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Die Marseille-Connection

Die Marseille-Connection

Titel: Die Marseille-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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hattest«, sagte er im Tonfall einer Telenovela. »Erst Ramón, dieser Idiot, jetzt ich. Keiner von uns beiden hat dich verstanden, und so musstest du zu Xavier Bermudez ins Bett steigen.«
    Rosario wurde blass und wollte etwas sagen, doch er legte ihr sanft den Finger auf den Mund. »Leider hat sich auch dein Mexikaner als Reinfall entpuppt, und du stehst mal wieder ohne Liebhaber da. Aber weil ich dich wirklich gut leiden kann, habe ich die Lösung gefunden, wie du all die Leidenschaft finden kannst, die du dir wünschst und die du verdienst. Du ziehst zu meinen Männern und kümmerst dich um José, Pablo und Cerdolito. Da wanderst du von einem Bett zum anderen, und in der Zwischenzeit hältst du die Wohnung in Ordnung. Die ist jetzt die reinste Müllhalde.«
    Rosarios Gesicht erstarrte vor Entsetzen, sie war am Boden zerstört. Bruna lachte laut los, und Garrincha hatte Mühe, ernst zu bleiben. Rosario warf sich vor ihm auf die Knie.
    »Bitte, tu mir das nicht an.«
    Er strich ihr liebevoll übers Haar. »Cerdolito!«
    Der zurückgebliebene Riese erschien in der Tür.
    »Hier, hilf deinem neuen Schatz beim Umzug!«

VIER
    Am Abend regnete es noch immer.
    Aleksandr hatte Gilles und Édouard Matheron am Nachmittag in ihrer Firma »Constructions Matheron – Père et Fils« kennengelernt, und sie hatten ihn zum Abendessen eingeladen. Als er sie nachmittags aufsuchte, erhob die Sekretärin sofort abwehrend die Hände, beide seien sehr beschäftigt, doch sie sei gern bereit zu versuchen, für einen der nächsten Tage einen Termin zu finden. Diese Clothilde – sie trug ein Namensschild auf der Bluse – war eine sehr attraktive und effiziente Person, gewiss sorgfältig aus einer Vielzahl von auf der Suche nach einer Festanstellung befindlichen Frauen ausgewählt. Peskow betrachtete sie schweigend, während sie seine Visitenkarte studierte, dann gab er ihr Gelegenheit, die Armbanduhr zu bemerken, die so viel gekostet haben dürfte wie mehrere ihrer Monatsgehälter, und auch Mantel, Anzug und Schuhe.
    Schließlich fragte er sie unvermittelt: »Halten Sie es tatsächlich für eine gute Idee, ausländische Investoren so zu behandeln? Monsieur Gilles wird nicht erfreut sein zu erfahren, dass Sie jemanden wegschicken, nur weil Sie sich vom Äußeren täuschen lassen. Sie finden mich zu jung, stimmt’s?«
    Die Frau schob sich die Brille auf der Nase zurecht. »UnsereSorge sind nicht die Investoren, sondern die Journalisten, und Ihre Visitenkarte stammt aus irgendeinem billigen Automaten.«
    Mit theatralischer Geste legte er sich die Hand aufs Herz. »Ich bin von Ihrer Beobachtungsgabe wirklich beeindruckt, und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir den besten Drucker von Marseille empfehlen könnten, aber ich schwöre Ihnen, ich bin kein Journalist.«
    Das entlockte ihr ein leichtes Lächeln. »Die quälen uns seit über einem Jahr«, erklärte sie. »Ich habe Anweisung, die Identität Unbekannter zu prüfen, und ich mag meine Stelle nicht verlieren.«
    Der Russe holte seinen Stift hervor und schrieb eine einzige Zeile auf einen Notizblock, den er vom Schreibtisch nahm. Er riss das Blatt ab und faltete es sorgfältig: »Geben Sie das Monsieur Gilles, und Sie werden sehen, er empfängt mich.«
    Clothilde ging mit perfektem Arschwackeln los. Voller Bedauern dachte Aleksandr, dass die künftige Empfangssekretärin bei der Dromos längst nicht so eine Klasse haben dürfte. Clothildes Kollegin musterte ihn voll unverhohlenem Interesse. Sie hieß Isis, und aufgrund ihrer Gesichtszüge nahm er an, dass sie aus der Karibik stammte.
    »Martiniquaise?«, fragte er.
    »Meine Großeltern«, antwortete sie, ohne den Blick von ihm zu wenden.
    Sie war ein paar Jahre jünger als die andere und ganz gewiss hübsch anzusehen, auch flirtete sie ihn eindeutig an, aber er war nicht an ihr interessiert. Er mochte Frauen mit milchweißem Teint, das hatte ihm auch an Inez sofort gefallen.
    Absatzklappern kündigte die Rückkehr der schönen Clothilde an. »Bitte folgen Sie mir.«
    Alles an Gilles Matheron deutete auf einen durchsetzungsfähigen, energischen, tatkräftigen Typen hin. Ein Anführer: Die Statur, das volle Gesicht, die fleischigen Lippen und seine ganze Art, sich zu bewegen und zu reden. Er drückte dem Russen die Hand und bat ihn Platz zu nehmen.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Monsieur Peskow«, sagte er mit einem Blick auf die Visitenkarte, »und schön, dass wir unsere Ersparnisse derselben Schweizer Bank anvertraut haben,

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