Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maschen des Schicksals (German Edition)

Die Maschen des Schicksals (German Edition)

Titel: Die Maschen des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
Vom Netzwerk:
oder dreimal angerufen hatte und sie bei ihrer Jobsuche mit guten Gesprächen unterstützte. Sie waren einfach nur Freunde, doch sie hatte noch nie zuvor einen Mann zum Freund gehabt.
    „Das geht nur Paul und mich etwas an.“
    „Mit anderen Worten, ich soll mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern.“
    „Ja.“ Sie lächelte. „Ich denke, du hast es vor einigen Monaten ganz gut ausgedrückt. Ich führe jetzt mein eigenes Leben, Grant, und das ist gut so.“

20. KAPITEL
    Courtney Pulanski
    C ourtney fühlte sich elend. Eine wutschnaubende Annie saß auf ihrem Bett. Sie tobte fünf Minuten lang, ohne Luft zu holen, zwei Wochen nach dieser Rave-Party und den Ereignissen, die dort stattgefunden hatten, immer noch sauer.
    „Du hattest nicht das Recht dazu, meinen Bruder anzurufen“, beendete Annie ihre Tirade in gedämpftem Ton, weil sie offensichtlich fürchtete, man könnte sie hören.
    Courtney machte sich nicht die Mühe, ihr zu sagen, dass ihre Großmutter fast taub war. „Ich habe es auch nicht getan, weil ich Lust dazu hatte, verstehst du.“
    „Andrew behauptet, ich sollte dir dankbar dafür sein. Aber das kannst du vergessen.“ Sie sah Courtney wütend an, als hätte diese es darauf abgesehen, Annies Leben zu ruinieren.
    „Okay, ich vergesse es.“
    „Ich hätte wissen müssen, dass du der moralische Typ bist.“
    „Denk, was du willst“, entgegnete sie, ohne auf Annies Angriff zu reagieren. „Aber vielleicht würde es dir ja nicht schaden, wenn du dir mal anhörst, was ich zu sagen habe.“
    „Wozu?“
    Courtney überging die Frage und kam sofort auf den Punkt. „Ich kann deine Gefühle nachempfinden.“
    Annie schüttelte den Kopf. „Nein, kannst du nicht. Das ist unmöglich.“
    „Meine Mutter ist gestorben, und …“
    Annie kniff die Augen leicht zusammen. „Soll ich dich jetzt bemitleiden?“
    „Nein. Jetzt sei ruhig und hör mir zu! Dein Vater ist aus deinem Leben verschwunden. Und was du empfindest, unterscheidet sich nicht so sehr von dem, was ich durchgemacht habe, als meine Mutter verunglückte.“
    „Ich wünschte, mein Dad wäre gestorben.“
    Courtney packte Annie bei den Schultern und hielt sie so fest, wie sie konnte. „Nein, das stimmt nicht! Du bist wütend, und der Schmerz bringt dich fast um, aber das wünschst du dir nicht. Unmöglich. Meine Mutter ist tot, und ich würde alles dafür geben, sie zurückzubekommen. Der Tod ist für immer, verstehst du? Du hast ja keine Ahnung, wie das ist, wenn deine Mutter an einem Tag noch lebt und lacht und dann am nächsten plötzlich auf so einem Tisch in der Leichenhalle liegt. Das kannst du dir unmöglich vorstellen.“ Tränen traten ihr in die Augen. „Es ist jetzt vier Jahre her, und ich denke jeden Tag an sie. Manchmal von morgens bis abends. Meine Mutter wollte nicht sterben. Sie war unterwegs zu einer Freundin, mit der sie sich zum Mittag treffen wollte. Ein Lkw geriet auf die Gegenfahrbahn, weil ihm ein Reifen geplatzt ist.“ Courtney sprach selten über den Unfall und erwähnte das Ganze in Gegenwart von anderen kaum. Aber sie fand es wichtig, dass Annie verstand, was sie meinte. Courtney hatte sich auch mit ihrer Mutter gestritten. In diesem letzten Jahr war sie ein Dutzend Mal oder mehr sauer auf sie gewesen, aber – wie sie Annie gerade gesagt hatte – sie würde alles dafür geben, um ihre Mutter wieder zurückzubekommen.
    „Erzähl mir nicht, was ich fühle“, rief Annie und riss sich los.
    Courtney war es inzwischen egal, ob Grams ihr Gespräch mitbekam. Sie versuchte einen anderen Weg, um an Annie heranzukommen. „Ich habe immer so getan, als wäre Mom noch am Leben.“
    „Soll ich mich jetzt besser fühlen?“
    „Nein, war nur eine Bestandsaufnahme der Tatsachen.“
    „Mir reichen die Tatsachen, mit denen ich klarkommen muss, vollkommen. Ich will einfach wieder so leben wie vorher, mit meiner Mom und meinem Dad, und …“ Sie biss sich auf die Lippe, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ich muss gehen.“ Im nächsten Moment war Annie vom Bett aufgestanden. Sie griff nach ihrer Tasche und drehte sich in der Tür noch einmal um. „Tu mir bitte von jetzt ab keine Gefallen mehr, hast du verstanden?“ Dann war sie verschwunden.
    „Wie du willst“, murmelte Courtney. Sie hatte das Gefühl, versagt zu haben. Es war ein Risiko gewesen, Andrew an jenem Abend anzurufen, und Annie schien nicht zu begreifen, wie schwer Courtney diese Entscheidung gefallen war. Annies einzige Reaktion bestand

Weitere Kostenlose Bücher