeit vom Pferd begeben hatte, und lief ihm voraus die Treppe hinauf. Georg hatte Mühe, bis zum Frauenzimmer mit ihm Schritt
zu halten, und kam ihm halb rennend hinterher. Noch bevor der Türhüter protestieren konnte, wurde er beiseite gestoßen, und Albrecht stürmte in den Raum.
    »Wo ist die Matz?«, fuhr er die dicke Martsch an. »Sie soll herkommen!«
    Barbara trat aus dem Nebenzimmer. Ein Blick ins Gesicht ihres Bruders genügte, um ihr zu sagen, dass alles entdeckt war. Albrecht zog aus der Innenseite seines Wamses eine Pergamentrolle und warf sie seiner Schwester hin. Sie bückte sich und hob das Schriftstück auf. Obwohl sie es noch nie gesehen hatte, erkannte sie sofort das anhängende Siegel des Papstes. Der Text war in kunstvoller Schrift auf Latein abgefasst, und Barbaras Sprachkenntnisse genügten, um zu erfassen, dass es eine Nachfrage des Heiligen Stuhls wegen ihres Dispensgesuches war. Man wollte sich des Einverständnisses des Hauses Zollern versichern, nachdem das Gesuch einer Frau doch recht ungewöhnlich sei.
    »Erklär dich, du unverschämtes Weibsstück!«
    Albrecht riss ihr die Urkunde wieder aus der Hand.
    »Du hast uns alle hintergangen. Deine eigene Familie ist dir einen Dreck wert. Herrgott, wie steh ich jetzt da! Bei Hof lacht man über mich! Das Haus Zollern hast du zum Gespött des Reiches gemacht! Und der von Böhmen lacht sich ins Fäustchen. Ich kann’s nicht fassen.«
    Barbara straffte den Rücken. Mit der flachen Hand strich sie sich eine Locke aus der Stirn; ihre Wangen brannten. Jetzt entschied sich alles.
    »Ja, Albrecht, ich hab’s getan. Ich hab an den Papst um Dispens geschrieben, weil ich frei sein wollte. Nicht nur die Familie hat eine Ehre, auch ich hab ein bisschen Stolz und das Recht auf eigenes Handeln. Zwölf Jahre bin ich von Euch verächtlich und hart gehalten worden. Allzeit war ich die Gefangene eines sinnlosen Eheversprechens. Hätt ich mein Leben so verbringen sollen? Ich hab mich zweimal folgsam verheiraten lassen, wie es das Herkommen ist, und jetzt ist meine Jugend vorbei. Lasst mich die Jahre, die mir bleiben, auf meine Art verbringen, weiter will ich nichts von Euch.«
    »Luder! Wen schert dein Stolz, wenn es um die Interessen der Familie geht? Ich könnte dich … «
    Georg hielt seinen

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