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Die Maschen des Schicksals (German Edition)

Die Maschen des Schicksals (German Edition)

Titel: Die Maschen des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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Minuten, bis sie endlich das Haus verließen. Nachdem sie das Schloss überprüft hatte, war ihre Großmutter noch ins Bad gegangen, um ihren Lippenstift zu erneuern. Dann fiel ihr ein, dass sie die Eier nicht so draußen stehen lassen konnte, bedeckte sie mit einer zerknitterten Folie und stellte den Teller in den Kühlschrank, womit sie Courtneys Verdacht bestätigte. Es
waren
die Rühreier von gestern.
    „Bist du jetzt so weit?“, fragte sie, als wäre Courtney diejenige, auf die sie hatten warten müssen.
    „Jederzeit.“
    „Ach, herrje!“, rief Vera. „Ich habe meine Tasche vergessen!“ Sie kicherte. „Himmel noch mal, ich hätte uns ja fast ausgeschlossen.“
    Schließlich waren sie draußen. Das Auto, das in der Ausfahrt parkte, hätte im Museum stehen können. Nach Aussage ihres Vaters befand sich der 1968er Ford Ranch Kombiwagen in bestem Zustand. Na ja, das sollte er auch. Die Kiste war fast vierzig Jahre alt und hatte lediglich zwölftausend Kilometer auf dem Tacho. Die Tür wog eine Tonne und quietschte, als Courtney sie aufzog. Ohne ein weiteres Wort schlüpfte sie auf den Sitz neben ihrer Großmutter.
    Das Abenteuer, mit Vera Pulanski Auto zu fahren, ging man nicht freiwillig ein. Nachdem sie den Motor angelassen hatte, wandte sie sich an Courtney. „Sieh mal nach hinten. Kommt jemand?“
    Courtney drehte sich um. „Alles frei, Grandma.“ Dann wurde ihr klar, dass ihre Großmutter diese Frage nicht aus reiner Neugier gestellt hatte. „Sag mal, warum hast du dich denn nicht selbst umgedreht, um nachzusehen?“
    Ihre Großmutter straffte die Schultern. „Es geht nicht.“
    „Es geht nicht?“
    „Hörst du schlecht, mein Kind? Ich kann den Kopf nicht drehen, weil ich einen steifen Hals habe. Das ist schon seit zwanzig Jahren so. Der Arzt meint, da kann man nichts tun. Also leide ich. Ich will mich nicht beklagen, und sicher hätte ich nicht darüber geredet, aber da du nun mal gefragt hast …“
    Obwohl sie als Beifahrerin in Veras Auto echte Panik verspürte, sagte Courtney kein Wort. Was würde das auch bringen? In den letzten Tagen hatte sie die Fahrten im Wagen ihrer Großmutter vermeiden können. Aber sie wusste auch, dass dieses Glück nicht ewig anhalten konnte.
    Eine andere Frage drängte sich ihr auf. „Grandma, was hättest du denn gemacht, wenn ich nicht da gewesen wäre?“ Courtney fürchtete, dass ihre Großmutter einfach den Rückwärtsgang eingelegt hätte und losgefahren wäre.
    Mit zusammengepressten Lippen beschäftigte sich Vera mit dem Rückspiegel, schob ihn mit beiden Händen erst zur einen, dann zur anderen Seite. „Dafür sind ja die Spiegel da.“
    „Ach so.“
    „Können wir jetzt?“
    Offensichtlich hatte sie ihre Großmutter mit der Frage beleidigt. „Sicher“, erwiderte Courtney ein wenig schuldbewusst. Als sie an der ersten Ampel hielten, drehte sich ihre Großmutter halb zu ihr um und sah sie an. „Wenn du dir Gedanken um dein Gewicht machst, könnte ich dir helfen.“
    Courtney sah sie misstrauisch an. „Wie denn?“
    „Sport. Ich schwimme jeden Morgen mit meinen Freundinnen. Du könntest mitmachen, was meinst du?“
    Das klang nicht gerade nach einem netten Zeitvertreib, aber dazu gehörte Sport ja wohl ohnehin nicht.
    „Klar doch, mach ich gerne.“ Was eine absolute Übertreibung war, aber ihre Großmutter gab sich Mühe, ihr zu helfen, und sie hatte das Gefühl, es entsprechend honorieren zu müssen.
    Ihr erster Halt, nachdem sie Queen Anne Hill, die Gegend von Seattle, in der ihre Großmutter wohnte, hinter sich gelassen hatten, war die ultramoderne Bibliothek. Vera erklärte ihrer Enkelin, dass das Gebäude nach einer gründlichen Sanierung gerade erst wieder eröffnet worden war. Während Vera ein bestelltes Buch abholte – der neueste Liebesroman eines lokalen Schriftstellers –, blätterte Courtney ein paar Vogue-Magazine durch und versuchte, angesichts der vielen eleganten, superschlanken Models nicht zu verzweifeln.
    Als Nächstes fuhren sie zum Lebensmittelladen. Courtney wusste nicht genau, wie die aktuelle Bevölkerungszahl der City von Seattle lautete – sie war aber überzeugt, dass es sich um Millionen handelte –, und ihre Großmutter kannte mit Sicherheit die Hälfte davon. Courtney konnte die vielen Male gar nicht mehr zählen, die sie von irgendwelchen Freunden Veras aufgehalten wurden. Früheren Nachbarn, Bekannten aus der Kirche, Mitgliedern aus dem Bridge-Club … Courtney musste ungefähr um die dreißig Leute

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