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Die Marseille-Connection

Die Marseille-Connection

Titel: Die Marseille-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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und Halsketten bei dem beträchtlichen Sümmchen in der Dose.
    Garrincha feierte seinen Sieg im Stadtzentrum. Als Erstes stopfte er sich mit Cheeseburgern und Cola voll, dann beschaffteer sich in einem Kaufhaus eine neue Garderobe und mietete schließlich in einer Pension ein anständiges Zimmer. Frisch rasiert und nach einer heißen Dusche rief er mit dem Handy, auf dem unablässig SMS mit Ramóns Drohungen eingingen, Kommissarin Bourdet an.
    Spätnachts ging Esteban aus dem Haus, im neuen Anzug und mit sämtlichem Schmuck, den er dem Venezolaner abgenommen hatte, die beiden Pistolen in den Innentaschen der Jacke. Sollten sie nur versuchen, ihn auszurauben! Weit musste er nicht gehen, der alte Peugeot der Polizistin stand auf der Straßenseite gegenüber.
    Die Zigarette zwischen den Lippen, drehte B.B. die Lautstärke herunter, bis Johnny Hallydays Stimme verschwand.
    »Wie man hört, bist du ziemlich verrückt, aber es gibt auch Leute, die wetten, du wirst der neue Boss der Latinos, wenn du Ramón beseitigst …«
    Garrincha zuckte mit den Schultern und nahm eine Zigarette aus dem Päckchen auf dem Armaturenbrett. »Was ich tun soll, müssen Sie mir sagen, Boss.«
    Die Bourdet rauchte schweigend. Dann sagte sie: »Finde heraus, wo Ramón den Stoff versteckt. Dann mache ich eine Razzia und setze große Teile der Bande fest, ohne dass du ein Blutbad anzurichten brauchst …«
    »Leider sind meine Beziehungen zu den Arschlöchern nicht so gut, dass sie mir das Versteck verraten würden.«
    »Pedro weiß das alles.«
    »Das Bürschchen? Warum soll ich den zum Krüppel schlagen, der weiß doch nichts.«
    »Er ist Ramóns kleiner Bruder«, erklärte die Beamtin. »Um diese Uhrzeit findest du ihn an einem ruhigen Ort weit entfernt vom 13. Arrondissement.«
    »Erstens habe ich keinen Wagen, und zweitens weiß ich nicht, wo ich mich in Ruhe mit ihm unterhalten soll.«
    »Das ist alles kein Problem«, unterbrach ihn B.B., »solange du nicht den Schwanz einziehst.«
    »Nein, Boss. Ich schnapp mir Pedro und quetsche ihn aus.«
    Die Bourdet glaubte ihm gern. Er war nicht der erste Drogenkurier, den sie im Verborgenen illegal benutzte, aber Garrincha war anders, er verfügte über die kriminelle Energie, die nötig war, damit sie endlich würde erreichen können, was sie schon lange plante. Sie nahm einen Personalausweis aus ihrer Handtasche.
    »Ab jetzt heißt du Juan Santucho, Argentinier aus San Luis. Tausende von armen Idioten wie du würden ihre Mutter verkaufen, um an so einen Ausweis zu kommen. Aber streng dich an, Französisch zu lernen, sonst nutzt er dir wenig.«
    »Ja, Boss.«
    Blitzartig griff sie ihm ins Haar und zog seinen Kopf zu sich heran: »Ich bin nicht dein Boss, Juan, ich bin dein einziger Gott. Begreifst du den Unterschied?«
    Sooft Pedro es konnte, floh er aus seinem Stadtviertel und entspannte sich eine Zeitlang in einem Spielsalon im 2. Arrondissement. Dort befehligte er eine Jugendgang, die den Venezolanern nicht in die Quere kam, und konnte mit Geld um sich werfen, ohne Gefahr, beraubt zu werden. An diesem Abend mochte er nicht in seine winzige Wohnung neben der seines Bruders zurückkehren. Ramón durchkämmte die Stadt auf der Suche nach diesem Typen, der ihn zum Narren gehalten hatte, und Pedro hatte keine Lust, seine Wut abzubekommen. Noch nie im Leben war Ramón derart gedemütigt worden, und sein Ruf drohte schweren Schaden zu nehmen,wenn er den Kerl nicht mit eigenen Händen erwürgte. Während Pedro sich an einem alten Flipper der Serie Mutant Ninja Turtles austobte, musste er immer wieder an die Vergewaltigung denken, deren Zeuge er gewesen war. Es hatte ihm sogar noch besser gefallen als damals, als Curro und Serafín seinem Bruder eine mit Drogen zugeknallte Studentin als Geschenk angebracht hatten, eine echte von der Universität, die später mal Lehrerin oder Architektin werden würde. Pedro hatte selber auch schon gevögelt. Zwei Mal. Mit Huren, von Ramón bezahlt, die sich einen Spaß daraus gemacht hatten, ihn als kleinen Jungen zu behandeln und dafür zu sorgen, dass es ihm sofort kam.
    Er bemerkte Garrincha nicht, bis der ihm die Hand auf die Schulter legte.
    »Ich möchte mich mit deinem Bruder vertragen«, log Esteban. »Ich hab Mist gebaut und will das wiedergutmachen. Bring mich zu ihm. Ich hab einen Wagen draußen.«
    Das klang nicht restlos unglaubwürdig, aber ein Detail stimmte Pedro misstrauisch. Woher wusste der Kerl, dass er hier war, in diesem Spielsalon?
    »Geh selbst, du

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