Die Maschen des Schicksals (German Edition)
erfolgreich hätte sein können – aber nichts hat mich so interessiert wie das Pokern.“ Er zuckte lächelnd die Schultern. „Das Talent zum Kartenspielen ist mir angeboren.“
Elise erinnerte sich, dass seine Unterhaltszahlungen für Aurora immer pünktlich eingetroffen waren. Oft hatte sie sich darüber gewundert, wie er das schaffte. Sie musste sich eingestehen, dass er wohl einigermaßen erfolgreich gewesen war – aber reich?
„Du hast das Pokerturnier in der Karibik verloren“, murmelte sie.
„Stimmt. Aber der Gewinn für den zweiten Platz betrug achthunderttausend Dollar.“
Sie schnappte nach Luft.
„Egal, was du behauptest, aber die Socken, die du für mich gestrickt hast, haben mir Glück gebracht.“
Wenn sie nicht schon gesessen hätte, wären ihr wahrscheinlich die Knie weggesackt. „Achthunderttausend Dollar?“, wiederholte sie ungläubig. „Du musst Witze machen.“ Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass es bei diesen Turnieren um so viel Geld ging.
„Offensichtlich weißt du nicht, wie populär das Pokern in letzter Zeit ist.“
Verblüfft schüttelte sie den Kopf.
„Das Meiste habe ich in einem Treuhandvermögen für Aurora, David und die Jungs angelegt. Außerdem habe ich ein wenig, wie meine Mutter es immer nannte, Saat des Vertrauens ausgestreut.“
Sie riss den Kopf hoch und sah ihn mit großen Augen an. „Du warst das“, flüsterte sie. „Du warst derjenige, der Bethanne das Geld gegeben hat, das sie brauchte.“
„Wenn du meinst“, erwiderte er gleichgültig, doch seine Lippen verzogen sich fast unmerklich zu einem Lächeln.
„Ja, das meine ich. Du bist der mysteriöse Geldgeber.“ Alles erschien ihr auf einmal logisch. Maverick hatte während ihrer Strickkurse draußen auf sie gewartet, und auf dem Weg nach Hause hatte sie ihm immer alles von ihren Freundinnen berichtet.
„Du hast Courtneys Schwester das Ticket geschickt, damit sie zum Homecoming-Ball hier sein kann. Wie hast du denn ihre Adresse herausgefunden?“
Verschmitzt zwinkerte er. „Pulanski ist nicht gerade ein alltäglicher Name, oder?“
„Und Margarets Mann?“
„Der hat seinen Job aufgrund seiner Fähigkeiten bekommen“, erklärte Maverick, doch er lächelte. „Es half natürlich, jemanden in der Personalabteilung zu kennen. Ein Gespräch mit der richtigen Person zu führen. Obwohl der Einstellungsbonus eine andere Geschichte ist.“
Elise guckte ihn mit großen Augen an. „Machst du so was öfter?“
„Ab und zu. Mir gefällt es, von Zeit zu Zeit irgendjemandem eine kleine Gefälligkeit zu erweisen.“
„Obwohl das nicht gerade kleine Gefälligkeiten waren, oder?“
„Vielleicht nicht, aber ich denke, was immer man anderen gibt, bekommt man tausendfach zurück. Vielleicht nicht ich selbst, aber dann eben jemand, der es nötig hat. Leute, die Bethanne oder Matt oder Courtney begegnen, vielleicht morgen oder in zehn Jahren. Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sollten immer weitergegeben werden.“
Elise betrachtete ihn voller Liebe. „Warst du schon immer so wunderbar, und ich habe das nur nicht bemerkt? Oder ist das eine neue Entwicklung?“
Er lachte und setzte sich zu ihr. „Du erwartest doch nicht, dass ich dir eine ehrliche Antwort gebe, oder?“
Sie legte ihm die Hand auf die Wange und blickte ihn mit leuchtenden Augen an. „Ach, Maverick, ich liebe dich. Ob reich oder arm, ich liebe dich. Wir werden eine schöne Zeit miteinander verbringen – so lange Gott uns gibt.“
„So wie ich mich jetzt fühle“, flüsterte er, „wird es sehr lange sein.“
Elise hoffte, er hätte recht.
46. KAPITEL
Courtney Pulanski
E in Jahr später
Courtney beeilte sich, nach dem letzten Seminar in ihr Zimmer zu kommen, und hoffte, dass Post von Andrew da wäre. Sie schrieben sich mindestens einmal am Tag eine E-Mail. In der letzten Nachricht hatte er ihr den Tipp gegeben, in nächster Zeit mal einen Blick in ihren Briefkasten zu werfen. Das hieß mit anderen Worten, er hatte etwas für sie abgeschickt. Er studierte an der Washington State University mit einem Football-Stipendium, und Courtney hatte gerade an der University of Illinois in Chicago angefangen.
Zu Courtneys Überraschung war das Abschlussjahr ihre beste Highschool-Zeit überhaupt gewesen. Sie war mit Übergewicht in Seattle angekommen, einsam, traurig und fest davon überzeugt, dass ihr letztes Schuljahr eine Katastrophe würde.
In den nächsten dreizehn Monaten hatte Courtney eine enge Beziehung zu ihrer Großmutter
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