Die Mars-Verschwörung
Augen.«
Shoei und Yadokai kümmern sich hinter dem nächsten Vorhang um ein Kind, dessen linker Arm schwere Verbrennungen davongetragen hat. Die Haut ist eine einzige, lange Brandblase, die aufgeplatzt und mit Kies und Schmutz verunreinigt ist. Shoei behandelt die Wunde wie eine erfahrene Ärztin, und Yadokai beruhigt das Kind mit sanften Berührungen und leisen Lauten. Das ist mal eine Abwechslung im Vergleich zu meinem fordernden Tanzlehrer. Wieder einmal werde ich daran erinnert, dass der erste Eindruck oft der schlechteste ist.
Ich ziehe den Vorhang wieder zu und lasse sie in Ruhe arbeiten. Ich kann ihnen auch später noch von Vienne erzählen.
Durango , denke ich, als ich in den Wartebereich zurückkehre, du bist so ein aasiger mu’dak. Warum tschjo sa ga’lima hast du Tychon wegen eines Fehlers so niedermachen müssen? Eto pis’dez! Um Himmels willen, du bist doch nicht dein Vater! Tu das Richtige. Geh zurück und bring das mit dem Jungen wieder in Ordnung!
Die Tür schwingt auf. Joad betritt die Krankenstube, gefolgt von einer Frau und zwei Leibwächtern. Die Frau trägt eine Robe in Blau und Hellgelb. Über einer Schulter liegt ein handgestrickter Schal. Ihr Gesicht mit den hohen, breiten Wangenknochen ist nicht unbedingt schön, aber hübsch und umgeben von einer Mähne gewellten, kastanienbraunen Haares.
Als sie an den Bauern vorübergeht, drehen sich sämtliche Köpfe zu ihr um, und es wird still im Raum. Die Frau wirkt konsterniert, doch als eine Bäuerin in einem schmutzstarrenden Overall aufschreit und auf sie zu rennt, bringt sie ein Lächeln zustande. Die Leibwächter wollen sich vor sie stellen, doch sie schickt sie fort, als die Frau händeringend auf die Knie fällt.
»Rebecca! Dem Bischof sei Dank, du bist gekommen! Sie haben meine Schwester, Thela!«
Rebecca hilft der Frau hoch. »Steh jetzt auf. Ich höre deine Worte. Wir werden sie zurückholen. Haben sie noch andere entführt?«
Die Frau nickt heftig. »Aber ich weiß nicht, wie viele.«
»Bring mich zu ihren Verwandten.« Rebecca legt einen Arm um die Frau und führt sie an mir vorbei zu den Bambuswänden. Als sie an mir vorübergehen, hält Rebecca abrupt inne. Unsere Blicke treffen sich, und sie legt die Stirn in Falten. Ich sehe einen Hauch von Begreifen in ihren Augen. Dann mustert sie mich lange und abschätzend, bis ihr Blick schließlich auf meiner verstümmelten Hand verweilt. »Joad, wo hast du diesen Dalit gefunden?«
»Er ist mit den Mönchen gekommen«, antwortet Joad, während er die Bambustrennwand für sie öffnet. »Er und eine Frau. Sie haben es fertiggebracht, zwei Sturmnacht-Soldaten gefangenzunehmen.«
Wieder schaut Rebecca mich an. Etwas an ihr kommt mir vertraut vor. Die Augen? Oder das Gesicht? Es ist, als wären wir uns schon einmal begegnet.
»Mimi?«
»Ich bin dir wieder voraus, Cowboy. Ich habe die Gesichtserkennungsprotokolle durchlaufen, finde aber keinen passenden Datensatz.«
»Also bin ich ihr noch nie begegnet?«
»Soweit du dich erinnerst nicht. Und ganz bestimmt nicht, seit ich mein Lager in deinem Schädel aufgeschlagen habe.«
»Sie kommt mir bekannt vor.«
»Sie sieht ziemlich gewöhnlich aus.«
»Sei nicht gehässig.«
»Ich bin nicht darauf programmiert, gehässig zu sein.«
»Dabei kannst du das so gut.«
»Hattest du nicht Abbitte zu leisten?«
»Wechsel jetzt nicht das Thema.«
Aber Mimi hat recht. Besser, ich bringe es hinter mich, ehe der Junge nicht mehr da ist. In Gedanken probe ich meine Entschuldigung vor dem mit einem Vorhang abgeteilten Bereich, als der Stoff ruckartig zur Seite gezogen wird.
»Ihr habt die Bösen geschnappt!«, kreischt Riki-Tiki und schießt an mir vorüber. Von Tychon ist nichts zu sehen. »Warum habt ihr mir das nicht gesagt? Los, komm!«
So viel zu meiner Abbitte.
Sie rennt voraus zur Ecke der Krankenstube, wo Vienne den Patienten immer noch den Rücken zukehrt. Als ich dort ankomme, schwatzen die beiden bereits miteinander.
»Vienne sagt, du hast die Sturmnacht-Soldaten ganz allein gefangengenommen!«
»Das hat sie gesagt, ja?« Kopfschüttelnd schaue ich Vienne an, die unschuldig tut. »Ich weiß nicht, ob das stimmt.«
Aber Riki-Tiki ist schon drei Schritte weiter. »Mein Freund Tychon hat gesagt, diese Männer haben die Bauern schon seit Monaten schikaniert. Aber jetzt sehen sie gar nicht mehr so beeindruckend aus, was?«
Sie stupst Franks mit ihrer Sandale an, wie es auch Vienne getan hat. Er schnaubt leise, und sie nimmt
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