Die Mars-Verschwörung
den Kopf, während ich mich abmühe, die nötige Ausrüstung im Gepäckfach des Trikes unterzubringen, das im Schatten des safrangelben Gewölbebogens steht. Ich kann Vienne auch allein retten. Einhändig, wenn es sein muss.
»Es muss sein«, sagt Mimi. »Aber nicht einhändig, sondern einäugig.«
»Ich will keine Witze mehr hören«, warne ich sie.
»Das war kein Witz, Cowboy. Dank der technischen Vorzüge deiner Panzerung und ihres organischen Unterstützungssystems magst du dich zwar schneller erholen als der Durchschnitt, aber du bist nicht übermenschlich.«
Riki-Tiki hüpft auf das Trike zu und macht sich daran, meine Sachen in das Gepäckfach zu stopfen. Sie packt einen Jutebeutel mit Reiskeksen, Honigbüchsen und mehreren Trinkhörnern mit Wasser dazu. »Alles verstaut.«
Sie klettert auf den Fahrersitz.
»Was soll das?«, frage ich.
»Mit dem gebrochenen Arm kannst du nicht fahren. Ich übernehme.« Sie dreht am Gasgriff. »Ich bin eine sehr gute Fahrerin.«
»Tut mir leid, Riki-Tiki. Ghannouj sagt, du darfst mir nicht dabei helfen, Vienne zu retten.«
»Aber er hat nicht gesagt, dass wir dir nicht helfen dürfen, sie zu suchen «, sagt Shoei, die gemeinsam mit Yadokai zum Tor gekommen ist. »Beeil dich, alter Mann.«
»Immer mit der Ruhe, Frau!«
Sie klettern hinter Riki-Tiki auf das Trike und lassen mir keinen Platz mehr.
»Steh nicht rum, Schwabbelarm«, blafft Yadokai mich an. »Vienne braucht Hilfe! Beweg dich!«
Jetzt sind plötzlich alle wild entschlossen, sie zu retten?
»Die Logik eines Mönchs zu hinterfragen«, sagt Mimi, »ist das mentale Äquivalent dazu, sich selbst in den Schwanz zu beißen.«
»Ich weiß nicht mal, was das bedeuten soll.«
»Genau darum solltest du die Logik der Mönche nicht hinterfragen.«
»Wir sehen uns!«, ruft Riki-Tiki, rast davon wie eine Lenkrakete und lässt mich einfach im Regen stehen. Binnen Sekunden ist das Trike nur noch ein Punkt in weiter Ferne.
»Was, zum Teufel ...« Unter dem Helm kratze ich mich mit dergesunden Hand am Kopf. »Wenn das ein Beispiel für die Logik von Mönchen ist, dann wundert mich nicht, dass Vienne mir so ein Rätsel ist.«
»Ich könnte dir ihr Verhalten erklären«, sagt Mimi, »aber ich bin zu sehr damit beschäftigt, mich in den eigenen Schwanz zu beißen.«
»Pass auf die Haare auf. Du weißt nie, wann sie zurückbeißen.« Ich nehme den Helm ab und reibe mir den Schädel. »Schließen wir eine Wette ab, ob sie zurückkommen?«
»Die Chancen stehen fünfzig-fünfzig.«
Eine Minute vergeht.
»Siebzig-dreißig.«
Zorn brodelt in meiner Brust wie ein frisch entzündetes Fettfeuer. So gern ich Riki-Tiki und ihre spielerische Art habe, das ist nicht der richtige Zeitpunkt für Unfug.
Dann höre ich ein Motorengeräusch aus der Ferne.
Auf der Straße, auf der Riki-Tiki verschwunden ist, taucht ein weiterer kleiner Fleck auf.
»Da kommen sie.«
»Das ist nicht dein Trike«, verbessert mich Mimi, als der Fleck nahe genug ist. »Der Motor ist kleiner.«
Sie hat recht. Mein Trike hört sich an wie ein Haufen Kanonenkugeln in einer Betonmischmaschine. Dieser Motor gehört zu einer kultivierteren Maschine, nicht zu einem Schneemobil auf Rädern.
Ich schirme mit der Hand das Auge vor dem Wind ab und blinzle den Fahrer an, bis ich sein Gesicht erkenne. »Oh nein. Nicht der.«
Stain fährt auf einem antiken Munro-Davidson-Motorrad vor, eines von der Sorte, wie man sie normalerweise nur in einem Museum zu sehen bekommt.
»Der Tag ist voller Überraschungen«, sagt Mimi.
»Und keine davon ist angenehm.«
Als Stain anhält und der Motor im Leerlauf brummt, sage ich: »Sie sind der Letzte, von dem ich erwartet hätte, dass er ein Motorrad besitzt.«
»Es ist gebraucht«, erwidert er, ohne eine genauere Erklärung zu liefern.
»Schätze, mir bleibt nichts anderes übrig, als um eine Mitfahrgelegenheit zu bitten«, sage ich, ziehe es aber vor, den Blick über die Steilwände der Schlucht schweifen zu lassen, statt ihn anzuschauen.
Er knurrt. Sein Zungenpiercing klackert an seinen Zähnen. »Wartest du auf eine Einladung?«
Mit der ganzen Begeisterung, mit der ich meine Hand in einen Hackschnitzler gesteckt hätte, schwinge ich hinter ihm ein Bein über die Sitzbank, weigere mich aber, mich an seinem Körper festzuhalten. Stattdessen presse ich die Beine an das Motorrad und bete, dass ich keinen Krampf bekomme.
Aus dieser Position sehe ich Beulen an seinen Schultern und parallel zu seinem Rückgrat weitere
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