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Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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geradewegs zur Hölle fahren. Ich kann das Leben eines Dalit führen, aber ich kann nicht ohne Vienne leben.
    »Wie dem auch sei«, sagt Mimi. »Ich würde die Defragmentation der Daten von Tharsis Zwei gerne abschließen und sie mit den Informationen verknüpfen, die wir bereits haben. Falls du keine Einwände hast.«
    »Tu dir keinen Zwang an.«
    Um meinen Kopf zu beschäftigen, beginne ich mit allerlei kleinen Projekten, die meinen Händen   – Korrektur, meiner Hand   – etwas zu tun geben. Beispielsweise ein anderes Bett demontieren, indem ich sämtliche Bolzen und Schrauben entferne. Aus den Einzelteilen baue ich mir eine Krücke aus Metall und humple durch die Krankenstube, um mein Knie zu stärken und meinen Gleichgewichtssinn zu verbessern. Es ist erstaunlich, wie anders die Welt aussieht, wenn man nur die Hälfte davon erkennen kann.
    Schließlich durchwühle ich die Schränke auf der Suche nach einem Elektrostatbogen. Ich wische die alten Daten über Ertragsraten der Sorghumpflanzungen weg und zeichne einen detaillierten Plan des Außenpostens Tharsis Zwei. Vienne ist noch dort, das spüre ich. Ich muss sie nur finden.
    »Das wird nicht einfach«, warnt Mimi.
    »Genau deshalb wird es klappen.«
    ♦
    Ein paar Minuten später humple ich, auf meine Metallkrücke gestützt, eine Gasse im Kollektiv hinunter. Der Vormittag ist schon jetzt viel zu heiß, und der Schweiß sammelt sich auf meiner Oberlippe. Mit der Dämmerung ist schlechtes Wetter aufgezogen, und der Himmel scheint nur noch aus pechschwarzen Wolken zu bestehen.
    Als die Bauern mich kommen sehen, halten sie inne und zeigen auf mich. Einige sind unverschämt genug zu lachen. Als Regulator gewöhnt man sich an eng anliegende Körperpanzerung und vergisst, dass sich nicht jeder so kleidet. Man gewöhnt sich aber auch an ein Mindestmaß an Respekt, und das kennen diese Bauern nicht.
    Ich versuche, ihre Blicke zu ignorieren, und fummle an meinem Hemdsaum herum, wo er den Hosenbund überlappt. Der Saum schließt sich automatisch, sollte sich aber öffnen, wenn ich mitden Fingern darüberstreife. Sollte. Im Augenblick öffnet sich da gar nichts.
    »Mimi, gib mir den Status meiner Symbipanzerung.«
    »Die beiden Teile scheinen miteinander verschmolzen zu sein.«
    Ich drehe mich im Kreis und versuche, meine Hemdzipfel zu lösen. »Verschmolzen? Verschmolzen? «
    »Bleib ruhig«, sagt sie. »Das ist keine bedenkliche Situation.«
    »Keine bedenkliche Situation? Meine Hose klebt fest!«
    Die Kinder der Bauern beobachten mich und lauschen aufmerksam, und mir wird klar, dass ich laut gebrüllt habe. Deshalb formuliere ich meine nächste Frage an Mimi in Gedanken: »Und wie soll ich mein Geschäft erledigen?«
    »Das muss ich noch analysieren.«
    »Und was kommt dabei heraus?«
    »Unbestimmbar.«
    »Mimi?«
    »Ich habe noch nicht genug Daten.«
    »Du bringst mich noch zur Weißglut!«, blaffe ich sie an. »Wir reden hier über Blasenfunktionen.«
    Die Kinder suchen das Weite.
    »Und du erschreckst die Kinder, Cowboy.«
    »Ich bin ein Zyklop mit einem gebrochenen Arm in einer dehnbaren Hose, der mitten auf der Straße steht und sich lautstark über das Pinkeln auslässt. Natürlich erschrecke ich die Kinder.«
    Es hilft mir nichts, ein Spektakel zu veranstalten, in dessen Mittelpunkt ich stehe, also humple ich weiter. Hinter mir höre ich das Rumpeln eines Rovers, gefolgt vom Quietschen der mit Kies verunreinigten Bremsen. Mein Nacken schmerzt, also mache ich mir nicht die Mühe, mich umzuschauen.
    »Wohin des Weges?« Es ist Rebecca. Sie trottet hinter mir her. In ihrer Armbeuge hängt ein Jutesack, und sie bietet mir ihren anderen Arm an. »Nimm ein bisschen Last vom Knie. Na komm. Ich habe schon Kälber getragen, die schwerer waren als du.«
    »Danke für das Angebot«, sage ich. »Aber ich muss ablehnen.«
    »Du bist nicht allzu vertrauensvoll, was?« Sie zieht die Nase kraus.
    Meine Hände sind von der Anstrengung, die mir das Gehen bereitet, schweißnass, und mein Kopf klingelt vom Tinnitus. »Ich bin Regulator. Wenn ich mein eigenes Gewicht nicht tragen kann, wie soll ich dann Anführer sein?«
    »Auch ein Chief braucht mal einen freien Tag.«
    Wenn es nur so einfach wäre. »Ich nehme an, es gibt einen Grund, warum Sie mich gesucht haben.« Ich bohre die Krücke in den kiesbedeckten Boden. »Abgesehen davon, mich zum Tor zu begleiten.«
    »Ich dachte, du hättest gern ein bisschen Gesellschaft«, sagt sie.
    Ich wische mir mit der rechten Hand die

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