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Die Maschen des Schicksals (German Edition)

Die Maschen des Schicksals (German Edition)

Titel: Die Maschen des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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Ich hatte Angst, dass sie manchmal mehr einnahm als verschrieben und ihre Pillen an anderen Tagen vollständig vergaß.
    „Was habe ich zu Mittag gegessen?“, wiederholte sie, als müsste sie darüber nachdenken.
    „Vor wenigen Stunden, Mom“, scherzte ich.
    „Thunfisch und Cracker“, fiel ihr dann ein, und sie blickte mich mit einem so triumphierenden Lächeln an, dass ich grinsen musste.
    Trotzdem fragte ich noch mal nach. „Und das war alles?“
    Sie zuckte die Schultern. „Ich hatte keinen Hunger. Und jetzt geh mir nicht auf die Nerven, indem du darauf bestehst, dass ich was esse, auch wenn ich gar keinen Appetit habe. Das war eine Angewohnheit von deinem Vater. Es hat mir damals schon nicht gefallen, und jetzt weigere ich mich immer noch, darauf zu hören.“
    „In Ordnung, Mom.“ Ich würde es erst mal darauf beruhen lassen, aber Margaret und ich mussten uns irgendetwas einfallen lassen. Essen auf Rädern vielleicht. Oder eine halbtags arbeitende Haushälterin, wenn wir die Kosten aufbringen konnten. Ich würde demnächst mit ihr darüber reden.
    „Nächsten Sonntag ist Vatertag“, erinnerte Mom mich. „Kommt ihr mit mir zum Friedhof? Ich würde gern eine Vase mit meinen Rosen auf das Grab eures Vaters stellen.“
    „Natürlich. Margaret und ich werden gern kommen.“ Ich hatte das einfach spontan gesagt und hoffte, dass meine Schwester uns begleitete. In letzter Zeit war sie so gereizt und schlecht gelaunt. Die Nähe, die kurz zwischen uns entstanden war, hatte sich verflüchtigt wie eine flache Regenpfütze in der Sonne. Was immer auch mit ihr nicht stimmte, sie schien mir nicht genug zu vertrauen, um darüber zu reden. Das verletzte mich. Unsere Beziehung war schon viel besser geworden, aber in solchen Situationen wurde ich immer daran erinnert, wie sehr wir noch daran arbeiten mussten.
    Als würden ihre Beine schwach, griff Mutter nach einem Terrassenstuhl und setzte sich. Sie nahm den Hut ab und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn. „Meine Güte, ist das eine Hitze.“
    Ich blickte auf das Thermometer, das mein Vater an die Seitenwand des Hauses gehängt hatte, und stellte fest, dass es vierundzwanzig Grad waren. Das überraschte mich, denn es kam mir gar nicht so warm vor. Natürlich hatte meine Mutter mindestens eine Stunde draußen gearbeitet, wahrscheinlich eher zwei, und deshalb war ihr so heiß.
    „Hättest du Lust, essen zu gehen, Mom?“, fragte ich und dachte, das würde uns beiden guttun.
    „Nein, danke, meine Liebe. Ich bin nicht hungrig. Ich habe Dorothy Wallace bei dem Pfannkuchen-Frühstück getroffen, das nach der Messe veranstaltet wurde, und wir haben beide reichlich zugelangt.“
    Das hieß, sie hatte einen kleinen Pfannkuchen ohne Butter oder Sirup zu sich genommen, dann zum Mittag Thunfisch mit Kräckern, und wahrscheinlich würde sie das Abendbrot vollkommen ausfallen lassen.
    „Übrigens hat Margaret angerufen und gesagt, sie wird heute Nachmittag mit den Mädchen vorbeikommen.“
    Meine Befürchtungen waren nicht mehr ganz so groß. Margaret sorgte bestimmt dafür, dass Mom abends noch einmal ordentlich aß.
    „Sie arbeitet gerne mit dir zusammen“, fuhr meine Mutter fort. „So was würde sie dir sicher nicht sagen, aber es stimmt, das weiß ich genau.“
    Ich fragte mich, ob ich meine Sorgen wegen meiner Schwester ansprechen sollte, entschied mich jedoch dagegen. Obwohl ich seit dem Gespräch mit Brad Anfang der Woche immer wieder darüber nachdenken musste. Es gab keine Veranlassung, Mutter da mit hineinzuziehen. Wahrscheinlich würde sie Margaret gegenüber erwähnen, dass ich mir Gedanken machte, und die würde dann wütend werden. Sie nähme es mir sicher übel, wenn ich mit Mom über sie spräche, und würde mir das wochenlang vorhalten.
    „Kann ich dir vielleicht irgendwas bringen?“, fragte ich.
    Mom lächelte abwesend. „Eistee hätte ich gern.“
    Ich ging ins Haus und goss uns beiden ein Glas ein, dann fügte ich noch jeweils eine Zitronenscheibe dazu. Die meisten Zitronen waren bereits verschrumpelt, und ich warf sie weg, ohne es Mutter zu sagen. Bei einem kurzen Blick in den Kühlschrank fand ich einen Liter Milch, dessen Haltbarkeitsdatum bereits seit einem Monat abgelaufen war, und eine Packung tiefgefrorenen Spinat, die sich inzwischen verflüssigt hatte. Auch diese beiden Dinge ließ ich im Mülleimer verschwinden. Als ich auf die Terrasse zurückkam, hatte Mom ihren Hut wieder aufgesetzt und saß mit dem Rücken zur Sonne.
    Ich

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