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Die Markgräfin

Die Markgräfin

Titel: Die Markgräfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Balthasar eine Münze in die Hand und ging sofort zu Bett. Morgen würde er nach Georgensgmünd reiten und dort ein Wörtchen mit seinem Vetter Herschel reden.

Kulmbach, Juni 2002
    Die »Forschenden Vier« trafen sich diesmal ausnahmsweise bei Ulrich Götz, der Geburtstag feierte und zu einem Kaffeestündchen eingeladen hatte. Götz bewohnte zusammen mit seinem verwitweten Vater eine Dreizimmerwohnung mit Balkon in einem Mehrfamilienhaus aus den dreißiger Jahren, das nur einen Katzensprung von der Hauptschule entfernt lag, an der Götz unterrichtete.
    Haubold und Kleinert trafen sich unten an der Haustür, beide mit einer in Geschenkpapier gewickelten Flasche Frankenwein unter dem Arm. Die beiden gingen die Treppe nach oben, wo Götz schon in der Tür stand und übers ganze Gesicht strahlte wie ein Weihnachtsmann, während er Glückwünsche samt Wein entgegennahm. Drinnen im Wohnzimmer saß bereits – wie hätte es anders sein können – der notorische Frühankömmling Kellermann vor einem Gläschen »Himmlisches Moseltröpfchen« und unterhielt sich angeregt mit Vater Götz, den er von dessen Zeit als Kirchenvorstand und Leiter des ökumenischen Seniorenstammtisches noch bestens kannte.
    Haubold und Kleinert ergriffen die dargebotenen Weingläser und ließen sich nebeneinander auf der orangebraunen Siebziger-Jahre-Couch nieder. Das Möbel quietschte bedenklich, und der Archivar hielt
sich am Sofarand fest, um nicht in die von Haubold verursachte Kuhle abzurutschen.
    »Wie weit sind denn nun die Forschungen zu euerem Kriminalfall mit dem eingemauerten Kind gediehen?« Vater Götz war neugierig, schließlich hatte ihn der Sohn stets über die Sachlage auf dem Laufenden gehalten.
    Haubold erzählte von der Fahrt nach Bayreuth und der Entdeckung des Porträts mit der geheimnisvollen dunklen Dame, während die anderen Obstkuchen mit Sahne aßen.
    »Sie ist eine richtiggehende Schönheit, schwarze Haare, graue Augen, kluges Gesicht«, berichtete der Kastellan, »und sie sieht tatsächlich irgendwie schwanger aus – na ja, finden wir jedenfalls. Aber das Wichtigste, nämlich wer die Frau nun ist, das haben wir leider noch nicht herausbekommen.« Er zuckte mit den Schultern und machte sich nun seinerseits über den Kuchen her.
    »Na, da seid ihr doch schon ganz schön weit«, meinte der alte Götz jovial. »Man muss eben immer dranbleiben an einer Sache, dann kommt auch was dabei raus. Wie ich immer sage: Steter Tropfen höhlt den Stein, und wer suchet, der findet, gell? Als ich damals mit meiner Frau – der Ulrich war noch ganz klein – … «
    »Äh, ja, Papa, wolltest du nicht die Nüssle und die Salzletten aus der Küche holen?« Ulrich Götz kannte
die endlosen Monologe seines Vaters zur Genüge und war entschlossen, sich diese wenigstens an seinem Geburtstag zu ersparen. Vater Götz verstand diesmal auch tatsächlich den Wink mit dem Zaunpfahl, sprang auf und eilte beflissen aus dem Wohnzimmer. Sein Sohn lächelte den anderen viel sagend zu.
    »Ich war in der Zwischenzeit natürlich auch nicht untätig und habe in den Pfingstferien im Archiv gesessen.«
    Kleinert nickte bestätigend. Götz hatte ihn mit seiner redseligen Art mehrere Tage von der Arbeit abgehalten.
    »Zunächst«, fuhr Götz fort, »habe ich mir Quellen vorgenommen, die etwas darüber aussagen könnten, wer sich alles auf der Plassenburg aufgehalten hat. Die erste ist eine Auflistung aller auf der Burg befindlichen Hofzugehörigen aus dem Jahr 1551 , als Albrecht Alkibiades mit seinem Gefolge hier war. Bitte schön.«
    Wie es seine Gewohnheit war, teilte Götz Blaupausen aus. Auch sein Vater, mit Knabbersachen wieder aus der Küche aufgetaucht, griff sich eine davon.
    Kellermann überflog das Verzeichnis. »Hm, der Markgraf selber mit Kammerpersonal, Schreiber, Arzt, Keller- und Küchenmeister, alles ganz normal. Und schaut mal, der Albrecht hatte sogar einen ›Knaben zum Tragen des Regenmantels‹. Witzig. Und die Jäger mit ihrer Hundemeute sind auch dabei, samt
einem Trompeter. Aber was sind eigentlich Bankriesen?«
    »Ganz einfach, das sind ehemalige Landsknechte, damals ›Reisige‹ genannt, die den Dienst quittiert haben und sozusagen als Burgpolizei Wachdienst tun. Vermutlich saßen sie dazu beim Tor auf einer Bank«, erklärte Haubold. »Aber wichtiger ist: tja, meine Herren, keine Frau!«
    Allseits ernsthaftes Nicken.
     
    Götz griff sich erneut einige Blätter Papier.
    »Außer dieser Personalliste hab ich noch was gefunden,

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