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Die Marseille-Connection

Die Marseille-Connection

Titel: Die Marseille-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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besuchen.«
    »Philip« war der Tarnname eines FSB-Informanten mit einem besonderen Draht zu den französischen Nachrichtendiensten, vor allem zum Inlandsgeheimdienst Direction Centrale du Renseignement Intérieur, DCRI, den er während seiner vieljährigen Arbeit als Analytiker für eine Zeitschrift über internationale Politik aufgebaut hatte. Sein Klarnamelautete Nicolas Jadot, er ging ganz gut erhalten auf die sechzig zu, und ein dichter, gepflegter Schnurrbart hob sein Gesicht aus der Masse hervor.
    »Ich freue mich, wieder zu Diensten sein zu können«, antwortete er pikiert. »Was soll ich tun?«
    »Unseren Kollegen in Marseille Infos über eine hiesige Zelle der PKK zukommen lassen, die den bewaffneten Kampf in Kurdistan finanziell unterstützt«, erklärte die Russin.
    »Die DCRI steckt die Leute ins Gefängnis, und die Regierung wird sich in den Medien beweihräuchern und ein bisschen an Beliebtheit zulegen«, kommentierte der Journalist.
    Vor allem wird es sie ablenken, dachte Ulita, während sie einen USB-Stick in die Jackentasche des Mannes gleiten ließ.
    Sie hielt den Mund dicht an sein Ohr: »Bis bald, Philip.«
    Er nickte, während er den Duft seiner neuen Verbindungsoffizierin einsog.
    Der Territorialkrieg hatte ein weiteres Opfer gefordert, das vierundzwanzigste in diesem Jahr. Die Leiche von Lou Duverneil, einem bekannten Gangster der alten Garde, lag im prasselnden Regen auf einer Straße des Viertels Castellane im sechsten Arrondissement. Duverneil hatte am Steuer seines Wagens gesessen, als ein Moped mit zwei Männern sich neben ihn setzte und der Hintere ihm zwei Kopfschüsse verpasste. Dann waren die Mörder im dichten Verkehr untergetaucht, der bei diesem Regenwetter noch chaotischer war als sonst.
    Kommissarin Bourdet kannte Duverneil gut, sie wusste, dass er Armand Grisoni seit gemeinsamen Knastzeiten und dank etlicher Gefälligkeiten unter Verbrecherkollegen freundschaftlich verbunden war, und so erschien es ihr als eine Höflichkeitspflicht,Grisoni in seinem Lokal aufzusuchen, um ihm ihr Mitgefühl auszudrücken.
    »Er ist jetzt aber beschäftigt«, beeilte sich der getreue Ange zu sagen.
    B.B., der schon aufgefallen war, dass Marie-Cécile nicht an der Kasse saß, grinste verächtlich. »Und ich dachte, er ist wegen des Todes seines alten Freundes ganz verzweifelt. Vielleicht kann ein bisschen Gymnastik ihn ja trösten, was meinst du?«
    »Ich weiß nicht, Kommissarin«, log er ohne große Überzeugung. »Aber falls Sie noch nicht zu Abend gegessen haben, unser Koch hat Zicklein im Ofen, das ist so gut wie damals bei meiner Mutter.«
    »Dann folge ich deinem Rat, Ange.«
    Grisonis Statthalter wollte sie schon der Fürsorge eines Kellners anheimgeben, da legte sie ihm die Hand auf die Schulter.
    »Armand hat bekanntlich keine Kinder«, flüsterte sie. »Nachdem er allzu früh verwitwete, hat er nie wieder heiraten und den Stamm weiterführen wollen. Hast du dich nie gefragt warum?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Kommissarin, heute stellen Sie mir Fragen, die ich wirklich nicht beantworten kann.«
    »Das solltest du dich aber selbst fragen, Ange, du bist der designierte Erbe. Armand hat dich aufgezogen wie seinen eigenen Sohn.«
    »Fragen Sie ihn am besten selbst.«
    »Nein, ich frage dich, denn wenn er einmal nicht mehr ist, werden die anderen Banden den Kuchen untereinander aufteilen wollen, und dann fließt Blut.«
    »Wenn Armand uns verlässt, sind Sie schon eine Weile in Pension, Kommissarin«, sagte er und ging weg.
    Zufrieden lächelnd folgte B.B. dem Kellner an einen Tisch. Sie war neugierig gewesen, wie der Mord an Duverneil hier aufgenommen wurde, und an der herrschenden Gelassenheit war unschwer zu erkennen, dass Grisoni höchstselbst die Hinrichtung angeordnet hatte. Sie musterte seine jüngeren Handlanger und fragte sich, ob einer davon der Killer war, allerdings wusste sie ja, dass Grisoni für diese Art von Jobs korsische Arbeitskräfte anheuerte, die mit der Fähre kamen und nach getaner Arbeit auch gleich wieder abfuhren.
    Kurz darauf erschien der Boss und ließ sich am Tisch der Polizistin nieder.
    »Was hältst du für seltsame Reden, dass mir der arme Ange ganz wirr im Kopf wird?« Er zerpflückte ein Stück Brot.
    »Ich wollte nur sehen, ob du den armen Lou hast abschießen lassen.«
    Grisoni nickte dem Kellner zu, der sofort herbeigeeilt kam, um die Bestellung aufzunehmen.
    »Dein neuer Mann im Dreizehnten legt ja ganz schön los.«
    »Er befolgt meine

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