Die Maschen des Schicksals (German Edition)
weiter.“
„Sie ist nicht wütend auf
mich
. Du musst dich um sie kümmern.“ Es war nicht ihre Absicht, schnippisch zu werden. Annies Schmerz war durch ihren Vater verursacht worden. Bethanne bemühte sich zu helfen, doch alles, was sie tun konnte, schien die Dinge noch weiter außer Kontrolle geraten zu lassen. Grant musste endlich etwas Verantwortung übernehmen.
Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Ich habe Angst, dass Annie ihr wirklich wehtun könnte“, murmelte er und schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht fassen, dass das hier passiert.“
„Du machst dir Sorgen um
Tiffany?“
, explodierte Bethanne.
„Ganz richtig, das tue ich. Jemand, der willentlich ihr Auto zerstört, steht nur einen Schritt davor, auch körperlich tätlich zu werden.“
„Was ist mit Annie?“, fragte sie, schockiert, dass er so egozentrisch sein konnte. „Machst du dir keine Sorgen um
sie?
Ist sie es nicht wert, einen Gedanken an ihr Wohlbefinden zu verwenden?“
„Natürlich mache ich mir Sorgen. Aber ich komme nicht mit ihr zurecht. Sie hasst mich. Jedenfalls vermittelt sie mir diesen Eindruck. Wenn du irgendwelche Informationen hast, die ich nicht habe, dann unterrichte mich bitte.“
„Das ist das Problem“, entgegnete sie mit zittriger Stimme. „Sie liebt dich ganz schrecklich, und ob du es glaubst oder nicht, Annie braucht ihren Vater. Es war eine Sache, sich von mir scheiden zu lassen. Aber du hättest dich nicht von den Kindern trennen sollen. Wann hast du das letzte Mal mit deiner Tochter gesprochen? Sonst hast du sie wenigstens alle ein, zwei Wochen angerufen. Wenn ich es richtig sehe, passiert das nicht mehr. Warum? Wann hast du dich das letzte Mal mit ihr unterhalten? Oder mit Andrew? Muss ich dich daran erinnern, dass es auch deine Kinder sind?“
Er blickte auf seine Schuhe hinunter. „Ich hatte viel zu tun und …“
„Viel zu tun?“, rief sie. „Erwartest du ehrlich von mir, dass ich das als eine akzeptable Begründung ansehe?“
„Du musst mir nicht ins Gewissen reden. Außerdem wollen Annie und Andrew nichts mit Tiffany zu tun haben. Sie kommen nicht mal zu mir in die Wohnung, weil sie dort sein könnte.“
„Sprich mit Annie“, riet sie ihm und vergaß ihren Stolz für einen Moment. „Ruf sie an und lade sie zum Essen ein. Sie braucht die Gewissheit, dass du sie immer noch gern hast und an ihrem Leben teilhaben möchtest. Aber nur, wenn du es auch ernst meinst. Du musst die Versprechen, die du ihr machst, auch erfüllen – sonst würde das mehr Schaden anrichten als helfen.“
Er nickte wie ein widerspenstiges Kind. „In Ordnung. Das tue ich. Ich werde sie in den nächsten Tagen anrufen.“ Er zögerte, dann lächelte er zerknirscht. „Danke, Bethanne.“
Sie zuckte die Schultern. „Nichts zu danken.“
„Wie geht es Andrew?“
Fast hätte sie die Augen verdreht. „Frag ihn selbst.“
Er sah sie gekränkt an. „Er war nicht gerade darauf versessen, mit mir zu reden, mit oder ohne Tiffany.“
„Geh zu ein paar von seinen Football-Spielen im September. Ich könnte mir vorstellen, er erinnert sich dann wieder daran, dass du sein Vater bist.“
Grant schien darüber nachzudenken. „Das könnte ich machen.“
Mit anderen Worten, sollte sich dies mit seinem Terminkalender vereinbaren lassen und nichts Wichtigeres dazwischenkommen.
Sie wartete, weil sie meinte, es wäre jetzt Zeit, dass er sich verabschiedete. Doch er blieb unschlüssig stehen, als hätte er noch etwas auf dem Herzen. „Soweit ich das mitbekommen habe, warst du vor Kurzem mit Paul Ormond zusammen“, bemerkte er schließlich.
„Wer hat dir das erzählt?“
Er verzog den Mund zu einem leichten Grinsen. „Nachrichten verbreiten sich. Ein Typ aus dem Büro – du kennst ihn nicht – hat euch neulich abends bei Anthony’s gesehen. Was soll das?“
„Wieso hat er mich denn erkannt?“, fragte sie neugierig.
„Ich hatte ein Foto von dir auf meinem Schreibtisch.“
Vergangenheit, wie sie sarkastisch feststellte. Die Ironie dieser Situation entging ihr keineswegs. Zwei Jahre lang war es ihm gelungen, seine Affäre hinter ihrem Rücken geheimzuhalten. Sie hatte nach zweiundzwanzig Jahren ein einziges Date, und schon wusste er davon.
„Läuft da etwas zwischen dir und Paul?“, wollte er wissen.
Sie hielt sich gerade noch zurück, darauf zu antworten. Es ging ihn überhaupt nichts an, mit wem sie Kontakt pflegte – oder sich zum Essen verabredete. Er musste auch nicht wissen, dass Paul sie zwei-
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