Die Maschen des Schicksals (German Edition)
herzlich.
Sie blickte etwas schüchtern zu den Frauen am Tisch. Ich stellte sie der Runde vor. Jacqueline zog schnell ihre Handarbeitstasche zur Seite und räumte einen Platz neben sich frei. „Lydia meint, du wärst vor Kurzem in Pension gegangen. Ich würde meinen, es wird höchste Zeit, in unseren Geburtstagsclub einzutreten.“ Sie schwieg einen Augenblick, bevor sie die Frage stellte: „Wann hast du denn Geburtstag?“
„Im Januar.“ Elise schien sich nicht sicher zu sein, was sie von Jacquelines Einladung halten sollte. „In meinem Alter ist es wohl keine gute Idee, so viel Tamtam um das Älterwerden zu machen.“
Jacqueline lächelte. „Machst du Witze? Jedes neue Jahr ist ein Grund zum Feiern. Es wird dir gefallen, ich verspreche es dir. Unser nächstes Treffen findet Donnerstagmittag statt. Ich werde zu dir kommen und dich abholen. Das Leben sollte gelebt werden, sag ich immer.“
„Ich … ich kenne doch niemanden da. Und … was ist mit den Kosten? Wie viel muss man da bezahlen?“
„Du kennst mich zum Beispiel“, widersprach Jacqueline. „Und dein erstes Mittagessen geht auf meine Kosten, weil wir deinen Geburtstag nachfeiern.“ Als Elise weitere Einwände vorbringen wollte, redete Jacqueline mit ihrem entschiedenen Ton auf sie ein, den wir alle schon kannten. „Du kommst mit, alles klar? Ausreden gelten bei mir nicht.“
„Na gut“, sagte Elise, aber so richtig überzeugt schien sie nicht zu sein.
Ich lächelte, weil mich die Herzlichkeit meiner Freundin rührte. Die Türglocke ging erneut, und als ich hochsah, stand Brad dort. Wie schon befürchtet … Das angenehme Gefühl war sofort verschwunden, doch ich hätte mir keine Sorgen zu machen brauchen.
Margaret sah mich an. „Ich kümmere mich darum“, murmelte sie.
Alix runzelte die Stirn und lehnte sich zu mir vor. „Ich kann ihm einen Denkzettel verpassen. Ich kenne ein paar Leute. Du brauchst nur einen Ton zu sagen.“
Ich wusste immer noch nicht, ob sie scherzte oder es ernst meinte, und musste immer wieder zu Brad hinübersehen. Dann schüttelte ich den Kopf. Er sah genauso miserabel aus, wie ich mich fühlte. „Das wird wohl nicht nötig sein“, versicherte ich Alix. Er litt offensichtlich bereits genug, ohne dass sie nachhalf. Das taten wir beide.
18. KAPITEL
Elise Beaumont
E lises Buchclub traf sich an jedem zweiten Montag im Monat um zwei Uhr, und sie war gern dort. Die Gruppe wurde von der Seattle Public Library unterstützt, und Elise hatte sich damals fest vorgenommen, daran teilzunehmen, wenn sie in Rente ging. Sie würde auch wenigstens einmal zu Jacquelines Geburtstagsclub gehen und war entschlossen, sich dort zu amüsieren.
Bei dem Buchclub-Treffen im Juli ging es um das Buch „Das Mädchen in Hyazinthblau“ von Susan Vreeland. Die Zusammenkunft war sehr lebhaft verlaufen, und Elise verließ das Treffen richtig erfrischt. Die Teilnehmer hatten den Roman aus verschiedenen Sichtweisen beleuchtet. Darunter waren auch Aspekte gewesen, die Elise vorher nicht gesehen hatte.
Der Bus hielt einen halben Häuserblock von ihrem momentanen Zuhause entfernt. Es war alles ruhig im Haus, als sie hereinkam. Deshalb versuchte sie sich zu erinnern, ob Aurora irgendetwas über ihre Pläne gesagt hatte.
Normalerweise belegten Luke und John sie sofort mit Beschlag, wenn sie durch die Tür kam. Die Stille an diesem Nachmittag war irritierend.
„Aurora, ich bin zurück. Heute war das beste Treffen überhaupt!“, rief sie. „Ich …“ Sie verstummte, als Maverick aus der Küche kam, eine Schürze umgebunden und in der Hand einen Holzlöffel voller Tomatensoße.
„Aurora und die Jungs sind heute Nachmittag nicht da“, erklärte er. „Kurzfristige Planung.“
„Ach so.“ Ihre Euphorie war schnell wieder verflogen.
„Ich koche gerade“, bemerkte er, obwohl das offensichtlich war. „Genauer gesagt, mache ich Lasagne – das hat dir von meinen Gerichten immer am besten geschmeckt.“
Elise war klar, dass er alle Teller, Schüsseln und Töpfe dreckig gemacht hatte. Sofort fiel ihr wieder ein, wie er eine ordentliche Küche binnen kurzer Zeit in eine Stätte der Verwüstung verwandeln konnte. „Weiß Aurora Bescheid?“, fragte sie zugeknöpft. Wahrscheinlich erwartete er eine freudige Reaktion von ihr, weil er für sie kochte. Doch sie sagte kein Wort dazu.
„Das war Auroras Vorschlag.“
Elise glaubte das nicht so richtig, wollte aber nicht mit ihm diskutieren.
„Du leistest mir doch beim Dinner
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