Die Maschen des Schicksals (German Edition)
reichte ihr ein Glas und setzte mich zu ihr, genoss die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut, das Singen der Vögel in der Ferne, dazu das leise Geräusch der Sprinkleranlage auf dem Rasen.
„Erzähl mir ein bisschen vom Geschäft“, bat Mutter mich. „Hast du diese Woche wieder neue Ware bekommen?“
Ihr gefielen besonders die Geschichten über meine Kundinnen. Mit einer Menge von ihnen hatte ich mich angefreundet, vor allem mit Jacqueline, Carol und Alix, meine ersten Kursteilnehmerinnen. Es kam selten vor, dass ich sie einmal eine Woche nicht traf. Wenn nichts anderes anfiel, dann kamen zumindest ein oder zwei von ihnen zum Wohltätigkeits-Stricken am Freitag.
Ich erzählte fast zwanzig Minuten lang ohne Pause vom Laden und beschrieb die drei Frauen, die sich vor Kurzem für den neuen Kurs angemeldet hatten. Am meisten interessierte sich Mom für Courtney, die siebzehnjährige Enkelin von Vera Pulanski, einer Stammkundin.
„Ich plane, einmal im Monat einen kleinen Imbiss zu veranstalten, zu dem jede etwas mitbringt“, sagte ich, weil ich ihre Meinung dazu hören wollte – teilweise, um sie mit einzubeziehen, und auch weil ich auf ihr Urteil vertraute. Für meinen Vater war sie über die Jahre eine wertvolle Ratgeberin bei seiner Arbeit gewesen.
„Hast du im Laden Platz dafür?“
„Ich denke schon, wenn ich ein bisschen zusammenräume.“ Anfangs gab es noch Platz für einen großen Tisch, an dem sechs Personen sitzen konnten, doch nachdem ich noch weitere Sorten Wolle eingeführt hatte, war es etwas enger geworden. Jetzt stand der Tisch inmitten von Ausstellungsvitrinen.
„Bist du sicher, dass du zwischen den ganzen Wollsachen Essen ausbreiten willst?“
Meine Mutter sprach meine eigenen Bedenken aus. „Ich dachte, wir sitzen am Tisch, an dem ich die Kurse abhalte, und das Büfett baue ich auf einer Ablage im Büro auf.“
Meine Mutter zuckte die Schultern. „Das wäre eine Möglichkeit, aber wozu sollen diese Essen gut sein?“
Interessante Frage. „Na ja, ich will, dass meine Kundinnen sich kennenlernen. Außerdem, wenn eine der anderen zeigt, was sie gestrickt hat, könnte das motivierend wirken.“ Aus diesem Grund stricke ich öfter verschiedene Muster, die ich im Laden ausstelle. „Du könntest doch auch mitmachen, Mom“, schlug ich begeistert vor. „Margaret und ich würden uns freuen.“ Ich versuche, sie so oft wie möglich einzubeziehen. Sowohl Margaret als auch ich sorgen dafür, dass sie immer etwas hat, auf das sie sich freuen kann, damit sie sich aktiv und lebendig fühlt.
So wie Mom die Stirn runzelte, bezweifelte ich, dass sie mir zugehört hatte. „Veranstalte ein monatliches Treffen, bei dem jede sich vorstellt und ihr Projekt vorführt, und lass das Büfett weg. Wenn ihr etwas essen wollt, geht anschließend in ein Restaurant.“
Die Idee gefiel mir. „Danke, Mom.“
Ich war sicher, sie freute sich, dass ich sie um Hilfe bat. Bestimmt vermisste sie das, nachdem sie die Rolle der Ratgeberin so oft in ihrer Ehe übernommen hatte. Wir saßen noch etwa eine halbe Stunde zusammen und unterhielten uns, dann brach ich auf, um mich mit Brad und Cody zu treffen.
Die beiden warteten auf dem Parkplatz am Green Lake auf mich. Chase zerrte an seiner Leine.
„Hallo!“, rief ich, als ich aus meinem Wagen stieg. Nicht nur Chase schien schon ganz wild auf diesen Ausflug zu sein.
Cody kam als Erster zum Auto gerast und umarmte mich kurz. „Können wir jetzt losgehen?“
Sein Vater strich ihm übers Haar. „Okay, Sportsfreund, aber lauf nicht zu weit vor, in Ordnung? Und lass Chase nicht von der Leine.“
Cody nahm sich nicht die Zeit, um etwas darauf zu erwidern. Zusammen mit Chase schoss der Junge mit einer Energie davon, die ich bewunderte.
Brad und ich begannen zügig zu laufen. Wie immer an einem sonnigen Wochenende war es hier voller Leute und Hunde. Wir kamen an einem Mann vorbei, der mit seiner Gitarre im Gras saß und Folksongs spielte. Ein Kleinkind jagte den Schmetterlingen hinterher. Nahe am Ufer sahen wir ein paar Kanus. Brad und ich liefen nebeneinander und hatten dabei ein Auge auf Cody und Chase.
„Wie geht es deiner Mutter?“, erkundigte sich Brad, der wusste, dass ich vorher bei ihr gewesen war.
In diesem Moment wollte ich keine lange Diskussion über meine Sorgen um sie beginnen. Dieses Gespräch hob ich mir lieber für Margaret auf, und das würde ich auch bald in Angriff nehmen. „So wie immer eigentlich“, erwiderte ich, was mehr oder weniger
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