Die Maschen des Schicksals (German Edition)
Kartenspiel ihre eigene Familie auseinandergerissen hatte, doch sie verkniff sich die Bemerkung. Sie hatte gesagt, was gesagt werden musste.
„Er ist nicht so schlecht, wie du sagst“, beharrte Aurora.
Elise ließ die Hände sinken, sie wollte sich nicht darüber streiten. „Er ist dein Vater, und du liebst ihn. Ich werde nichts Negatives über ihn sagen – dich nur dringend bitten, nicht die Augen zu verschließen und die Realität zu verdrängen.“
Aurora betrachtete sie. „Er liebt dich, Mom, wirklich.“
Sie schluckte, um den Knoten in ihrem Hals zu lösen. „Ich weiß.“ Maverick liebte sie so, wie er lieben konnte – doch das war nicht ausreichend. Das war es vor siebenunddreißig Jahren nicht gewesen und auch jetzt nicht.
„Er hat mir versprochen, sofort aufzuhören, wenn das Turnier vorbei ist“, sagte Aurora.
Elise hatte auch das schon vorher gehört. „Und du glaubst ihm das?“ Wenn es nicht so tragisch gewesen wäre, hätte sie darüber gelacht.
„Ja, das tue ich. Er macht …“ Aurora biss sich auf die Lippe.
„Er macht was?“
„Er macht es aus Liebe zu dir. Um dir zu helfen. Das hat er gesagt.“
Elise begann so hysterisch zu lachen, dass David, der gerade die Abendnachrichten eingeschaltet hatte, über die Schulter zu ihnen herüberblickte.
„Dann sage ihm bitte, er soll mich nicht mehr so sehr lieben“, flüsterte sie. „Außerdem, ich will und brauche seine Hilfe nicht. Merkst du nicht, dass das alles nur Ausreden sind?“
„Ach, Mom.“
„Ich denke, es ist am besten, wenn wir nicht mehr über deinen Vater sprechen“, sagte sie in einem Tonfall, als ginge es um eine ganz alltägliche nette Unterhaltung.
„Du wirst nicht mit ihm reden?“
„Nein. Ich wüsste es sehr zu schätzen, wenn du mir sagen könntest, wann er hier sein wird. Denn ich werde dann in meinem Zimmer bleiben oder außer Haus sein.“
„Mom, tu das nicht.“
Es machte Elise traurig, ihre Tochter so verletzt zu sehen. Aurora war zwar verheiratet und selbst Mutter, doch dieses kleine Mädchen in ihr hoffte immer noch auf ein Happy End. Wie jedes Kind brauchte sie ihren Vater und sehnte sich nach der Sicherheit, zu wissen, dass sich ihre Eltern liebten.
„Grandma, Grandma“, rief Luke, als er von draußen hereingestürmt kam.
„Was ist denn?“ Elise hockte sich vor ihn.
„Hast du schon gehört?“, rief er aufgeregt. „Hast du schon gehört?“
„Luke …“, sagte Aurora warnend.
„Das ist in Ordnung. Grandpa meint, ich kann es sagen, wenn ich will.“
Elise sah stirnrunzelnd zu ihrer Tochter hoch. Sie hatte sich schon gefragt, ob sie ihr etwas verheimlichte, konnte sich aber nicht vorstellen, was es war.
„Grandpa geht nach Karri Pik zu einem Pokerturnier!“
Elise blinzelte. „In die Karibik?“, fragte sie, an Aurora gewandt und richtete sich wieder auf. Maverick hatte bereits sein Versprechen gebrochen. In einer Sekunde schwor er, mit der Spielerei fertig zu sein, in der anderen buchte er eine Überfahrt, um an einem anderen Turnier teilzunehmen.
35. KAPITEL
„S tricken ist einfach das allerbeste Hobby! Kreativ, heilsam, Stress abbauend, entspannend, mit einer Belohnung am Ende, ist es die schönste Art, seine Kreativität auszudrücken und gleichzeitig zur Ruhe zu kommen. Mach es zu einem Teil deines täglichen Lebens.“
(Kate Buller, Produktmanagerin, Handstricken
Rowan Yarns, Jaeger Handknits, Patons, R2)
Lydia Hoffman
Margaret hatte viele Stunden im Laden gearbeitet, während ich die Vorbereitungen für die weitere Versorgung unserer Mutter traf, da ich mehr Erfahrung im Umgang mit der Bürokratie im medizinischen Pflegebereich besaß. Zuerst musste ich die Formalitäten für das Heim erledigen. Dann würde ich mir einen Überblick über Mutters finanzielle Situation verschaffen, damit sie übergangslos in den betreuten Wohnkomplex wechseln konnte, den wir für sie gefunden hatten.
Der für die Organisation all dieser Dinge notwendige Zeitaufwand ließ mich von Neuem alles würdigen, was meine Eltern meinetwegen durchgemacht hatten, als bei mir das erste Mal Krebs diagnostiziert worden war. Stundenlanges Sortieren von Kontoauszügen, alten Quittungen, Versicherungsschreiben. Stunden am Telefon und bei Informationstreffen. Abende am Computer. Stunden – Tage – nicht im Laden. Dann die Zeit, die ich mit dem Makler verbrachte und das Putzen des Hauses, bevor es zum Verkauf angeboten wurde. Das konnte nicht hinausgeschoben werden. Wir benötigten das Geld, um
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