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Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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einem wachsamen Blick zieht der Assistent ein Serum aus einer Phiole auf eine Spritze und injiziert es in das Infusionssystem.
    »Und jetzt verschwinde«, sagt Archibald.
    Ein paar Minuten, nachdem der Assistent gegangen ist, kauert er sich neben Vienne. Sein Mund ist nur wenige Zentimeter von ihrem Ohr entfernt. »Du kannst dich dagegen wehren, Herzchen.«
    »Nenn mich nicht so!«
    »Oder du akzeptierst es. Die Wahrheit ist, dass ich dir etwas geben kann, das du verloren hast.«
    »Du«, keucht sie, »kannst mir ... gar nichts ... geben.«
    »Das ist nicht wahr.« Er tippt auf ihren verstümmelten kleinen Finger. »Den hast du verloren.«
    Sie schüttelt den Kopf. »Hab ihn nicht verloren.«
    »Stimmt. Du hast ihn hingegeben. Du hast bereitwillig zugelassen, dass er abgeschnitten wird wie ein Stück Wurst, aber du wolltest kein Dalit werden, nicht wahr?«
    »Doch, das wollte ich. Die Richtlinien ...«
    »Lüg mich nicht an. Das Serum, das mein Assistent dir verabreicht hat, wird es so oder so verhindern. Also, du hast es getan, obwohl du kein Dalit werden wolltest. Warum?«
    Keine Antwort.
    »Das Verschweigen einer Wahrheit ist nichts anderes als eine Lüge. Das ist einer der Lieblingssprüche meiner Mutter. Also, sag die Wahrheit. Du wurdest um seinetwillen zum Dalit , richtig?«
    »Nein.«
    »Das Wort lautet ›ja‹. Sag es mit mir zusammen. Ja.«
    Sie kämpft gegen seinen Befehl an. Ihr Gesicht verspannt sich in dem Bemühen, das Wort nicht über ihre Lippen zu lassen. Aber nach einer Minute hat sie den Kampf verloren.
    »Ja!«, schreit sie.
    Hervorragend , denkt Archibald. Allmählich lässt sie nach. »Für ihn wurdest du zu einer Ausgestoßenen. Du hast jede Chance auf einen ehrenhaften Tod verloren. Ein Dalit kann keinen Schönen Tod sterben. Du wirst sogar im Jenseits in den Schatten verbannt werden. Habe ich recht?«
    »J...«
    »Sag es!«, schreit er.
    »Ja!«
    »Natürlich habe ich recht. Und es stimmt auch, dass der Chief, für den du alles aufgegeben hast, der Mann, von dem glaubst, er würde dich lieben, dich in einen Hinterhalt geführt und dann im Stich gelassen hat.«
    »Tot ... du hast gesagt, er wäre tot ...«
    »Das dachten wir, aber wie sich herausgestellt hat, ist er wohlauf und treibt sich mit irgendeinem Bauernmädel herum.«
    »Nein!«
    »Würde ich dich anlügen? Nein, das würde ich nicht. Ich habe die Wahrheit gesagt, als ich erklärt habe, ich könne dir etwas zurückgeben, das du verloren hast. Die medizinischen Maßnahmen zur Regeneration eines Körperglieds sind schwer zu bekommen und überaus teuer, aber wir haben die Mittel und die Ressourcen, so etwas zu ermöglichen. Du kannst wieder ganz sein, Herzchen. Du kannst wieder eine Heldin sein. Du kannst in Walhall eingehen, wie die Richtlinien es dir versprochen haben. Du musst mir nur einen winzigen Gefallen tun.«
    Natürlich hat er gelogen. Die Ärzte seiner Mutter könnten ihr einen neuen kleinen Finger heranzüchten, aber sie würde immer ein Dalit bleiben. Walhall, falls es so einen Ort gab, würde sie nie willkommen heißen.
    Aber seine Lüge trifft den passenden Ton. Ihre Lider flattern. Sie hebt den Kopf. »Einen Gefallen? Welcher Art?«
    Perfekt , denkt Archibald und streicht eine Haarsträhne von ihrem Ohr weg. Er flüstert etwas, und ihre Augen weiten sich. Er nimmt ihre verstümmelte Hand in die seine, sodass seine Finger ihre überdecken. In einem bestimmten Licht, aus einem bestimmten Winkel sieht es aus, als wäre ihre Hand wieder ganz.
    Langsam nickt sie. Ihre Augen sind blutunterlaufen, die Pupillen leuchten pinkfarben. »Mein Name ist Vienne.«
    »Siehst du?«, sagt er und lächelt, denn nun ist sie gebrochen. Nun gehört sie ihm. Verzehr dich nur nach ihr, Jacob Stringfellow. »Das war doch nicht so schwer, nicht wahr? Und jetzt, da wir Freunde sind, Vienne, ist da noch etwas, das du für mich tun sollst. Erzähl mir von all den Geheimnissen, nach deren Offenbarung ich mich so gesehnt habe. Erzähl mir von Durango.«

Kapitel 21
    Präfektur Tharsis
    Küstenebene Hastings
    In der Nähe des Flusses Gagarin
    Annos Martis 238. 7. 26. 21:05
    Geleitet von dem fernen Rauch fahren Riki-Tiki, Stain und ich weiter über die einst vom Militär genutzte Abkürzung in Richtung Norden, in der Hoffnung, gegenüber Archibalds Brandrodungsfeldzug Boden gutmachen zu können. Aber wir fahren Stunde um Stunde und scheinen dem Geschehen nicht näher zu kommen. Als die Sonne hinter dem Olympus Mons versinkt und sein Schatten uns in

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