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Die Maschen des Schicksals (German Edition)

Die Maschen des Schicksals (German Edition)

Titel: Die Maschen des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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diese komischen schmalen Linien zwischen den Zahlen. Ihre Großmutter schien noch nie etwas von Digitalanzeigen gehört zu haben. Courtney hatte nicht nur
nicht
abgenommen, sondern es sah so aus, als wäre ein Pfund dazugekommen. Am liebsten hätte sie geheult. Auf einer neuen Schule anzufangen war schlimm genug. Aber all diesen Fremden fett entgegenzutreten, war noch viel schlimmer.
    „Courtney?“ Erneut rief ihre Großmutter von unten an der Treppe zu ihr nach oben.
    „Ja, Grandma.“ Vera wollte an diesem Morgen offensichtlich nicht aufgeben.
    „Ich muss in die Stadt, ein paar Besorgungen machen.“
    „Ist in Ordnung.“
    „Ich möchte gern, dass du mitkommst.“
    Courtney setzte sich laut seufzend auf, schwang die Beine aus dem Bett und ließ mit hängenden Schultern die Füße auf den Boden fallen. „Kann ich nicht hierbleiben?“, bettelte sie. Nach dem Duschen hatte sie sich den Pyjama wieder übergestreift, da sie keinen Grund sah, sich anzuziehen. Jedenfalls keinen triftigen Grund.
    „Es wäre wirklich sehr schön, wenn du mitkommen würdest. Du verbringst nämlich zu viel Zeit in deinem Zimmer.“
    „In Ordnung.“
    „Was hast du gesagt?“
    Courtney erhob sich langsam, lief zur Tür und rief hinunter: „Ich bin gleich unten!“
    Ihre Großmutter nickte lächelnd. „Gut.“
    Vera Pulanski war eine wunderbare Frau, und Courtney hatte ihre Besuche in Chicago immer genossen. Aber nun war es etwas anderes. Sie hatte noch nie mit jemandem zusammengewohnt, der so alt war. Alles hier im Haus könnte man als Antiquität bei Ebay versteigern.
    Missgelaunt zog sie ihre Jeans und ein übergroßes schwarzes T-Shirt an, das vorn mit dem Firmenlogo ihres Vaters bedruckt war. Als sie die Treppe hinunterging, lächelte Vera sie herzlich an und hielt sie an der untersten Stufe mit ausgebreiteten Armen auf. Sie umfasste Courtneys Gesicht und betrachtete sie eingehend.
    „Du bist ein hübsches Mädchen.“
    Courtney kommentierte das mit einem schwachen Lächeln.
    „Mein jüngstes Enkelkind, mein Augapfel.“
    „Ja, Grandma.“
    „Es tut mir immer wieder leid, dass Ralph nicht lange genug gelebt hat, um dich kennenzulernen.“
    Ihr Großvater war gestorben, als Courtney erst wenige Monate alt war. „Mir auch.“
    „Was ich jetzt sagen werde, sag ich nur, weil ich dich so lieb habe.“
    Courtney versteifte sich und machte sich auf eine weitere Gardinenpredigt gefasst. „Schon gut, schon gut, ich muss abnehmen, das weiß ich. Du brauchst es nicht zu sagen, okay?“, erklärte sie abwehrend. Es war ja nicht so, dass sie nicht in den Spiegel guckte. Sie war zu dick und sich dessen voll bewusst. Nach dem Unfall ihrer Mutter hatte sie wahnsinnig viel zugenommen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie noch Größe S getragen, und dann plötzlich – paff! – war sie bei L gelandet. Was Courtney am meisten nervte, war, dass sie ständig von wohlmeinenden Menschen daran erinnert wurde. Als wäre es das Einfachste der Welt, mal eben fünfzehn Kilo loszuwerden.
    „Das wollte ich eigentlich nicht sagen.“ Ihre Großmutter ließ sie los. „Ich finde, du solltest ein paar Freundinnen haben.“
    „Das finde ich auch.“ Sie vermisste Chicago so sehr, dass sie hätte heulen können, wenn sie daran dachte, wen sie dort alles zurückgelassen hatte. Sogar ihr Haus fehlte ihr, das für ein Jahr vermietet war.
    „Du wirst niemanden kennenlernen, wenn du dich in deinem Zimmer verkriechst, meine Kleine“, erinnerte ihre Großmutter sie freundlich. „Deshalb solltest du mehr rausgehen.“
    Dagegen konnte Courtney absolut nichts sagen. Sie senkte den Blick. „Ich weiß.“
    „Begleite mich, dann stelle ich dich allen vor.“
    Sie öffnete den Mund, um zu widersprechen. Doch ihr wurde klar, dass es nichts nützen würde. Ihre Großmutter nahm sie bei der Hand und zog sie in die Küche. Die Rühreier standen auf dem Tisch, und Courtney hätte schwören können, es waren dieselben, die sie schon am Tag vorher serviert bekommen hatte.
    „Ich dachte, wir gehen in die Bibliothek, dann zum Lebensmittelladen und danach in dieses Wollgeschäft.“
    Mit anderen Worten, Courtney wurde durch die Gegend geschleift.
    „Von mir aus können wir aufbrechen, meine Kleine, wenn du auch bereit bist.“
    „Ich bin fertig.“ Je früher sie losgingen, desto eher kam sie wieder in ihr Zimmer zurück.
    „Warte, ich will nur noch kurz nachsehen, ob die Vordertür abgeschlossen ist“, sagte ihre Großmutter.
    Dann dauerte es noch ganze sieben

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