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Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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untergebracht ist. Vor der Tür steht eine Schlange Verwundeter. Obwohl die Alarmsirene immer noch heult und die Luft angefüllt ist mit dem Rauch und den Dämpfen des ersterbenden Feuers, sind die Leute, die hier in einer Reihe stehen, überwiegend still – das erste Zeichen für eine beginnende Traumatisierung.
    »Decken Sie Mund und Nase ab«, warne ich eine junge Mutter,die ein Kleinkind auf der Hüfte hält. »Auch bei Ihrem Baby. Der Rauch ist giftig.«
    Sie starrt durch mich hindurch, als hätte sie ein Gespenst vor sich.
    »Vergiss es«, sagt Vienne.
    Aber das kann ich nicht. »Versuchen Sie es so.« Ich ziehe der Frau ihr rußgeschwärztes Hemd übers Gesicht. Das Gleiche mache ich mit dem Kind. »Das ist besser als nichts. Nicht wegziehen.«
    Ein junger Bauer in einem Kittel öffnet uns eine Nebentür. Als wir Franks und Richards hineinbringen, verschwindet er. Ich fessle sie mit den Handgelenken an einen Heizkörper, während Vienne sie scharf im Auge behält. Keiner der beiden regt sich.
    Die Krankenstube besteht aus einem großen, hell erleuchteten Raum, der mit Raumteilern aus Bambus und weißem Leinen in einzelne Bereiche aufgeteilt ist. Überall herrscht ein typischer Krankenhausgeruch, der sogar stärker ist als der Rauchgestank vor der Tür.
    »Was jetzt?«, fragt Vienne.
    »Wir sollten diesen Joad suchen und ihn fragen, was wir mit den beiden Schweinepriestern anfangen sollen.«
    »Geh du ihn suchen.« Sie kehrt den blutenden, gebrochenen Bauern, die in einer Reihe an der gegenüberliegenden Wand stehen, den Rücken zu und zuckt kaum merklich zusammen, als plötzlich ein Kind aufschreit. »Ich bewache die Gefangenen.«
    Vienne hat für Joad offensichtlich nicht viel übrig, also nicke ich. »Aber du wirst ihnen in der Zwischenzeit nicht die Fresse eintreten, oder?«
    »Natürlich nicht.« Sie bläst sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Die Richtlinien verbieten es, Gefangenen ein Leid anzutun, und ich bin immer noch Regulatorin.«
    »Okay«, sage ich. »Bin bald zurück. Ich werde auch nach den Mönchen suchen. Die werden wissen wollen, dass du in Sicherheit bist.«
    Aber ich gehe nicht.
    Vienne stupst mich mit dem Lauf ihres Armalites an. »Warum bist du noch hier?«
    »Ich gehe ja schon«, sage ich, denn es ist offensichtlich, dass sie etwas dagegen hat, wenn ich in ihrer Psyche herumstochere.
    »Joad ist nicht das Problem«, sagt Mimi, als ich mir einen Weg durch das Gewühl der Bauern bahne. »Was sie belastet, sind die Verwundeten.«
    »Woher weißt du das?«
    »Durch eine komplexe, variantenreiche Berechnung, die man auch als weibliche Intuition bezeichnet.«
    »Tatsächlich?«
    »Tatsächlich.«
    »Ich werde mich wohl auf dein Wort verlassen müssen, da ich keine Frau bin. Technisch gesehen bist du das allerdings auch nicht.«
    Ein paar Minuten später entdecke ich Riki-Tiki hinter einem weißen Stoffvorhang. Als ich eintrete, spricht sie leise mit einem großen, hageren Kind, das aussieht wie ein Abkömmling des Hellespontus-Territoriums. Der Junge hat langes Haar, auf dem eine Pilotenmütze thront, und seine Hände sind auffallend zart. Nicht gerade die Griffel, die man in einem Kollektiv zu sehen erwartet.
    »Durango!«, ruft Riki-Tiki, und ihre Miene hellt sich erkennbar auf. Vom Nebenabteil aus ruft Shoei sie sogleich zur Ordnung. »Entschuldigung, Meisterin.«
    »Bist du der Aerofoil-Pilot, der das Wasser über dem Feuer abgelassen hat?«, frage ich den Jungen.
    »Ja, Sir«, sagt er. »Mein Name ist Tychon, und ich ...«
    »Das war dumm.«
    Riki-Tiki zieht ein langes Gesicht. Sie schmiegt sich an den Jungen, und mir wird klar, dass sie mehr als nur Kameraden sind. Was erklärt, warum sie sich hinter dem Vorhang versteckt haben.Was obendrein erklärt, warum Riki-Tiki die Tengu verlassen will, die einen Zölibatseid leisten müssen.
    »Sir?«, fragt Tychon.
    »Ich sagte, das war dumm. Das war ein mit chemischen Mitteln gespeistes Feuer. Das Wasser ist lediglich verdampft und hat die giftigen Gase in der Luft verteilt.« Mir wird bewusst, dass ich etwas zu hart rüberkomme, und ich fahre die ganze Sache ein Stück herunter. »Versteh mich nicht falsch. Ich weiß, du wolltest helfen, aber wenn man planlos handelt, richtet man unter Umständen nur noch mehr Schaden an.«
    Er schluckt schwer. Sein Adamsapfel hüpft auf und nieder. »Das wusste ich nicht.«
    »Beim nächsten Mal«, sage ich, ehe ich den Vorhang wieder zuziehe, »benutzt du deine Nase. Die ist verlässlicher als deine

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