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Die Maske des Meisters

Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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im Obergeschoss angekommen war.
    Vali stieg auf den Fenstersims, lehnte sich weit nach links und griff das Rohr, das das Wasser von der Regenrinne nach unten leitete. Claire wollte schreien und ihn warnen, dass der Abfluss noch von ihrem Vater stammte und ein Provisorium war. Das Konstrukt bestand nicht aus einem durchgehenden Rohr, sondern aus vielen kleinen Stücken. Doch da sprang Vali auch schon aus dem Fenster. Er hielt sich am Rohr fest und kletterte nach unten, aus Claires Sichtfeld heraus. Plötzlich gab es ein lautes Geräusch, als würde etwas aus der Wand gerissen werden. Dann fiel das Konstrukt in sich zusammen, und Vali krachte auf den Boden, das wusste Claire auch ohne ihn zu sehen.
    Völlig außer Atem kam Todd ins Zimmer gestürzt. Er hatte seine Waffe gezogen und schwenkte sie umher. „Warum antwortest du nicht?“
    Als eine Windböe das Fenster weiter aufdrückte, sah sie in die Richtung.
    „Ist er da raus? War es Ase?“, fragte ihr Bruder. Ohne ihre Antwort abzuwarten, durchquerte er mit schnellen Schritten den Raum und zielte mit seiner Pistole auf ein bewegliches Ziel: Vali. Er musste quer über die gesamte Rasenfläche laufen und war völlig ungeschützt.
    „Nein!“, kreischte sie und schlug entsetzt die Hand auf ihren Mund.
    Erschrocken flog Todd zu ihr herum. „Verflixt, du hast mich erschreckt.“
    Wie von der Tarantel gestochen sprang Claire auf und stolperte zum Fenster, um zu prüfen, was mit Vali war. Hatte er sich bei dem Aufprall verletzt? Kam er deshalb womöglich nicht schnell genug voran?
    Als Todd seine Waffe wieder auf den Flüchtenden richtete, tauchte dieser gerade im Maisfeld unter. Die Deputy Sheriffs, die vor dem Haus Wache geschoben hatten, sprinteten hinter ihm her. Einer von ihnen nahm denselben Weg wie Vali, während der andere über den Pfad lief, der links am Feld vorbeiführte.
    In der Ferne loderten Flammen gen Himmel. Ein Blitz musste in ein Haus oder eine Scheune eingeschlagen und es in Brand gesteckt haben.
    Todd senkte seine Pistole. „Wieso hast du mich mit deinem Schrei aufgehalten?“
    „Ich möchte nicht, dass du zum Mörder wirst“, log Claire, aber in Wahrheit sorgte sie sich um Vali.
    „Ich wollte ihm nur ins Bein schießen, damit er nicht weglaufen kann“, stellte er klar und steckte seine Waffe ins Gürtelholster.
    „Und was, wenn du ihn tödlich getroffen hättest?“ Sie breitete ihre Arme aus und blickte so unschuldig wie möglich. „Dann hätten wir nie erfahren, wo sich Cyn und Libby aufhalten.“
    „Hat er dich angefasst?“
    Claire suchte verzweifelt nach einer Lüge, doch die Zeichen waren zu offensichtlich. Das Bett war zerwühlt, und Feuchtigkeit lief verräterisch an ihrem Bein herab. Alles hätte wie eine normale Liebesnacht ausgesehen, hätten nicht die Handschellen, die Vali vergessen hatte, unter dem Kopfkissen hervorgelugt.
    Ihr Bruder raufte sich die Haare. „Oh Gott, Claire.“
    „Ich bin in Ordnung“, gab sie ihm zu verstehen und zwang sich zu lächeln. Dann nahm sie ihn in den Arm. Sie stand kurz davor, ihm alles über ihre absonderliche Affäre mit Vali zu beichten, aber die Worte wollten nicht über ihre Lippen kommen, als würde sie das fragile Band zwischen Vali und ihr zerstören, wenn sie darüber sprach.
    Todd schluchzte. „Ich hatte fürchterliche Angst um dich.“
    „Mir geht es gut, wirklich.“ Sie schob ihn ein Stück von sich weg und legte ihre Handflächen an seine Wangen. „Schau mich an. Ich bin okay.“
    „Ich bringe dich ins Krankenhaus, damit du frauenärztlich untersucht werden kannst“, sagte er entschlossen, nahm ihre Hände in die seinen und drückte sie brüderlich, als ihm Blut an ihrem Zeigefinger auffiel.
    „Ist das deins?“ Hektisch untersuchte er ihren Arm nach einer Wunde.
    Bevor Claire etwas erwidern konnte, hatte er auch schon ihre Hand umgedreht und einen Hautfetzen unter ihrem Fingernagel ausgemacht. Er riss euphorisch seine Augen auf. „Du hast Ase gekratzt. Wir haben seine DNA. Claire, wir haben ihn! Dank dir.“
    Innerlich sackte sie in sich zusammen. Sie hatte Vali verraten.
    Mittlerweile war es Abend. Der Nachmittag war aufgrund der Gewitterwolken so dunkel gewesen, dass Tag und Nacht nahtlos ineinander übergingen. Gegen ihren Willen brachte Todd Claire ins Krankenhaus. Das CSU-Team war schon auf dem Weg, um das Haus erneut nach möglichen Spuren von Vali abzusuchen, und diesmal würden sie fündig werden.
    Claire hatte ihr Nachthemd, das noch nach ihm und ihrem sündigen

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