Die Marseille-Connection
diese Weise der Frauen entledigte, an denen er nicht mehr interessiert war.
Sie spürte, wie er sich in ihr austobte, hörte ihn keuchen, die Hände an ihrem Hintern, und sie machte sich auf eine längere Nummer gefasst, denn mit all dem Koks auf dem Schwanz würde er irgendwann vor Erschöpfung umfallen, aber nicht kommen.
Félix Barret, ihr Kontaktmann bei der OCRTIS, informierte Kommissarin Bourdet über das Gemetzel im El Zócalo .
»Sind Sie sicher, dass sie umgebracht wurden?«, fragte sie.
»Erschossen und erstochen. Das Feuer wurde erst im Nachhinein gelegt.«
»Ich komme.«
»B.B.?«
»Was ist?«
»Es war vereinbart, die Latinos aus dem Territorialkrieg herauszuhalten.«
»Es gibt sicher eine Erklärung. Ich habe hier alles im Griff.«
Am Tatort angelangt, holte sie Gummistiefel aus dem Kofferraum. Sie hatte sie immer dabei, denn Leichen und Drogen befanden sich häufig an für Stöckelschuhe ungeeigneten Orten. Dann bückte sie sich unter dem Absperrband durch. Ein schmieriges Gemisch aus Asche und Löschwasser bedeckte den Boden. Die Leichen lehnten in der Küche an einer Wand.
Der Gerichtsmediziner hatte eine erste Leichenschau bereits beendet und zog sich gerade die Latexhandschuhe aus.
Er kam Bourdets Fragen zuvor: »Eine Frau, zwei Männer, rund fünfundvierzig Jahre alt. Schüsse Kaliber 9.45 von hinten, einer ist mit dem Messer erledigt worden. Genaueres kann ich nach der Autopsie sagen.«
Sie dankte ihm und reckte den Hals, um die Leichen im Schein der Lampen zu sehen. Dann suchte sie den Kollegen,der sie benachrichtigt hatte. Er stand draußen und telefonierte mit dem Staatsanwalt. Sie zündete sich eine Zigarette an, um die Wartezeit zu überbrücken, warf sie aber fort. Der Gestank des Brandes war noch zu durchdringend.
»Es fehlt Bermudez, der Inhaber und Statthalter des Golf-Kartells in Marseille«, sagte B.B.
»Stimmt. Er ist nirgends zu finden.«
Zur Sicherheit rief sie Brainard an, der ihr bestätigte, dass der Mexikaner nicht aufgetaucht war.
»Wir nutzen das, um den Fall sofort abzuschließen«, sagte sie zu Barret. »Wir erheben Anklage gegen ihn wegen Brandstiftung und Totschlags und verbreiten den üblichen Fahndungsaufruf.«
Der Drogenfahnder deutete auf das Lokal. »Glaubst du wirklich, dass er das war?«
»Nein.« B.B. schüttelte den Kopf. »Aber die Geschichte wird die Presse zufriedenstellen und daher auch die großen Tiere.«
»Und was hast du vor?«
»Herausfinden, wer es war.«
Doch das wusste sie schon. Wieder nahm sie Kontakt zu ihren Männern auf.
»Wir haben einen von Bermudez’ Laufburschen hopsgenommen«, berichtete Tarpin. »Ihnen wurde schon mitgeteilt, dass sie jetzt für Santucho arbeiten, das heißt, für Don Santucho. Er war es, Chef, gar kein Zweifel.«
Die Kommissarin hatte durchaus keine gute Laune. So einen Zirkus konnte sie nicht gebrauchen. Stattdessen hätte sie ihre Zeit jetzt viel lieber auf die Russen verwendet und um der Bremond-Clique weiter nachzuforschen. Sie verabredete ein nächtliches Treffen mit dem selbsternannten Don Santucho.
Während sie ein paar Stunden später auf einem Parkplatz in der Nähe des Dreizehnten auf ihn wartete, kam sie zu dem Schluss, dass der Paraguayer zu eigenständig war, um nur den getreuen Diener zu spielen. Sie musste sich darauf gefasst machen, dass er versuchen würde, sie zu betrügen. Abgesehen davon war er ihr nützlich und hatte schon unverhoffte Ergebnisse gebracht, denn den Mexikanern das Handwerk zu legen, war eines ihrer Ziele im Kampf gegen die Latino-Dealer. Freilich konnte sie nicht dulden, dass Santucho sie regelrecht eliminierte. Diese Leute waren vielmehr dazu bestimmt, in den Zellen des Gefängnisses Les Baumettes zu landen. Eine Bewegung im Seitenspiegel fiel ihr auf. Er kam zu Fuß. B.B. war noch zu keiner Entscheidung gekommen. Dieses eine Mal würde sie improvisieren.
Garrincha öffnete die Beifahrertür des alten Peugeot. »Guten Abend, Madame«, sagte er zurückhaltend, als er drinnen saß.
»Ich weiß, dass du das warst«, sagte sie ihm auf den Kopf zu, »und wenn du versuchst, mir Märchen zu erzählen von wegen Bermudez ist mit dem Geld und dem Stoff abgehauen, dann gebe ich dich meinen Männern für eine Sonderbehandlung.«
Esteban hütete sich, etwas zu entgegnen. Die Bourdet stellte den Ton lauter. Johnny Hallyday zupfte die ersten Töne von »La Douceur de vivre«. Die Kommissarin hörte das Stück ganz, den Blick starr nach vorn gerichtet, die Hände am
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