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Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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Zungenpiercing herumzukauen. Dann zieht er mit seinem Stab einen Kreis in den Schmutz und sagt: »Rinpoche war mehr als ein Bienenzüchter.« Er teilt den Kreis in zwei Hälften. »Er war bönpo der Bienen, ein heiliger Mann, der von der kommunistischen Regierung aus seinem Zuhause verjagt wurde.«
    »Kommunistisch?«, frage ich. »Diese Regierung wurde bereits   ...«
    Er dreht seinen Stab und achtet gar nicht auf mich. »Die Wissenschaftler von Projekt Ares haben Rinpoche und neun seiner Anhänger hergeholt, damit sie ihnen bei ihrer Treibhauslandwirtschaft helfen. Hier hat Rinpoche Klarheit und Bestimmung gefunden. Seine Bienen waren ein Gottesgeschenk für die marsianische Landwirtschaft.«
    »Ich kenne mich in Geschichte nicht gut aus«, sage ich. »Ich habe mich immer mehr mit dem Hier und Jetzt befasst.«
    »Du Armer.« Riki-Tiki bedenkt mich mit einem Blick, in dem Belustigung und Mitgefühl liegen. »Aber das ist eine wirklich gute Geschichte.«
    »Bald«, fährt Stain fort, und seine Stimme klingt beinahe, als würde er singen, »hat der Bedarf an Bienenzüchtern mehr Tengu hervorgebracht. Bauern griffen zu den Waffen, um die Tengu zu zwingen, für sie zu arbeiten. Rinpoche beschloss, dass jeder Mönch zu seinem Schutz und zur Beherrschung der Bauern neun Akolythen aufnehmen soll.«
    Der Stab beginnt zu summen. Dann verändert er die Drehgeschwindigkeit, und das Summen wird höher. »Als Rinpoche aus diesem Leben schied, war tiefer Friede. Dann machte der Bischof die Regulatoren zu seinen heiligen Templern, doch sie waren nur in der Kunst der Kriegführung geschult und übernahmen nichts von den Tengu mit Ausnahme unserer Neun Richtlinien.«
    »Neun Richtlinien?«, frage ich. »Die gehörten immer zu den Regulatoren.«
    »Du meinst wohl, sie wurden von den Regulatoren pervertiert!«, giftet er. »Die Regulatoren sind keine ehrbaren Krieger mehr. Sie sind nichts weiter als Mörder.«
    Mir sträuben sich die Nackenhaare. »Du nennst Vienne und mich Mörder?«
    »Die Geschichte der Regulatoren ist die Geschichte des Mars«, sagt Stain. »Große Hoffnungen, pervertiert durch Ehrgeiz und Gier. Wie Vienne, die als hilfloses Kind zu den Tengu kam. Sie haben ihr geholfen, heil zu werden, doch sie wandte sich von ihnen ab.«
    Dieser verdammte Drecksack. Niemand redet so über Vienne.
    Ich ziehe mein Armalite.
    »Nein!« Riki-Tiki ergreift meinen Arm. »Er meint es nicht so. Das ist nur seine Art zu reden. Bitte.«
    Ich ramme das Gewehr wieder ins Halfter. Was für ein Heuchler. Ich bin in Versuchung, ihm an den Kopf zu werfen, dass man ihn aus dem Kloster hinausgeworfen hat. »Mit seiner Art zu reden fängt er sich eines Tages eine Kugel ein.«
    Falls Stain mich hört, lässt er sich nichts anmerken. Er wirbelt den Stab horizontal in der Handfläche herum. Während er ihn in der Luft hält, beugt er sich weit nach hinten, bis sein Körper ein umgekehrtes U bildet. Der Stab kreist über ihm wie der Rotor eines Velocikopters.
    »Hör zu«, flüstert Riki-Tiki.
    Ihre Stimme geht in den Geräuschen eines aufziehenden Sturms unter.
    Nein, kein Sturm.
    Ein Schwarm. Ein Mammutschwarm, der den ganzen Himmel ausfüllt. Er erhebt sich über die Kuppe, faucht und zuckt und zieht einen Schwanz hinter sich her, der an ein sirrendes Seil gemahnt. Ein paar Sekunden lang scheint es, als wollten die Bienen uns umhüllen, und ich sehe mich nach einem Loch um, in dem wir uns verkriechen können.
    »Ich habe soeben festgestellt, dass ich Bienen nicht mag«, sage ich zu Mimi.
    Dann, mit einer kurzen Bewegung aus dem Handgelenk, hält Stain den Stab an. Der Schwarm scheint zu erbeben, ehe er sich auflöst wie eine Rauchwolke im Wind.
    »Wow«, sage ich. »Diese Bienen sind aus dem Nichts gekommen, und das auch noch verdammt schnell.«
    »Das liegt daran, dass sie immer bei Stain bleiben«, sagt Riki-Tiki und klatscht in die Hände. »Er ist bönpo , genau wie Rinpoche es war.«
    »Was bedeutet bönpo? «, frage ich Mimi.
    Sie lässt sich ein wenig Zeit, ehe sie antwortet. »In meinen derzeit zugegebenermaßen spärlichen Daten gibt es unter Berücksichtigung der Tengu keinen Hinweis auf einen bönpo .«
    »Riki-Tiki irrt.« Stain klopft mit dem Stab auf den Boden. Dann ergreift er zwei Handvoll Erde und reibt sie an den Stab. »Nicht ich bin bönpo . Sie ist es.«
    »Noch nicht«, sagt Riki-Tiki eine Spur enttäuscht. »Und ich werde es nie sein, wenn Vienne bereit ist, mich als ihre Akolythin aufzunehmen. Dann werde ich Regulatorin,

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