Die Maschen des Schicksals (German Edition)
dagegen.“
„Das ist nicht wahr.“
„Nicht wahr? Du bist nicht in der Lage, die Finger von den Karten zu lassen.“
„Ich kann spielen“, entgegnete er ruhig. „Ich muss nicht wetten.“
Elise schüttelte den Kopf. „Das ist genauso, als würde ein Alkoholiker behaupten, er könnte in die Kneipe gehen, ohne in Versuchung zu geraten.“ Wenn sie bedachte, dass er seinen Enkeln das Pokern beibrachte, erschien er ihr sehr naiv, was seine Fähigkeiten betraf, die Spielsucht zu kontrollieren.
„Es ist wirklich mein Ernst, Elise, es ist vorbei. Ich möchte nicht den Rest meines Lebens an einem Spieltisch vergeuden. Ich möchte meine Familie um mich haben, und ich will dich.“
Schockiert von seiner Eröffnung, hätte sie fast den Wein über die Tischdecke verschüttet. Sie musste erst mal schlucken. „Da kommst du zu spät“, erklärte sie ihm. „Siebenunddreißig Jahre zu spät.“
„Ich glaube eher, dass es genau der richtige Zeitpunkt ist“, sagte er und prostete ihr mit dem Weinglas zu.
19. KAPITEL
Bethanne Hamlin
B ethanne stellte den Staubsauger aus und horchte. Sie hatte sich nicht verhört, das Telefon klingelte. Sie überlegte, ob sie den Anrufbeantworter anspringen lassen sollte. Doch sie hatte zahlreichen Firmen eine Bewerbung geschickt und wollte keinen potenziellen Arbeitgeber verpassen.
Schnell rannte sie in die Küche, atmete einmal tief durch, um sich zu sammeln, und griff nach dem Hörer. „Bethanne Hamlin hier“, meldete sie sich und bemühte sich um einen möglichst seriösen Tonfall.
„Wir müssen reden.“
Ernüchtert lehnte sie sich gegen die Küchenwand. Sie wollte nichts mehr mit ihrem Exmann zu tun haben. Nach ihrem letzten Treffen im Café in der Blossom Street war sie wütend und voller Groll. „Hallo Grant, wie unangenehm, von dir zu hören“, säuselte sie.
„Ich komme vorbei.“
Sie hätte ihm am liebsten klargemacht, dass sie Zeit und Ort ihres nächsten Treffens bestimmen wollte, doch das hätte nicht viel gebracht. Nach zwanzig Jahren Ehe kannte sie Grants Launen. An seiner Stimme merkte sie, dass er sich über etwas aufregte und sich nicht abwimmeln lassen würde.
„Na gut“, sagte sie nur kurz.
„Ich bin in zehn Minuten da.“
„Okay.“ Was immer ihn auch verärgert hatte, es brannte Grant offenbar genug unter den Nägeln, um sich mitten am Tag freizunehmen – etwas, das sonst so gut wie nie passiert war. Sie legte auf und machte mit dem Staubsaugen weiter.
Genau sieben Minuten nach seinem Anruf hörte sie, wie der Türgriff heruntergedrückt wurde und dann ein heftiges Klopfen. Irrtümlicherweise hatte Grant anscheinend angenommen, dass er in ihr Haus hereinspazieren konnte, wann immer es ihm passte. Nun, das hatte sie verhindert. Nachdem die Scheidung rechtskräftig geworden war, hatte Bethanne die Schlösser ausgetauscht, und sie verspürte jetzt ein Gefühl der Genugtuung, dass sie ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.
„Hast du befürchtet, dass ich einbreche?“, knurrte er, als sie die Tür öffnete und zur Seite trat, um ihn hereinzulassen.
„Ich hatte zumindest nicht vor, dir die Gelegenheit dazu zu geben“, knurrte sie zurück. Sie wollte ihm deutlich machen, dass er sich lediglich mit ihrer ausdrücklichen Genehmigung in ihrem Haus aufhielt.
Er rauschte in die Küche, dann wirbelte er herum und blickte sie an. „Hast du Annie dazu angestiftet?“, wollte er mit zornfunkelnden Augen wissen.
„Wozu?“
„Du weißt, wovon ich rede.“ Er sah sie wütend an, beide Hände zu Fäusten geballt. „Wo ist sie überhaupt?“
„Wenn du unsere Tochter meinst, kann ich dir lediglich sagen, dass sie nicht zu Hause ist.“ Bethanne verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich entspannt mit der Hüfte gegen den Küchentresen. Sie hatte versucht, ihn zu warnen, hatte alles Mögliche getan, um ihm begreiflich zu machen, dass es ein Problem gab. Grant hatte ihre Sorgen beiseite gewischt, wie so oft in der Vergangenheit. Sie fand nun, dass irgendeine Dummheit, die Annie sich mit Tiffany geleistet hatte, seine Sache war, nicht ihre.
„Du hast es gewusst – und kein Wort gesagt!“
„Wovon redest du? Ich habe dich gewarnt und dir erklärt, wie sie sich gefühlt hat – und immer noch fühlt.“ Sie seufzte nachsichtig. „Wenn du dich erinnerst, ich sprach davon, in Annies Tagebuch gelesen zu haben.“ Bethanne wusste nicht, was ihre Tochter diesmal angestellt hatte, ihr war nur klar, dass Annie zutiefst verzweifelt
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