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Die Marseille-Connection

Die Marseille-Connection

Titel: Die Marseille-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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Festnahmen, die dich morgen in der Marseillaise auf die erste Seite bringen …«
    Die Vereinbarung war die: B.B. und ihre Leute ermittelten und überführten die Dealerbanden, Papierkram und Meriten waren dann Sache der offiziellen Polizeikräfte. Es war für alle Beteiligten besser, wenn die Mitglieder der inoffiziellen Ermittlungseinheit nicht vor Richtern erscheinen oder als Zeugen auftreten mussten. Sie waren nicht präsentabel; jeder Pflichtverteidiger hätte sie in ihre Einzelteile zerlegen können, indem er ein wenig in ihrer Vergangenheit wühlte. B.B. zum Beispiel hatte versucht, ein paar unter dem Namen »Bremond-Clique« bekannte große Fische der Lokalpolitik dranzukriegen, und hatte Ermittlungen durchgesetzt wegen Korruption und Umleitung öffentlicher Gelder in Höhe vonfünfunddreißig Millionen Euro auf eine Genfer Bank – und es hatte ihr etliche gebrochene Knochen und das vorzeitige Ende ihrer Laufbahn eingebracht.
    Seither war Marseille, die Stadt der Exzesse, unregierbar geworden. Die Presse sprach offen über »Territorialkämpfe« – von den mit Kalaschnikows ausgetragenen Zwisten von Teenagerbanden, hinter denen altgediente Häuptlinge standen, von denen öfter mal einer auf offener Straße abgeschossen wurde. Sogar ein Elfjähriger hatte schon daran glauben müssen, bei einer Strafexpedition der Tunisian Connection gegen die Gang Clos de la Rose , ebenfalls im 13. Arrondissement.
    Unter dem Druck der Regierung und der öffentlichen Meinung hatten die Polizeioberen beschlossen, dem Treiben ein Ende zu bereiten, und so bot das OCRTIS Kommissarin Bourdet das Kommando eines Teams an, das sich mit den Drogenschmugglerbanden aus Zentral- und Südamerika beschäftigen sollte. Diese waren bislang in Marseille nicht besonders aktiv gewesen, doch jetzt war die Weltkarte des Verbrechens in Bewegung geraten, und verschiedene Kartelle wollten in Europa Fuß fassen. B.B. erhielt freie Hand, um damit aufzuräumen, und zog Beamte hinzu, die kurz vor dem Rausschmiss wegen Drogengebrauch, Glücksspiel, Alkoholismus standen, drei wackere Polizisten, die von den Bürokraten in die Wüste geschickt werden sollten. Sie hatte sie auf Vordermann gebracht, und seither operierten sie mit unorthodoxen Methoden, aber äußerst effizient. Mit dem Paten der korsischen Mafia in Marseille, Armand Grisoni, hatte sie einen Stillhaltepakt abgeschlossen; er kontrollierte einen guten Teil des Drogenhandels in der Stadt und hatte seinerseits gute Verbindungen zur maghrebinischen Mafia. Alle miteinander wollten sie die Ausbreitung der Latinos unterbinden und liefertenwichtige Informationen an Bourdets Team, das im Gegenzug nicht den Kokslieferungen nachging, die Grisoni & Co. aus Kolumbien erhielten.
    B.B. sah sich als überzeugte Kämpferin für ihre Stadt. Korsen und Nordafrikaner gehörten schon zu lange zum Stadtbild, als dass man sie noch hätte bekämpfen können. Hingegen konnte man sehr wohl Schadensbegrenzung betreiben, indem man allen anderen den Zugang zur Stadt möglichst erschwerte.
    Bei der Polizei galt sie als Phantom und als Legende. Die Chefetage ließ sie gewähren, weil sie ausgezeichnete Ergebnisse brachte – und weil man sich ihrer jederzeit ohne das geringste Problem würde entledigen können. Was man allerdings nicht wusste, war, dass B.B. ihren Traum durchaus nicht aufgegeben hatte, die Mächtigen dranzukriegen, die sie kaputtgemacht hatten. Kein Tag verging, ohne dass sie ein Indiz notierte, eine kleine, scheinbar nebensächliche Tatsache. Oft stand sie nachts auf und nahm einen dicken Aktenordner zur Hand, der den Wandtresor mittlerweile fast ganz ausfüllte, und blätterte ihn von vorn bis hinten durch. Irgendwann würde der Tag der Abrechnung kommen, und sie würde ein weiteres Mal allein gegen die wirkliche Fäulnis antreten, die ihre schöne Stadt befallen hatte. Diesmal aber wären ihre Männer dabei. Sie waren treu und dankbar und würden ihr überallhin folgen.
    Seinerzeit hatte sie genügend Beweise für gerichtliche Ermittlungen zusammengehabt, nur wusste sie nicht, dass der Richter, dem sie ihren Ordner anvertraut hatte, sich schon seit einiger Weile vor den Karren des ehrenwerten Monsieur Bremond hatte spannen lassen. Die Herren nutzten die Presse und ein Disziplinarverfahren, um die Sache zu ersticken. B.B.war schon damals nicht die Polizistin, die man bei Paraden in die erste Reihe stellte, und als sie jetzt mit ihr fertig waren, war ihre Vertrauenswürdigkeit zerstört.
    Kommissarin

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