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Die Marseille-Connection

Die Marseille-Connection

Titel: Die Marseille-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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Vater gewandt: »Ist das die Art Geschäfte, die Sie mir vorschlagenwollen? Sind Sie da sicher, verehrte Herren von Constructions Matheron – Père et Fils?«
    »Vielleicht hat mein Sohn Sie auf dem falschen Fuß erwischt …«
    »Sie hätten ihn bremsen und sagen können: ›Lieber Édouard, hör auf, diesen Herrn zu verarschen, sonst geht er weg, und wir haben sein Geld so nötig.‹«
    Gilles zuckte mit den Schultern: »Ich wollte Ihre Reaktion sehen. Nur falls Sie ein reiches Arschloch ohne viel Ahnung von der Immobilienbranche gewesen wären.«
    »He, Papa, wie gehst du mit mir um!«, protestierte der Sohn. »Das ist mein Projekt!«
    »Aber er ist nicht der passende Kunde dafür«, erklärte sein Vater. »Fahr ein bisschen spazieren, Édouard. Ich komme mit dem Taxi nach Hause.«
    Blass sah sein Sohn sich um und erwog, wie viele Gäste bemerken würden, dass er bereits nach der ersten Vorspeise ging. Dann stand er auf.
    »Ihr müsst mich entschuldigen, aber ich habe auf der Baustelle zu tun«, sagte er, für die Ohren der Umsitzenden bestimmt. Er nickte zum Abschied und ging.
    »Sie haben sehr viel Geld, Monsieur Peskow. Das haben Sie sicher nicht unter der Matratze gefunden …«
    »Sagen wir, ich repräsentiere eine vermögende Gruppe von einflussreichen Personen aus meiner Heimat.«
    »Mafia?«
    »Nein. Wie Sie wissen dürften, wird Russland heute von verschiedenen ökonomisch-politischen Gruppierungen bestimmt. Eine davon wäre bereit, mit Ihnen ins Geschäft zu kommen.«
    »Als Türöffner zum Immobiliengeschäft in Marseille braucht ihr mich aber eigentlich nicht.«
    »Wir wollen mehr als das. Schade, dass die Bremond-Clique eine Erfindung der Staatsanwälte und Journalisten ist, uns könnte sie sehr nützlich sein.«
    »Das ist für Sie ja wirklich bedauerlich, mich hätte es fast ins Gefängnis gebracht.«
    »Zum Glück hatten Sie das nötige Kleingeld, um es nicht soweit kommen zu lassen.«
    »Ich stelle schon wieder fest, dass Sie gut informiert sind.«
    »Wir können das Schnüffeln nicht lassen …«
    Matheron senkte den Löffel in die eben aufgetragene Bouillabaisse und nutzte die entstehende Pause, um die Wendung, die das Gespräch genommen hatte, zu überdenken. »Sie sind aber nicht verkabelt?«
    »Nein. Wenn Sie möchten, können wir gern auf die Toilette gehen und uns so vorsichtig abtasten, wie es die Scheu des ersten Rendezvous gebietet.«
    Matheron schüttelte den Kopf, die Direktheit des Russen war ihm peinlich. »Ganz unverbindlich würde ich ja gern noch einiges über diese Geschäfte wissen. Das Essen ist noch lang, und andere gemeinsame Themen dürften wir kaum haben …«
    Aleksandr berichtete von den Plänen mit den unterseeischen Kabeln, dem slowenischen Holz und dem Abfallhandel. Gilles Matheron unterbrach ihn mit keinem Wort.
    Schließlich sagte er: »Vielleicht kann ich Ihnen behilflich sein, Zugang zu Kreisen zu finden, die sich für jedes dieser Projekte interessieren. Freilich ist meine Hilfe eng mit meinen persönlichen Vorteilen verknüpft. Je besser mein Gewinn, desto intensiver meine Bemühungen dabei, Ihnen die Stadttore zu öffnen.«
    »Gilt das auch für Ihre Freunde?«
    »Selbstverständlich. Aber wir werden behutsam vorgehen.Falls Sie nicht unseren Bedürfnissen entsprechen, ist die Sache erledigt.«
    Leutnant Winogradowa wartete, bis der Mann in der Nähe der Kirche Notre-Dame de la Garde parkte, dann folgte sie ihm zu Fuß, das Gesicht vom Regenschirm geschützt. Er kaufte Zigaretten in einer Bar und nutzte die Gelegenheit für ein Gläschen. Die Russin spähte noch einmal nach verdächtigen Personen und betrat dann das Lokal, in dem sie auf dem Barhocker neben dem Mann Platz nahm. Er drehte sich nach ihr um und lächelte. Eine einsame Frau in einer Bar, das lohnte doch immer einen Versuch. Sie erwiderte das Lächeln. »Hallo, Philip«, säuselte sie. »Schöne Grüße von Worilow.«
    Der Mann zuckte zusammen und drehte sich ruckartig weg, um die Gesichter der Umsitzenden zu mustern.
    »Ganz ruhig«, sagte Ulita, »ich habe schon kontrolliert.«
    »Ich habe dich noch nie gesehen«, sagte der Mann.
    »Von heute an werden wir öfter miteinander zu tun haben«, antwortete sie, weiter lächelnd. Im Gewimmel der Bar konnte man sie ohne Weiteres für zwei einander Unbekannte halten, die ins Gespräch gekommen waren.
    »Ich dachte, ihr habt mich vergessen.«
    »Dabei hast du regelmäßig Geld bekommen. Da musstest du doch davon ausgehen, dass wir dich irgendwann wieder

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