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Die Mars-Verschwörung

Die Mars-Verschwörung

Titel: Die Mars-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Macinnis Gill
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Dämmerschein hüllt, müssen wir die Straße verlassen und uns einen Lagerplatz suchen.
    Wir entdecken eine Grotte, die offensichtlich schon früher von Reisenden benutzt worden ist. Ich sammle Holz und mache ein kleines Lagerfeuer in einer seichten Grube. Riki-Tiki bereitet uns aus dem Reis und den Bohnen, die Shoei mir mitgegeben hat, ein rasches Mahl. Stain weigert sich, am Essen teilzunehmen. Stattdessen nippt er Brühe aus einer kleinen Schale, immer nur ein kleines bisschen, beinahe wie eine Ratte, die den Köder aus einer Falle klaut.
    Als die Sonne vollständig untergegangen ist, erinnert Stain Riki-Tiki daran, dass es Zeit für die Abendmeditation sei.
    »Bäh, müssen wir wirklich?«
    »Schäm dich, dass du so etwas auch nur fragst«, erwidert er mit eisiger Stimme.
    Riki-Tiki springt auf, klopft sich den Staub von der Hose und lässt ein erkennbar erzwungenes Lächeln aufblitzen.
    »Mir egal, was Riki-Tiki sagt«, sage ich zu Mimi. »Dieser Quälgeist ist ein Problem.«
    »Ich konnte keine Hinweise ausmachen, die zu deiner Einschätzung im Widerspruch stünden, Cowboy.«
    »Fang an!«, blafft Stain.
    Ich rechne damit, dass sie Weihrauch abbrennen und die Lotushaltung einnehmen. Stattdessen strecken sie sich kurz und gehen in Grundstellung   – Beine und Handflächen zusammen. Dann verbeugen sie sich.
    »Was tut ihr da?«, frage ich Riki-Tiki, während ich das Essgeschirr ins Gepäckfach meines Trikes stopfe. »Habt ihr nicht gesagt, es sei Zeit für euer Gebet?«
    »Das ist eine Yi-jin-jing -Meditation. Die Tengu glauben, dass man von Sitzmeditation fett wird. Darum kämpfen wir während des Gebets.« Sie legt den Kopf schief und schaut mich genauso an, wie Vienne es tut, wenn sie mich als begriffsstutzig empfindet. »Du kannst gern mitmachen, wenn du möchtest.«
    »Nein, danke. Ich habe gerade gegessen.«
    »Der Regulator kennt die Formen nicht«, spottet Stain. »Außerdem ist er zu sehr damit beschäftigt, sein Abendessen zu verdauen, als dass er mithalten könnte.«
    Wer sagt, ich könne nicht mithalten? , denke ich. Wenn Stain die Formen beherrscht, kann es eigentlich nicht so schwer sein. Nur weil ich mir keine Metallgegenstände unter die Haut implantiere, bin ich noch lange nicht faul.
    »Sei nicht so gemein, Stain«, sagt Riki-Tiki, als sie die Form wechseln. Ihre Bewegungen sind fließend und vollkommen synchron.
    Zuerst bilden sie mit den Händen ein X über ihren Köpfen. Dann breiten sie die Arme parallel zum Boden aus und drehen die Handflächen nach oben.
    »Natürlich essen wir auch beim Beten, und wir baden beim Beten«, sagt Riki-Tiki. »Tengu beten eigentlich die ganze Zeit.«
    Ich lache. »Macht essen beim Beten nicht auch fett?«
    Sie steckt mir die Zunge heraus. »Willst du etwa behaupten, ich wäre fett?«
    »Sei still!«, blafft Stain.
    »Jemand hier hat eine Packung Nägel gefrühstückt«, sagt Mimi.
    »Zum Abendessen hat er wohl das Gleiche verspeist.«
    Als Nächstes stampfen sie mit dem linken Fuß auf und treten mit dem rechten zurück. Die Handflächen immer noch nach oben gewandt, strecken sie den linken Arm aus und ziehen den rechten an, sodass der Ellbogen ganz gebeugt ist.
    »Yah!«, rufen sie, und schon schießt die rechte Hand nach vorn, dreht sich und bildet im letzten Moment eine Faust. Die linke Hand zuckt zurück und bildet einen Augenblick später einen Unterarmblock.
    »Ghannouj sagt, dass Mönche nicht kämpfen«, fügt Riki-Tiki hinzu. »Wir üben, während wir meditieren, um Erleuchtung zu erlangen. Er sagt, jeder Tritt enthält Weisheit.«
    »Blödsinn!«, ruft Stain, als er einen Front-Kick ausführt, gefolgt von einem Side-Kick, gefolgt von einem Roundhouse-Kick.
    »Die Tengu haben immer gekämpft. Das ist unser Wesen. Es ist eine Tradition, der sogar Rinpoche selbst gefolgt ist.«
    »Wer?«, frage ich.
    Sie landen auf einem Knie und schlagen mit der flachen Hand auf den Boden. Ihr Schwung hebt ihre Hüften und Beine in die Luft, und sie gehen in einen einhändigen Handstand, der in einen Salto mündet.
    »Rinpoche«, sagt Riki-Tiki. »Er war der erste Tengu auf dem Mars. Er war erst siebzehn Erdenjahre alt, als er hierher emigriert ist. Das bedeutet, er war nicht viel älter als ich, nicht wahr, Stain?«
    Aus einer kauernden Haltung machen sie einen hohen Scherenschlag, gefolgt von einem Backflip, und landen wieder auf den Füßen.
    Beine zusammen. Handflächen zusammen.
    Verbeugen.
    Für ein paar Sekunden tut Stain nichts anderes, als auf seinem

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