Die Marseille-Connection
Aleksandr, siehst aus, als ob du ein Musterbuch von Armani gekauft hättest.«
Der Russe und der Neapolitaner hatten versucht, sich zu weigern, aber erfolglos, und Inez hatte Sunil mit Freuden unterstützt, auch wenn sie nicht nach Mailand mitkommen konnte.
Der Himmel war heiter, die Luft nicht zu frisch und die Straße voller Menschen beim Schaufensterbummel.
Die drei Freunde begaben sich zu einem bekannten Herrenschneider, bei dem Sunil verlangte, dass sich um jeden von ihnen ein eigener Angestellter kümmerte. Dann ließen sie sich eine neue Garderobe anmessen.
»Der Hosensaum müsste tiefer reichen, bis über die Schnürsenkel«, meinte Peskow.
»Nein, Signore, er sitzt jetzt schon zu tief, so treten Sie darauf und ruinieren ihn«, wandte der Schneider ein.
»Ich bestehe darauf!«
»Wenn ich könnte, würde ich das auch tun«, murmelte der Schneider.
Von dem kleinen Wortwechsel neugierig geworden, kam Banerjee in Jacke und Unterhosen an. »Der Fachmann hat recht«, ließ er verlauten. »Ich versuche dir seit Jahren beizubringen, wie man sich anzieht, aber du hängst immer noch an der alten Kreml-Mode.« Dann fiel sein Blick auf einige Stoffe, und er wandte sich an den Schneider: »Ich nehme sechs Hemden in diesem Farbton und noch mal sechs in Rosa. Aber ausschließlich mit Rundkragen und abgerundeten Spitzen! Nichts ist schlimmer als ein Inder mit Tabkragen oder Button-Down.«
»Da haben Sie wirklich recht, Signore«, meinte der Angestellte servil.
Aleksandr und Giuseppe wechselten einen Blick und mussten sich das Lachen verkneifen. Sunil trieb die Verkäufer in den Wahnsinn, aber am Ende gingen sie mit zahlreichen Taschen beladen davon und hatten beträchtliche Summen ausgegeben.
Der Inder zwang sie auch zum Schuhkauf, redete unaufhörlich von Mode und kommentierte die Hintern der jungen Frauen. Wieder im Hotel schlug er für die Zeit nach dem Abendessen ein wenig gesundes Vergnügen vor.
»Ich kenne einen Ort, wo die Mädchen unsere Gesellschaft und unser Geld zu schätzen wissen«, meinte Giuseppe Cruciani.
»Dein angeborener Sinn als Gastgeber gereicht dir zur Ehre.« Der Inder verneigte sich.
Die Vorstellung, den Abend in den Armen einer Hure zu beenden, reizte Aleksandr nicht über die Maßen. Auch derSex mit Ulita verursachte ihm allmählich schwere Probleme. Mit Inez war es ganz etwas anderes, aber er beschloss, seine Freunde nicht mit seinen Problemen zu behelligen, und heuchelte Begeisterung. Abgesehen davon war das für ihn der amüsanteste Tag seit langem.
Während des Mittagessens besprachen sie die geschäftlichen Einzelheiten, dann begaben sie sich zur im Umland gelegenen Klinik von Giuseppe, in der bereits zwei Herren zwischen vierzig und fünfzig Jahren auf sie warteten. Keine großen Vorstellungen, nur ein kurzer Händedruck – dass Giuseppe für sie bürgte, genügte vollauf.
»Wie bereits bei unseren früheren Gesprächen erläutert«, sagte er auf Englisch, »kann meine Klinik Organe liefern, zusammen mit Unterlagen, die ihre Eignung zur Transplantation belegen.« Dann deutete er auf seine beiden Freunde. »Diese Herren besorgen die Spender.«
»Lieferzeit?«, fragte einer der beiden Kunden.
»Ein Monat«, antwortete Sunil.
»Wer verantwortet die Entnahme?«
»Ein erfahrenes türkisches Team, das je nach Notwendigkeit anreist.«
»Haben Sie schon eine Vorstellung von den Kosten?«
Sunil reichte demjenigen, der näher bei ihm stand, ein Faltblatt: »Ich habe mir erlaubt, eine Übersicht anzufertigen.«
Die beiden rückten ihre Stühle zueinander und besprachen sich länger im Flüsterton. Mit dem Kugelschreiber veränderten sie einige Zahlen, schließlich wanderte das Faltblatt wieder in die Hand des Inders, der Rücksprache mit seinen Freunden hielt.
»Es tut mir leid, aber unsere Preise sind nicht verhandelbar. Wir wissen, dass sie absolut konkurrenzfähig sind«, sagteBanerjee. »Sie gehen keinerlei Risiko ein. Den Organen wird eine Herkunft aus anderen italienischen Kliniken bescheinigt, und wir wissen, dass Sie über bemittelte Kunden verfügen.«
»Wir werden uns in wenigen Tagen bei Ihnen melden«, so lautete die Antwort, und die beiden Männer verschwanden ohne weitere Umstände.
»Glaubst du, sie beißen an?«, fragte der Inder Giuseppe.
»Sie sind ein bisschen sauer, weil sie gehofft hatten, hinter dem Rücken ihrer Partner fünf Prozent für sich abzuzweigen, aber ich bin sicher, dass sie auf uns zurückkommen. Wir bieten als Einzige auf dem hiesigen
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