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Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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wirklich?«, fragt sie, und der Wind peitscht ihr das kastanienbraune Haar ins Gesicht.
    »Mehr, als Sie sich vorstellen können.«
    Sie zupft sich eine Haarsträhne von den Lippen. »Ich habe eine ziemlich lebhafte Fantasie.«
    »Selbst wenn in Ihrer Fantasie jeder Rostfleck auf dem Mars eine Supernova wäre«, sage ich, als Joad losfährt, »wäre Ihre Vorstellungskraft dafür nicht groß genug.«

Kapitel 15
    Tengu-Kloster, Noctis Labyrinthus
    Präfektur Zealand
    Annos Martis 238. 7. 24. 13:06
    Der Hund ist weg.
    Das fällt mir als Erstes auf, als Joad in der Nähe des Klostertores anhält und ich von der Ladefläche klettere. Dort, wo der Hund gelegen hat, ist noch eine Kuhle am Boden zu sehen, und der Morgenregen hat die Wasserschüssel, die ich dort gelassen habe, mit Schlamm gefüllt. Ich frage mich, ob er einen natürlichen Tod gestorben ist, oder ob Stain beschlossen hat, die Dinge zu beschleunigen.
    »Du verdienst sie nicht«, sagt Joad, begleitet vom Dröhnen des Motors.
    »Wen?«, frage ich, immer noch in Gedanken versunken. »Den Hund?«
    »Wer redet von einem Hund?«, knurrt er. »Ich meine Rebecca.«
    Rebecca? »Wovon sprechen Sie? Ich habe eine Freundin, um des Bischofs willen.«
    »Dann ...« Er tritt aufs Gas, bis Öl aus den Endrohren spritztund meine Stiefel trifft, »solltest du vielleicht anfangen, dich auch so zu verhalten.«
    Ich beobachte, wie der Rover über die Anhöhe verschwindet. »Sag mal, Mimi, ist heutzutage eigentlich jeder psychotisch?«
    »Du scheinst diese Wirkung auf Menschen zu haben.«
    Als Nächstes fällt mir auf, dass mein Trike im Schatten der Bäume steht. Spontan denke ich daran, mich zu erkundigen, wie es dort hingekommen ist; dann aber erinnert Mimi mich an ein Sprichwort.
    »Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul«, sagt sie. »Hast du gewusst, dass dieser Spruch auf die Geschichte vom trojanischen Krieg zurückgeht, in dem einer der griechischen Könige, Odysseus, sich einen genialen Plan zurechtgelegt hat, sich in die Stadt Troja einzuschleichen?«
    »Die Waffen sind noch da«, sage ich, nachdem ich das Gepäckfach entriegelt habe. Beide Armalites sind sicher verstaut. Ich schließe den Deckel und verriegele ihn wieder.
    Mit einem weiteren Blick auf die Schüssel des Hundes öffne ich das Tor. Über mir kündet ein Windspiel von meinem Eintreten. Die Wolken haben sich noch weiter verdichtet, und Blitze jagen über den Himmel wie tanzender Stacheldraht.
    Ich humple auf den Hof, bemüht, mein Gewicht zur Gänze auf das gute Knie zu verlagern. Vielleicht haben die Mönche eine Krücke, die ich mir leihen oder ein Bett, das ich auseinanderbauen kann.
    Es ist still, und ich höre den Kies unter meinen Füßen knirschen, während ich mein Bein nachziehe. Da es noch früh ist, sind die Mönche wahrscheinlich noch mit Meditieren beschäftigt, also nehme ich den kürzesten Weg zum Teehaus, wo ich Shoei, Yadokai und Riki-Tiki auf ihren Matten vorfinde. Sie kauern auf den Knien, die Stirn an den Boden gepresst, und murmeln Gebete.
    »Guten Morgen«, sage ich, vergeblich um einen munteren Tonfall bemüht.
    Sie starren mich an, als hätte ich mir Hörner wachsen lassen.
    »Du kannst gehen?«, fragt Shoei.
    »Du siehst aus wie wà kào «, fügt Yadokai hinzu.
    Und Riki-Tiki vervollständigt das herzliche Willkommen mit den Worten: »Dein Arm ist gebrochen. Und dein Auge hat eine andere Farbe.«
    »Ja, er sieht aus wie wà kào «, sagt Yadokai noch einmal.
    »Ich freue mich auch, euch alle zu sehen.« Plötzlich bin ich enttäuscht, dass sie mich nicht im Kollektiv besucht haben. Ich hole tief Atem, was einen stechenden Schmerz durch meine Rippen jagt. »Ja, ich kann gehen. Ja, ich habe ein Auge verloren. Und ja, ich sehe aus wie wà kào . Und ich weiß, ihr alle glaubt, Vienne sei tot, aber sie lebt. Und ich habe einen Plan, um sie zu retten. Alles, was wir brauchen, ist ein trojanisches Pferd, mit dem ich mich in Tharsis Zwei einschleichen kann.«
    »Geisteskrank!«, sagt Shoei.
    »Unmöglich!«, ruft Yadokai.
    »Ich bin dabei!« Riki-Tiki hüpft zu mir herüber. Dann streckt sie Meister und Meisterin die Zunge heraus. »Aber du musst erst Ghannouj fragen, ehe wir dir helfen dürfen.«
    »Warum?«, frage ich, verwundert über ihre Reaktion. »Muss er erst die magische Teetasse befragen oder so was?«
    »Natürlich«, sagt Riki-Tiki erstaunt. »Woher sollen wir sonst wissen, welcher Weg der Richtige für uns ist?«
    ♦
    Die Klosteranlage ist ungefähr vier Hektar

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