Die Maske
blutige Fleischklumpen, von ihren weißen Federn befreit.
Sukos Gesicht hatte sich bei jedem weiteren Fund verhärtet. Beim letzten war es zu einer starren Maske geworden. Hier mußten Bestien gewütet haben, das stand fest.
Aber welche?
Suko stand inmitten des Chaos' und dachte nach. Er erinnerte sich an das Telefongespräch mit seinem Freund John Sinclair, der ihn in der Nacht schon stichwortartig in den Fall eingeweiht hatte. Es ging um einen Maskenmörder und um magisch veränderte Füchse, die ihr Unwesen trieben.
Die toten Tiere deuteten darauf hin, daß ein oder auch mehrere Füchse gewütet hatten, denn Hühner und Gänse gehörten auch zu ihrer normalen Beute.
Aber Katzen und Hunde?
Diese toten Tiere wiesen darauf hin, daß die Füchse doch stärker waren und möglicherweise von einer anderen Macht geleitet wurden, eben der des Teufels.
Und wie paßte die Maske dazu?
Da wußte Suko keine Lösung. Er dachte auch nicht über dieses Problem nach, sondern über das Verhalten des Fahrers. Er wurde einfach das Gefühl nicht los, daß dieser Faharer mehr wußte, als er hatte zugeben wollen. Sicherlich nicht nur er. Der Mann stammte aus Fieldham, in diesen Ort wollte Suko ebenfalls. Vielleicht gab es dort den einen oder anderen, der ihm etwas erzählen konnte.
Fliegen summten über die toten Kadaver hinweg. In der Nähe waren zudem einige Elstern und Raben gelandet. Sie glotzten die Kadaver an, als wären sie eine fette Beute.
Im Wagen war es nicht zu heiß, denn das Fahrzeug besaß eine Klimaanlage.
Langsam fuhr Suko an. Das Abrollgeräusch der Reifen veränderte sich, als er durch den blutigen Schmier fuhr. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte hinter ihm eine leere Straße. So einsam war die Gegend nun auch wieder nicht.
Weshalb zeigte sich kein Mensch? Warum blieben sie zurück? Hatten sie Furcht vor den veränderten Füchsen?
Suko wünschte sich, eines der Tiere zu sehen, und sein Wunsch wurde erfüllt.
Plötzlich erschien der Fuchs an der rechten Fahrbahnseite. Er war aus einem dichten Unkrautgürtel aufgetaucht, der sehr nah an der Straße wuchs.
Mit einem Sprung hatte er die Fahrbahn erreicht, trottete auf die Mitte zu, blieb dort stehen, und Suko, der schon abgebremst hatte, rollte vorbei an dem Fuchs, der sich umgedreht hatte. Er trottete zurück an den Rand der Straße, blieb dort nicht stehen, sondern hielt das Tempo des Autos bei. An der rechten Seite lief er mit auf das Dorf zu. Suko machte die Probe aufs Exempel. Gab er etwas mehr Gas, lief auch der Fuchs schneller. Ging er mit der Geschwindigkeit zurück, so wurde auch das Tier langsamer.
Das war mehr als ungewöhnlich. Aber es verdeutlichte dem Inspektor, daß der Fuchs etwas von ihm wollte. Nur begleiten oder auch warnen vor dem, was noch kommen würde?
Suko schaute nach vorn und schielte gleichzeitig nach rechts. Fast wie ein gehorsamer Hund trottete der Fuchs neben dem BMW her. Sein buschiger Schwanz stand halbhoch, den Kopf hatte er gesenkt, die Schnauze halb geöffnet. Ihn schien der Wagen und dessen Fahrer überhaupt nicht zu interessieren.
Aber weshalb lief er dann mit?
Suko nahm den Fuß vom Gas. Automatisch verlor der BMW an Tempo. Und sofort reagierte das Tier. Es blieb genau in den Moment stehen, als auch Suko das Fahrzeug stoppte.
Was würde passieren, wenn er das Auto verließ?
Suko wollte es wissen. Er drückte die Fahrertür sehr vorsichtig auf, und der Fuchs rührte sich nicht. Er schaute noch immer geradeaus, als wäre er ausschließlich auf den Ort fixiert.
Neben der Straße war das Gelände eingezäunt worden. Dünne Drähte spannten sich wie Stahlseiten zwischen den schlanken Pfosten. Sie waren elektrisch geladen und sollten die ein Stück entfernt weidenden Kühe davon abhalten, ihren Grund zu verlassen.
Suko sah, daß Bewegung in die Kühe kam. Ihr lautes Muhen erschreckte ihn regelrecht.
Und auch die Bewegung der Tiere, die plötzlich hektisch und schnell waren, so wie man sie kaum kannte.
Was hatte die Tiere gestört?
Es war ein Fuchs!
Er hatte in einer kleinen Mulde gelauert und war plötzlich hervorgekommen.
Was Suko dann zu sehen bekam, war einfach unglaublich. Kühe, die sich vor Füchsen nun wirklich nicht zu fürchten brauchten, gerieten plötzlich in Panik. Sie rannten in alle Richtungen davon, ob Ochse oder Kuh, ein jedes Tier wollte dem rasenden Fuchs entwischen. Eine Kuh schaffte es nicht. Der Fuchs war dicht hinter ihr, als er sich abstieß und auf dem breiten dunklen Rücken der Kuh
Weitere Kostenlose Bücher