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Die Marseille-Connection

Die Marseille-Connection

Titel: Die Marseille-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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waren. Eine geeignete Tarnadresse. Außerdem war das Essen gut. Das wäre der ideale Ort für sein zweites Leben als Juan Santucho. Tja – schon bald sollte das Lokal Eigentümer und Betreiber wechseln.
    Er winkte einer Kellnerin: »Ich suche Xavier Bermudez.«
    Sie tat so, als hätte sie ihn nicht gehört, aber nach wenigen Minuten setzte sich ein Mann zu ihm. Schmal, nicht gerade groß, fünfunddreißig Jahre, Schnurrbart, das Haar zu einem dünnen Pferdeschwanz gebunden. Gekleidet war er, als träte er gerade in Tijuana aus seinem Haus: Stiefel, Jeans, Lederbändchenum den Hals, den Stroh-Stetson in die Stirn gedrückt.
    »Willst du mir eine Eifersuchtsszene machen?«, fragte er ruhig.
    »Wegen Rosario? Ich bitte dich. Ich brauche Stoff, Koks und mota «, sagte er – das war der mexikanische Slang-Ausdruck für Marihuana.
    »Ramón hat sich nicht von uns beliefern lassen.«
    »Ramón ist Vergangenheit, ich bin die Gegenwart und die Zukunft.«
    »Zahlbar bei Übergabe und Verkauf außerhalb meines Gebiets.«
    »Klare Sache. Und jetzt, da wir Geschäftspartner sind, hörst du vielleicht auch auf, meine Frau zu vögeln?«
    »Kein Problem. Ich bin sowieso nur mit ihr ins Bett gegangen und habe ihr Geschenke gemacht, weil ich Infos über Ramón haben wollte und jetzt über dich.«
    »Das wird nicht mehr nötig sein. Ich bin nicht so ein Trottel wie der.«
    »Offensichtlich. Außerdem ist es mit ihr nicht so toll. Keine Ahnung, wie man der beibringen soll, richtig zu lutschen.«
    Garrincha erstarrte. Der Mexikaner verarschte ihn. Er machte aber gute Miene zum bösen Spiel. »Das kann man wohl sagen. Außerdem ist sie schon zwanzig, das dürfte zu spät sein.«
    Sie verabredeten eine erste Lieferung, dann stand Bermudez auf und drückte ihm die Hand. »Das Abendessen geht auf uns.«
    Esteban ging hinaus. Der frische Nordostwind störte ihn weniger als das Bauchweh, das er empfand. Er hatte schon früher mit mexikanischen Drogenhändlern zu tun gehabt undwusste aus Erfahrung, wie arrogant sie sein konnten. Bermudez allerdings übertrieb es und dachte wohl auch, er könne es sich erlauben. Ihre Geschäftsbeziehung hatte einen schlechten Start gehabt und würde, da war Garrincha sicher, übel ausgehen. Xavier Bermudez dachte, er hätte den Längsten, das war ein Irrtum, den er noch bereuen würde.
    Sie hatten sich in einem Supermarkt verabredet. Der Mexikaner erschien schlicht gekleidet, in der Hand eine Einkaufsliste. Er suchte sorgfältig die Waren aus und tat sie in seinen Einkaufswagen, während er sich unauffällig umsah und sicherstellte, dass weder Bullen da waren noch andere Gefahren drohten. In einer für die Überwachungskameras nicht einsehbaren Ecke tauschten sie die Einkaufswagen. Wie besprochen stellte sich Garrincha an Kasse 6 an. Die Kassiererin, eine mittelalte Komplizin von Bermudez, wog das Kokain ab und berechnete 1,39 Euro pro Kilo. Ein ausgezeichnetes Geschäft.
    Wenige Stunden später dealten Pablo und José in dem Viertel, das zuvor Ramóns Bereich gewesen war. Dabei stießen sie auf dreizehnjährige Peruaner, die von Kopf bis Fuß Hiphop-Klamotten trugen und gleich losmeuterten.
    »Das ist unsere Gegend. Haut ab!«, sagte der Größte von ihnen.
    José öffnete seine Jacke und ließ die Pistole sehen. »Wollt ihr für uns arbeiten?«
    Fast alle willigten sofort ein, nur der Wortführer ging weg. Garrincha, der das Geschehen von dem Volvo aus beobachtete, mit dem er Ramóns Bruder entführt und den er entgegen B.B.’s Anweisungen noch nicht zurückgegeben hatte, ließ den Motor an und folgte ihm.
    Vom Beifahrersitz aus starrte Cerdolito grimmig in die Gegend und versuchte auszusehen wie ein echter Gangster.
    »Warum verfolgen wir die halbe Portion da?«
    »Vielleicht führt er uns zu seinen Bossen.«
    »Die kenne ich, die gehören zum Comando und ziehen sich alle an wie Schwuchteln, weil sie Schwuchteln sind und Xoxie hören. Kennst du? ›Garçons gare aux cons …‹«
    »Nein, kenne ich nicht«, antwortete Esteban geduldig.
    Der Riese verstummte. Juan machte ihm Angst. Seine Art zu reden und ihn anzuschauen erinnerte ihn haargenau an seinen Vater, der ihn immer verprügelt hatte.
    Der Junge schaute sich kein einziges Mal um und führte sie in eine Bar mit taumelnden Junkies aller Couleur und ein paar Achtzehnjährigen, ebenfalls in Hiphop-Kleidung.
    »Die da sind das Comando «, brummte Cerdolito.
    »Und wer hat das Kommando über das Comando ?«
    Ein dicker Wurstfinger deutete auf einen etwas

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