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Die Marseille-Connection

Die Marseille-Connection

Titel: Die Marseille-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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Befehle.«
    »Und danke noch mal, dass du Babiche zurückgebracht hast.«
    »War mir ein Vergnügen.«
    »Wohl auch, Gogu Blaga eliminieren zu lassen.«
    B.B. seufzte. »Lass diese Spielchen, Armand. Der Tote von heute früh ist mir scheißegal, das war dein Freund, nicht meiner.«
    »Manchmal bist du wirklich seltsam, Kommissarin.«
    »Das sind wir alle.«
    Der alte Gangster erhob das Glas: »Na, dann trinken wir auf die Seltsamen …«
    Sie aßen ein paar Minuten schweigend, dann sprach Grisoni weiter: »Seit neuestem ist ein mexikanischer Bundesbeamter in der Stadt, ein hohes Tier aus der Antidrogeneinheit von Veracruz.«
    »Offiziell kann das nicht sein, sonst wüsste ich es.«
    »Ich glaube auch nicht, dass er große Lust hat, seinen Kollegen zu begegnen«, kicherte er vergnügt. »Er hat bei mir das Terrain sondieren wollen. Ihr Kartell droht den Krieg zu verlieren, und jetzt suchen sie einen Unterschlupf, um ihre Haut zu retten.«
    »Was bietet er dir?«
    »Einen Haufen Koks, um Zugang zum Hafen von Fos-sur-Mer zu erlangen, und noch mal so viel, um sich in der Stadt niederlassen zu dürfen«, antwortete er. »Er will nicht in Marseille dealen, um Bermudez nicht in die Quere zu kommen, der, so sagt er, der hiesige Brückenkopf des Golf-Kartells ist, sondern es geht ihm um den Handel in Italien.«
    »Und, was hast du gesagt?«
    »Ich wisse es zu schätzen, dass er um Erlaubnis fragt, da heutzutage sonst keiner mehr Respekt kennt und alle sich das Recht herausnehmen, ihre Scheiße ungefragt in meiner Stadt zu verbreiten, aber ich sei nicht interessiert, da wir das Koks von den Kolumbianern beziehen.«
    »Mehr nicht?«
    »Außerdem habe ich gesagt, wenn er andere Bosse anspricht und jemand sein Angebot interessant finden sollte, dann dürfte das den Territorialkrieg anheizen.«
    »Lass mich raten«, unterbrach ihn die Kommissarin. »Statt auf dich zu hören, ist er zu Lou Duverneil gegangen, den du daraufhin hast umlegen lassen.«
    »Als unmissverständliches Signal.«
    »Bald wird auch Bermudez als Denkzettel herhalten müssen.«
    »Wir werden die Mexikaner nicht mehr lange auf Distanz halten können, B.B., und die anderen Latinos ebenso wenig.«
    »Wir versuchen es auch, und mit ganz guten Ergebnissen. Wenn du und die anderen Bosse ein Friedensabkommen schließen würdet, dann ließe sich es hier aushalten.«
    »Ich wäre ja gern auch so optimistisch«, seufzte Grisoni, »aber das Problem sind die Baby-Gangs, die den Markt mit Heroin überschwemmen, und die Einzelunternehmer, die aus dem Boden sprießen wie Pilze.«
    B.B. sah ihn verwundert an. »Was ist mit dir, Armand? Du lässt alte Freunde umlegen, und das macht dich pessimistisch?«
    »Jetzt mal nicht übertreiben, Kommissarin.«
    Sie wandte die Augen gen Himmel. »Überempfindlich ist er auch noch …« Dann wurde sie wieder ernst. »Mal abgesehen von dem Altherrengerede: Bermudez ist für mich ein prioritäres Ziel. Aber keine Sorge, mein Mann im Dreizehnten wird das Problem für uns lösen.«
    In Wahrheit waren die Aktivitäten von Juan Santucho bereits sehr viel weiter gediehen, als die Kommissarin dachte, wenn auch aus anderen Motiven als ihren. Einerseits war Garrincha damit beschäftigt, seinen Kundenkreis auszubauen, andererseits beobachtete er den Mexikaner, denn er wollte ihn gründlich fertigmachen. Bermudez hatte ihn beschimpft, verspottet, als pincho bezeichnet, was in seinem Jargon Idiot bedeutete, Arschloch und Feigling, und darum würde er ihn gnadenlos bestrafen.
    Er hatte Bruna ins El Zócalo geschickt, um Bermudez auszuspionieren.Beim Militär und im Dienst von Carlos Maidana hatte er gelernt, möglichst viel Informationen über den Feind zu sammeln, bevor er zuschlug.
    Das Einzige, was ihn daran hinderte, die erlittene Demütigung sofort zu rächen, war Kommissarin Bourdet, deren Pläne mit Bermudez von seinen abwichen. Sie wollte den Mexikaner für zwanzig Jahre hinter Gitter bringen, Garrincha hingegen fand, die dadurch anfallenden Unkosten könne man dem Steuerzahler ersparen. Er würde sich ein Märchen einfallen lassen müssen, das ihm freie Hand ermöglichte.

FÜNF
    Sunil hatte darauf bestanden, dass sie sich in Mailand in der Via Monte Napoleone trafen: »Es gibt zur Vorbereitung eines Geschäftstermins nichts Besseres als einen Shoppingtrip, danach ist man einfach in Siegerlaune«, so hatte er gesagt. »Außerdem ziehst du dich zu sportlich an, Giuseppe, du besitzt schließlich keine Automobilfabrik, sondern eine Klinik, und du,

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