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Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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groß. Die meisten Gebäude befinden sich in der Nähe des Tores, aber die Bienenstöcke machen eine lange, beschwerliche Wanderung zu einer Hochebene erforderlich. Als Riki-Tiki und ich uns den Reihen der Bienenkörbe nähern, zähle ich über tausend von ihnen, und jeder einzelne beherbergt Tausende von Bienen. Es müssen Millionen sein.
    Und inmitten von Bienenhausen steht Ghannouj mit einem kastenförmigen Hut und einer Räucherschale, den Körper in ein schimmerndes Gewebe gehüllt, das aussieht wie ein Zelt aus Goldlamé.
    »Ich glaube, du hast die Anzahl der Bienen unterschätzt«, sagt Mimi, als ich mir einen Weg durch Vielzahl der Bienenkörbe bahne. Wind fegt durch die Reihen, und die Luft ist erfüllt von sattem Honigduft.
    »Würdest du sie für mich zählen?«, sage ich. »Aber ohne deine Telemetriefunktionen wird das nicht leicht.«
    »Mein Prozessor ist immer noch intakt. Ich kann eine Probe aus der direkten Umgebung nehmen und darauf basierend extrapolieren.«
    »Was du bereits getan hast.«
    »Vier Millionen, zweihundertzweiundfünfzigtausendundsechs Bienen.«
    »Angeberin.«
    Wir gehen zu Ghannouj, der die Räucherschale dazu benutzt, die Bienen zu betäuben, während er Waben voller Honig aus den Stöcken zieht. Er und Riki-Tiki unterhalten sich kurz, ehe sie stumm an mir vorbeigeht.
    »Du möchtest mich sprechen?«, fragt Ghannouj, als Riki-Tiki fort ist.
    Ich erzähle ihm von meinem Plan, Vienne zu retten. »Shoei und Yadokai halten mich für verrückt, aber Riki-Tiki sagt, ich soll Sie um Erlaubnis bitten.«
    Ghannouj legt die Wabe in ein Gefäß, um den Honig herauslaufen zu lassen. »Die Aufgabe einer Biene ist einfach. Sie sammelt den Nektar und bringt ihn zum Stock. Dort wird daraus der Honig gewonnen, von dem sich die Bienen ernähren. Auch die Aufgabe des Mönchs ist einfach. Wir sammeln Wissen. Das bringen wir ins Kloster. Das Kloster gibt das Wissen an jene weiter, die danach dürsten.«
    »Aber ...«
    »Die Aufgabe des Regulators ist nicht so einfach. Du opferst dich, damit andere in Frieden leben können. Doch es gibt Zeiten, da ist Frieden unerreichbar für dich.« Mit Hilfe der Räucherschale vertreibt er die Bienen von der Wabe. »Als Vienne in Riki-Tikis Alter war, musste sie eine Entscheidung treffen zwischen dem Leben, an dem ihr Herz hing, und der Person, an der ihr Herz hing.«
    Viennes Worte hallen in meinem Kopf nach: Stain war einst einer der Tengu. Er wurde verbannt, weil er den Tempel entweiht hat. Er hat einem anderen menschlichen Wesen das Leben genommen. War Stain die Person, die Vienne geliebt hatte? Hat sie ihn dem Leben als Mönch vorgezogen?
    »Es war eine sehr schwere Entscheidung«, fährt Ghannouj fort. »Eine, die ich nicht hätte fällen können. Vienne war immer die Stärkste von uns. Als sie ihre Wahl getroffen und das Kloster verlassen hat, um Regulatorin zu werden, wusste sie, dass sie sich nie wieder den Tengu würde anschließen können. Sie ist kein Mönch mehr, und obwohl wir ihre Anwesenheit schätzen, können wir sie nicht retten.«
    »Das ist mir bewusst.«
    »Und doch möchtest du, dass wir unsere Aufgabe ruhen lassen, um der zu helfen, die uns verlassen hat.«
    »Ja!«
    Er stellt die Räucherschale ab, schüttelt den Kopf und nimmt eine Teetasse von einem Tablett, das auf einer Bank in der Nähe steht. »Warum?«
    »Weil die Bienen Blumen brauchen, um Honig zu produzieren. Wenn jemand mit einer Sense käme, um die Blumen niederzumähen, würde jede Biene, die bei Verstand ist, ihn aufhalten.«
    Verwirrt runzelt er die Stirn und nippt an seinem Tee. »Ich verstehe deine Metapher nicht.«
    »Weil ich Soldat bin, kein Poet!« Ich nehme mir ebenfalls eine Tasse von dem Tablett. »Ghannouj, mit allem gebotenen Respekt,ich glaube nicht, dass ich Sie überzeugen kann. Hier, lesen Sie. Sagen Sie mir, ob Vienne noch lebt oder nicht.«
    Er schüttelt den Kopf und widmet sich wieder seiner Arbeit. »Wenn im Stock Harmonie herrscht, ist alles gut. Manche Bienen haben eine besondere Aufgabe. Sie schützen den Stock mit ihrem Leben. Sie sterben, damit der Stock leben kann.«
    Ich sehe zu, wie er eine weitere Wabe herauszieht und fühle, wie die Saat der Enttäuschung und der Wut in meinen Eingeweiden aufgeht. »Eine der euren ist dort draußen. Allein. Verwundet. Vielleicht sogar tot, und Sie wollen mich etwas über Honig lehren?«
    »Der Stock muss das Opfer annehmen, und die Bienen müssen ihre Arbeit fortführen. Wäre es nicht so, wäre das Opfer

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