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Die Marseille-Connection

Die Marseille-Connection

Titel: Die Marseille-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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größeren und stämmigeren Typen, an dem das Gold funkelte wie an einer Heiligen während der Prozession. Daneben fiel Garrincha mit dem Geschmeide, das er Ramón abgenommen hatte, deutlich ab, andererseits war der Schmuck des Peruaners offenkundig falsch. »Dughi heißt er«, informierte ihn Cerdolito.
    »Komm mit!« Garrincha machte die Wagentür auf.
    Er ging direkt auf den Boss zu, der vorsichtshalber unter seine Jacke griff, woraufhin der Paraguayer die Hände hob.
    »Ich bin Juan Santucho.«
    »Dachte ich mir.«
    »Wir arbeiten wieder in Ramóns Bereich. Ihr müsst umziehen oder für uns arbeiten.«
    »Ramón sitzt ein, wo steht geschrieben, dass du einen Anspruch auf seine Gegend hast?«
    »Muss ich erst einen von euch abschießen, um es klarzumachen?«
    Der andere sah ihn an wie einen Marsmenschen.
    »Es genügt, wenn du zahlst, Amigo.«
    »Wie viel?«
    »Fünftausend die Woche.«
    Esteban tat so, als würde er nachdenken. »Ich bin dabei.«
    »Klar bist du dabei«, grinste der andere. »Meine Leute würden euch sonst zerlegen.«
    Der schlug sogar noch Bermudez im Arschloch-Wettbewerb. Aber er war jünger und hatte weniger Erfahrung. Esteban verbeugte sich wie vor einem echten Boss und zog sich zu dem Volvo zurück.
    Er setzte Cerdolito ab, der den anderen helfen sollte, und rief Kommissarin Bourdet an. »Die Typen vom Comando dealen im großen Maßstab. Ihre Zentrale ist eine Bar namens El Caracolito . Sie brauchen nur noch Ihre Leute zu schicken und eine Razzia zu veranstalten …«
    B.B. wusste über all das mehr als er. »Soll ich jemanden Speziellen hochnehmen?«
    »Der Typ heißt Dughi.«
    »Kenne ich. Kleiner Fisch.«
    »Ich weiß. Aber wie es aussieht, muss ich ihn sonst abknallen, um mir Respekt zu verschaffen.«
    Die Polizistin legte auf.
    Kurz darauf hielt der Lieferwagen von Bourdets Männern vor der Bar der Peruaner. Brainard und Tarpin stiegen aus, die üblichen Pumpguns in der Hand. Delpech setzte Dughi hinterher und hatte ihn nach ein paar Dutzend Metern geschnappt. Er tat so, als würde er hart auf ihn einschlagen.
    »Was ist denn los, verdammte Scheiße?«, fragte der Peruanererschrocken. »Ich hab mich vorgestern noch mit der Kommissarin unterhalten.«
    »Du musst in den Bau, Dughi. Nur für ein paar Monate.«
    »Aber warum denn?«
    »Weil du dich danebenbenommen hast.«
    Garrincha kehrte in sein Viertel zurück und durchstreifte es systematisch, wobei er jeden ansprach, der nach einem potentiellen Kunden aussah. Die Ladenbesitzer fragte er, wie viel Schutzgeld sie Ramón gezahlt hatten. Er tat empört und setzte den günstigeren Tarif aus Ciudad del Este an. Meine Herren, was war Marseille teuer!
    Er wollte mit der Bande feiern gehen, und als er erfuhr, dass sie alle miteinander in der früheren Wohnung von Josés Großmutter lebten, verlangte er, die Kaserne seiner Truppen in Augenschein zu nehmen.
    Diese gediegene Wohnung war in ihren Händen zur Müllhalde geworden. Als Pablo das Licht anmachte, zog sich eine Armee von Kakerlaken gemächlich in ihre Unterschlüpfe zurück.
    »Das ist überall das Problem in Marseille«, erklärte sein Stellvertreter, »nicht nur hier.«
    »Ich befehle Rückzug«, scherzte Esteban. »Wir gehen in eine Bar!«
    Auch an diesem Abend schickte er Rosario mit der Kleinen ins Bett.
    »Das ist nicht normal!«, protestierte sie misstrauisch. »Ich bin deine Frau!«
    Juan bedachte sie mit einem müden Lächeln und machte ihr die Schlafzimmertür vor der Nase zu.Garrincha hatte sich angewöhnt, mit dem Wagen in andere Stadtviertel zu fahren. Er ging gern spazieren, und das Dreizehnte war dazu nicht geeignet. Zu hässlich und zu gefährlich. An diesem Morgen blickte er im Vorübergehen ins Schaufenster eines Bekleidungsgeschäftes und bemerkte eine junge Frau, die einer Schaufensterpuppe einen Pullover überzog. Sie hatte kurzes blondes Haar und trug ein ärmelloses T-Shirt, um den rechten Arm zur Geltung zu bringen, der von oben bis unten mit Insekten tätowiert war. Die vollen Lippen wurden von feuerrotem Lippenstift zur Geltung gebracht, die langen Beine durch einen Minirock und enorm hohe Absätze. Der Paraguayer sah sich den Laden genauer an. Schrilles Zeug, absolut geschmacklos. Sie aber war sehr attraktiv. Und er war jetzt Juan Santucho und konnte sich erlauben, mit sämtlichen Frauen von Marseille anzubandeln.
    Sie begrüßte ihn lächelnd: »Bonjour, wie kann ich dir helfen?«
    »Ich habe im Vorbeigehen etwas Hübsches im Schaufenster gesehen, da dachte

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