Die Marseille-Connection
dreckig ergangen ist.«
»Die Räume gehören mir«, erklärte Grisoni, »ich hatte sie an zwei Moldawier vermietet, die einen Waffengroßhandel betreiben. Sie haben die Ware auf dem Landweg bis hierher gebracht und sie dann in den Maghreb verschifft. Für mein Stillhalten und dafür, dass sie den Hafen benutzen durften, haben sie üppig gezahlt.«
»Bist du wahnsinnig, Armand? Diese Waffen landen in den Händen von blindwütigen Islamisten. Wenn du nicht aufpasst, kriegt dich unser Geheimdienst in die Finger, und ich kann dir sagen, die haben hässliche Gewohnheiten …«
Der alte Gangster verzog die Lippen. »Im Gegenteil, ausgerechnet der Auslandsgeheimdienst hat mir die Mieter vermittelt. Die haben wohl ihre ganz eigenen Methoden, die Interessen des Vaterlandes zu wahren.«
»Dann wende dich an den Geheimdienst. Ich will von diesen Geschichten nichts wissen.«
»Die haben mich ja informiert, was passiert ist«, erklärte Armand. »Für die hat das hier nie stattgefunden, die Geschichte muss ich ganz allein schultern, denn wie gesagt, Eigentümer der Räume bin ich.«
»Ich hätte dich für klüger gehalten, Armand.«
Er breitete die Arme aus. »Ich dachte, mit Deckung durch unseren Geheimdienst habe ich meinen Arsch in Sicherheit.«
»Woher stammt das Video?«
»Eine gut versteckte Kamera … Keine Sorge, B.B., jetzt ist sie aus.«
Er stellte den Film an. In Schwarz-Weiß war zu sehen, wie Natalia Balàn und Dan Ghilascu rückwärts in den Raum kamen, von zwei Frauen und einem Mann mit schallgedämpften Pistolen getrieben.
Die Bourdet griff nach der Maus und klickte auf Pause.
»Was ist los?«, fragte Armand.
»Warum ist das ohne Ton?«, fragte sie, aber das war nur eine Ausrede. In Wahrheit war sie von einer Welle widerstreitender Gefühle ergriffen worden, als sie die beiden Russinnen von der Dromos wiedererkannte, und sie brauchte einen Moment, um sich zu fassen.
»Die Wanzen hatten sie sofort entdeckt«, antwortete Ange. »Die waren so was von vorsichtig. Doch die Kamera war einfach zu gut versteckt.«
Instinktiv hob die Kommissarin den Blick in die Richtung,in der sich die Kamera befinden musste, konnte aber nichts erkennen.
Das Video zeigte ein Verhör nach allen Regeln der Kunst. Folterszenen. Leckerbissens Komplizin war eine mit grausamer Phantasie begabte Sadistin, und die Kommissarin war dem Himmel dankbar, dass ihr der Ton erspart blieb.
»So geht es eine ganze Weile weiter«, sagte Grisoni und zog den Cursor an eine Stelle gegen Ende des Films.
Jetzt lag Ghilascu nackt am Boden, tot, voller Wunden und Verbrennungen. Die Frau, ebenfalls nackt, lebte noch, sie kniete blutend vor der Russin, die sie bei den Haaren gepackt hatte und ihr das Gesicht streichelte, als wollte sie sie beruhigen.
»Aha, sie hat gesungen«, kommentierte die Bourdet.
Dann trat Leckerbissen an sie heran, setzte Natalia Balàn den Schalldämpfer auf die Stirn und drückte ab. Der Hinterkopf der Frau explodierte, und sie sackte zusammen. Der Mann brachte zwei Planen, in die sie die Leichen wickelten. Die Russen bewegten sich gewandt und sicher, durchsuchten den Raum noch einige Minuten und verließen ihn dann.
»Und was willst du jetzt von mir?«, fragte die Bourdet.
»Du bist die Einzige, die mir helfen kann, sie zu finden. Falls sie noch in Marseille sind.«
»Damit du sie beseitigen kannst.«
»Natürlich. Diese Sache verlangt nach einem Generalreinemachen, sonst ist zu unkalkulierbar, was aus ihr noch werden könnte.«
Die Kommissarin gönnte sich noch eine Zigarette. »Und wenn du die Schuldigen nicht bestrafst, werden die Freunde von deinen Mietern sauer und richten die Waffen, die sie verkaufen, gegen dich.«
»Das ist auch eine Möglichkeit«, gab Grisoni zu. »Du siehst ja, B.B., ich muss sie unbedingt finden.«
Die gesehenen Bilder hatten B.B. erschüttert, aufgewühlt, angewidert, aber nicht so sehr, dass sie Armand verraten hätte, wer die Russen waren und wo sie sich aufhielten. Erst musste sie herausbekommen, was sie mit diesem Unternehmer namens Aleksandr Peskow zu tun hatten und mit dessen Verbindung zur Bremond-Clique. Dem alten Gangster in dieser Sache zu helfen bedeutete, nicht nur die Karriere aufs Spiel zu setzen, sondern Gefängnis zu riskieren, und das lohnte sich nur, wenn sich ihr gleichzeitig die Möglichkeit bot, ihre offene Rechnung mit dem Abgeordneten und seinen sauberen Freunden zu begleichen.
»Und?« Armand wollte eine Entscheidung hören.
B.B. seufzte. »Wenn sie noch in
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