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Die Marseille-Connection

Die Marseille-Connection

Titel: Die Marseille-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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Leichen nur einen zerstreuten Blick. Diese Mexikaner waren wirklich harte Kerle.
    »Du begehst einen schweren Fehler, Juan Santucho.«
    Der Paraguayer äffte ihn nach: »Einen schweren Fehler, blablabla. Du bist ein toter Mann, blablabla.«
    Bruna lachte laut los, gefolgt von Cerdolito. Nur Pablo blieb ernst und schaute drein wie ein wahrer Vizeboss.
    Bermudez sah Garrincha weiter starr in die Augen. »Denkst du, ich bin allein? Dass niemand hinter mir steht? Denkst du im Ernst, die lassen dich am Leben oder diese drei Hungerleider können dich schützen?«
    Garrincha seufzte. »Du stellst viele Fragen, Xavier.«
    »Ich versuche dich zur Vernunft zu bringen.«
    »Fang bei dir selbst an.«
    »Ich sage dir nicht, wo der Stoff ist.«
    Heimtückisch lächelnd gab Esteban Bermudez ein Zeichen, ihm zu folgen. »Wir können ja spielen: Kalt … warm … heiß … Wär doch lustig, oder?«
    Als der Mexikaner sah, dass das Versteck ausgeräumt war, wurde er blass und sank auf die Knie. »Die werden denken, ich war das«, stotterte er, »und meine ganze Familie umbringen.«
    Garrincha packte sein Kinn und kam seinem Ohr ganz nah, damit die anderen nicht hörten, was er sagte: »Du hast gedacht,dein Schwanz ist länger als meiner, und hast meine Frau gevögelt. In Wahrheit hab ich dich gefickt. Denk dran in der Hölle, hijo de puta: Ich heiße Esteban Garrincha.« Dann schlang er ihm einen Strick um den Hals, stemmte ihm das Knie zwischen die Schulterblätter und zog mit aller Kraft an.
    Bermudez strampelte etwas, wehrte sich aber nicht weiter. Sein Tod konnte seine Lieben retten. Leider irrte er sich bei dieser Überlegung. Garrincha plante, seine Leiche verschwinden zu lassen, damit seine Hintermänner dachten, er sei mit dem Lagerbestand geflohen.
    Bruna war ein wenig enttäuscht. Vielleicht hatte sie sich von ihrem ersten wirklichen Gewaltverbrechen stärkere Empfindungen versprochen. »Du hast kein Geld von ihm verlangt.«
    »Weil keines da ist. Die Regel ist, das Geld getrennt von der Ware aufzuheben.«
    Sie zuckte mit den Schultern, und er befahl Cerdolito und Pablo, die Leiche in ein Stück Tuch zu schlagen und im Kofferraum zu verstauen. Dann legte er den Stetson, Bermudez’ ganzen Stolz, in den Kamin, bevor er alles wieder davorschob.
    Nachdem sie den Stoff verladen hatten, legten sie Feuer und fuhren gemächlich davon. In Garrinchas Hirn brodelte es, unter anderem von Zahlen. Ein Gramm Koks kostete in Marseille gegenwärtig zwischen vierzig und sechzig Euro, und er besaß jetzt Hunderte Kilo. Wenn er den Stoff verschnitt, ohne dabei zu übertreiben, und günstig verkaufte, würde ihm das ein Vermögen einbringen. Schade, dass er teilen musste. Wirklich schade …
    Bermudez’ Leiche landete auf dem Meeresgrund, sein Sarg war der Kofferraum eines Wagens. Den anderen Wagen ließen sie einfach in der Nähe der Metrostation Baille stehen.Die Drogen hingegen wurden fein ordentlich im Schrank von Brunas alter Wohnung verstaut. Niemand kannte sie, sie lag fern des Dreizehnten Arrondissements, sie konnte wirklich als sicheres Versteck gelten. Jetzt musste Esteban eine bessere Unterkunft finden. Wo und wie, darüber hatte er sich noch keine Gedanken gemacht, aus Aberglauben.
    Er schickte seine Männer los, sie sollten dealen und die Jungs anstellen, die bislang für Bermudez gearbeitet hatten. Ferien gab es in diesem Job keine, nur die erzwungenen, wenn man im Gefängnis saß, außerdem war es gut, sich blicken zu lassen, nachdem man ein paar mexikanische Kollegen kaltgemacht hatte.
    Jetzt hatten Bruna und er sich gründlich Entspannung verdient. Sie hatte schon ein paar Lines gezogen, er hingegen streute sich etwas von dem Pulver auf die Eichel. Er wollte vögeln bis zur Bewusstlosigkeit.
    »Zeig mir die Schmetterlinge«, sagte er voller Vorfreude auf ihre Hinterbacken.
    Sie drehte sich um und zog das Tischchen mit den bereits fertig vorbereiteten Lines ans Bett. Es war doch besser, sie in Reichweite zu haben. Dabei, danach … Dieser Südamerikaner war der Fang ihres Lebens. Sie musste allerdings noch herausfinden, wie sie sich beizeiten geschickt davonmachen konnte. Freilich war das nicht das Milieu, in dem man einen Kündigungsbrief schreiben konnte, aber sie würde sich schon etwas einfallen lassen. Das würde sie sogar müssen, denn dieser Juan war gefährlich. Sie hatte sich den Bauch gehalten vor Lachen, als er Rosario zur Hure des Fußvolks degradiert hatte, bald aber war ihr klar geworden, dass sich Santucho auf

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