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Die Maschen des Schicksals (German Edition)

Die Maschen des Schicksals (German Edition)

Titel: Die Maschen des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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ihre Betreuung zu bezahlen.
    Erst am Freitagnachmittag, als ich das Geld aus der Ladenkasse zählte, stellte ich fest, dass meine gesamten Einnahmen der zweiten Septemberwoche fast nur halb so hoch waren wie in jeder der Augustwochen. Eine kurze Überprüfung meiner abendlichen Einzahlungen belegte einen beträchtlichen Rückgang meiner Einnahmen. Ich hatte gewusst, dass es sich nachteilig auf mein Geschäft auswirken würde, wenn ich so lange nicht im Laden wäre. Aber ich hatte keine Ahnung, dass es sich dermaßen verschlechtern würde.
    Margaret ist eben keine talentierte Verkäuferin, sie teilt auch nicht meine Begeisterung für die Wolle. Das wusste ich alles, doch ich konnte niemand anders bitten, mich zu vertreten. Sie ist die Einzige, die den Laden und meine Stammkundinnen fast so gut kennt wie ich. Und sie ist meine Schwester.
    Während ich die Posten noch einmal durchrechnete, fühlte ich mich, als wäre ich dem Untergang geweiht. Ich musste Raten abzahlen, und die verminderten meinen Verdienst beträchtlich. So schnell wie möglich wollte ich den Kredit abarbeiten, deshalb hatte ich um einen achtzehnmonatigen Tilgungsplan gebeten. Natürlich könnte ich um eine Verlängerung bitten, doch das würde nach der zweiten Ratenzahlung keinen guten Eindruck machen. Auch wenn es niemand ausgesprochen hatte, aber ich nahm an, dass diese kurze Rückzahlungsfrist einer der Gründe war, warum die Bank mir den Kredit überhaupt bewilligt hatte.
    Ich saß an meinem Schreibtisch und fühlte mich hundeelend. Die Sommermonate liefen gewöhnlich etwas lauer, doch meine Verkäufe hatten sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Jetzt schienen sie nicht nur weniger zu werden, sondern ich hatte zusätzlich eine große finanzielle Verpflichtung. Es gab ein paar Möglichkeiten, die Kosten zu senken, zum Beispiel weniger Ware zu bestellen, doch das wollte ich nicht. Mein Erfolg beruhte zum Teil darauf, dass ich eine große Bandbreite an Wollsorten führte, von sehr preiswerten bis zu ausgefallenen Garnen.
    Ich war so mit meinen Sorgen beschäftigt, dass ich das Klopfen an der Eingangstür zuerst nicht hörte, bis es lauter wurde. Ich sprang vom Stuhl und lief schnell in den Ladenraum. Normalerweise würde ich einfach erklären, dass geschlossen wäre, doch im Moment meinte ich es mir nicht leisten zu können, mir auch nur einen einzigen Kunden entgehen zu lassen.
    Wie auch immer, es war keine Kundin. Brad stand draußen und schirmte mit den Händen das Licht ab, um durch die Scheibe sehen zu können. Als er merkte, dass ich ihn entdeckt hatte, trat er einen Schritt zurück.
    Es war fast einen Monat her, seit wir das letzte Mal miteinander gesprochen hatten. Ich hatte kurze Telefonate mit Cody geführt, aber für ihn schien dieser Kontakt genauso schmerzhaft zu sein wie für mich. Als ich Ende August mit ihm gesprochen hatte, musste seine Mutter wohl in der Nähe gestanden haben. Denn er klang sehr vorsichtig und zurückhaltend, als hätte er Angst, etwas Falsches zu sagen. Seitdem hatte er mich nicht mehr angerufen.
    Seufzend schloss ich die Tür auf. Im Moment war ich weder in der körperlichen Verfassung noch emotional stark genug, um mit Brad zu reden. Deshalb nahm ich mir vor, ihn nicht hereinzulassen. Ich blieb an der Tür stehen und wartete.
    „Hallo“, begrüßte ich ihn und hoffte, einen Tonfall gefunden zu haben, der meine Gefühle nicht verriet.
    „Hallo.“ Brad hatte die Hände in den Taschen seiner Uniformhose vergraben. „Ich habe dich schon lange nicht mehr im Laden gesehen.“
    Ich hätte ihm das Offensichtliche erklären können, nämlich dass ich jeden Tag nicht mehr als eine Stunde im Geschäft verbracht hätte, aber das erschien mir unnötig. Ich erwiderte nichts.
    „Margaret sagte, ihr hättet eine Wohnung für eure Mutter gefunden?“
    Er formulierte es als Frage, also antwortete ich darauf. „Wir sorgen dafür, dass sie nächste Woche umzieht.“ Wenn ich bis dahin den ganzen Papierkram erledigt, die notwendigen medizinischen Unterlagen besorgt, Mutters Haus verkauft, die Verträge mit ihrem Rechtsanwalt und ihrer Bank abgeschlossen haben sollte.
    „Wie erträgst du das alles?“, fragte er.
    „Mir geht es gut.“ Ich wollte sein Mitleid nicht. Seine Sorge wäre mein Untergang. Ich war versucht, ihn nach Janice zu fragen, tat es aber nicht. Wenn sie sich gut verstanden, hatte ich kein Interesse daran, es zu erfahren. Gleichzeitig wollte ich es auch nicht wissen, falls ihre Beziehung nicht

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