Die Marseille-Connection
einen letzten Besuch zur Erkundung ab und mischten sich unter das spätabendliche Publikum. Tequila, Mezcal und mexikanische Folkloremusik.
Bermudez in seiner Tijuana-Tracht ahnte nichts Böses. Er kümmerte sich um die Kasse und verschacherte Drogen.
Marseille erwachte mit der Nachricht, dass ein Kommando der DCRI im Laufe der Nacht sechs Kurden festgenommen hatte, die man beschuldigte, die terroristischen Aktivitäten der PKK zu finanzieren. Ein Erfolg, den sich die nach Beliebtheit gierende Regierung auf die Fahnen schrieb. Einzelheiten würden während einer der üblichen pompösen Pressekonferenzen bekanntgegeben und dann in lokalen und landesweiten Zeitungen und TV-Sendern verbreitet.
»Wir schlagen heute Abend zu«, verkündete Leutnant Winogradowa, in der Sicherheit, dass nichts, was während ihrer Operation vorfallen würde, ein solches Medienecho bekäme,im Gegenteil, die offiziellen Stellen würden alles tun, um so etwas mit dem Mantel des Schweigens zuzudecken. Kein Staat posaunt es gern heraus, wenn seine Souveränität verletzt wird.
Peskow hörte im Sportstudio im Radio von den Kurden und vergaß sie sofort wieder.
B.B. verbuchte die Nachricht unter »Scheißdreck«.
Garrincha bekam sie überhaupt nicht mit, er hätte auch nicht gewusst, wo sich Kurdistan befindet, außerdem hatte er an diesem Morgen anderes zu tun.
Bevor sie im El Zócalo als Köche anfingen, hatten Hernán und Valentín im Waffen- und Kokainhandel gearbeitet und sich lange in den heimischen Gefängnissen aufgehalten. Auch die Putzfrau, Concepción, genannt Concha, war keine Heilige, und keiner der drei war sonderlich beeindruckt angesichts der auf sie gerichteten Pistolen.
Die Frau beschränkte sich auf die Mitteilung, der Chef komme später, und die beiden Männer blickten die Angreifer so ausdruckslos an wie eine Wand.
Nur Garrincha war sich bewusst, wie gefährlich sie sein konnten. Er vergeudete nur so viel Atem, wie es brauchte, um sicherzugehen, dass er sich nicht geirrt hatte. »Wo ist der Stoff?«, fragte er auf Spanisch.
Keine Antwort. »Dreht euch zur Wand!«, befahl er.
Die Köche und Concha drehten sich langsam um. Gott weiß, was ihnen durch den Kopf ging. Arschlöcher, genau wie ihr Chef. Esteban verlor die Geduld und gab seinen beiden Männern ein Zeichen abzudrücken.
Pablo und Cerdolito steckten die Pistolenläufe in mit Schaumstoff gefüllte Plastikflaschen und schossen. Die provisorischen Schalldämpfer gingen dabei hinüber, erfüllten aberihren Zweck. Seit er von den Schüssen in dem Fahrstuhl betäubt worden war, hütete Esteban sich vor Detonationen.
Valentín röchelte noch, und Bruna musste sich die Hände mit Blut beflecken. »Lohnt sich nicht, noch eine Kugel an den zu vergeuden.«
Sie griff nach einem Metzgermesser und trat neben den Mann, ungewiss, wo sie zustechen sollte.
» Puta «, schnaubte der Mexikaner.
Beleidigt stach sie ihm ins Herz. Cerdolito bezog Wachposten an der Tür, Esteban und Pablo stürzten ins Lager auf der Suche nach der Ware.
Alles, was im Restaurant benötigt wurde, war säuberlich in Regale geschichtet. Nach einem Blick auf die Bierkästen ging Garrincha zur Tür der Kühlkammer, die eine halbe Wand einnahm. Nichts als Hühner und Ochsenviertel.
»Irgendwo muss die Scheiße doch sein«, dachte er laut nach. »Räumt alles aus!«
Cerdolito wurde schließlich per Zufall fündig. Er bugsierte mit so viel Krafteinsatz eine Kiste mit Tomatenkonserven vom Regal, dass das Brett und die dahinterliegende Wandverkleidung sich verschoben. Jetzt musste man nur noch kurz an der Gipskartonplatte ziehen, und eine kleine Nische kam zum Vorschein, ein gesäuberter ehemaliger Kamin. Der Geruch des Kokains, gemischt mit dem der mota , war ekelerregend stark.
»Sieht aus, wie wenn im Fernsehen eine Ladung gezeigt wird, die die Bullen auf einem Schiff beschlagnahmen«, staunte Pablo ungläubig. »So viel auf einem Haufen kriegt man sonst nicht zu sehen.«
»Da könnt ihr sehen, was wahres Profitum ist«, sagte Garrincha. »Bermudez ist und bleibt zwar ein Arschloch, aber Hut ab.«
Während der Stunde, bis der Mexikaner kam, räumte die Bande das Lager aus und machte die Ware zum Transport fertig. Als Bermudez eintrat, hatte er auf einmal eine Pistole im Nacken. Cerdolito verpasste ihm einen Stoß und schob ihn in die Küche, wo Pablo ihn durchsuchte. Er war sauber. Sein Handy zerbarst unter Brunas Absatz.
Auch er war nicht besonders beeindruckt von den Pistolen und widmete den
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